Erstellt am: 31. 1. 2010 - 14:43 Uhr
Schock der Woche - Scorpions machen Schluss!
Berlin ist tiefgefroren und macht dem Zweitnamen "Westsibirien" alle Ehre. Seit Wochen klettert man über vereiste Schneeberge auf ungeräumten Gehwegen, stolpert unter trübem Himmel über festgefrorene Hubbel und Hügel. Was für ein Aufatmen, als nach 12 Tagen endlich wieder die Sonne heraus kam. Fast wollte man schon positiv denken, aufs Frühjahr hoffen, aber dann kam die wahre Schocker -Nachricht: Die Scorpions, Deutschlands erfolgreichste Rockband will nach mehr als 40 Jahren aufhören. Ein neues Album kommt noch, dann drei Jahre Tour, und dann soll Schluss sein mit Klaus Meine und seinen Mannen. "Oh Nein! Warum? Warum?", schreit da der verzweifelte Fan. Nie mehr "Rock me like a Hurricane?" Kein "Still Lovin’ you-Gewinsel" mehr?
Keine Fernsehauftritte von Klaus Meine mit Sonnenbrille, Lederkäppi und besticktem Gehrock, diese einzigartige Mischung aus Altrockertum und staatstragendem Habitus? Will man uns mit der Lieblingsband des Ex-Kanzlers Schröder auch noch das letzte bisschen Lebensfreude nehmen?
Scorpions
Andererseits, so eine groß angekündigte Auflösung ist auch immer ein wirksames Promotion-Tool - es beflügelt die Verkaufszahlen. Aber braucht man das bei 60 Millionen verkauften Platten? Nach Platin in USA und Gold in Japan? Wegen des fortgeschrittenen Alters ist bei den Scorpions kein verfrühtes Comeback - sonst ein weit verbreitetes Phänomen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten- zu erwarten.
The Velvet Underground
Klaus Meine hat ein Eigenheim in Hannover und auch sonst ausgesorgt, man kann also kaum hoffen, dass er nach zwei Jahren Pause solo weitermachen wird. Wie auch? Als "Klaus Meine" mit einer neuen Band? Oder eher so songwritermässig mit Gitarre und seinem metallischen Kastratengesang?
The Smiths
Vielleicht kommen die Scorpions auch mit dem seit acht Jahren angekündigten Musical "Winds of Change" zurück. Man feilt noch an dem Buch, heißt es, was soll daran eigentlich so schwierig sein? Die Story liegt auf der Hand: Eine Liebegeschichte Ost–West samt Trennung und Wiedersehen beim Mauerfall und das musikalische Hauptthema "Wind of Change" wird zwischendurch immer mal wieder angepfiffen.
Bei aller Trauer wegen des baldigen Endes der Scorpions: Vielleicht sind 40 Jahre auch mal genug?
Die besten, einflussreichsten Bands haben sich doch immer früh aufgelöst: The Velvet Underground gab es nur acht Jahre, die Beatles gerade mal zehn und The Smith nur von 1982-1985.
Und ist mit einer Band nicht wie in der Beziehung, wenn’s langweilig wird sollte man Schluss machen?
Und würde es nicht auch manch anderer Band gut tun, sich jetzt so langsam aufzulösen, um dann als ewige Lieblingsband in die Geschichte einzugehen, statt ein mittelinteressantes Album nach dem anderen abzuliefern?