Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "FM4 Draußen Winterpanorama: Zu Gast in Tirol"

Mari Lang

Moderiert, beobachtet und probiert aus – neue Sportarten, Bücher und das Leben in der Ferne. Ist Ungarn-Fetischistin.

30. 1. 2010 - 17:52

FM4 Draußen Winterpanorama: Zu Gast in Tirol

Landschaftssightseeing vom Brett und Hüpfspektakel vom Sessel aus. Freeski-Profi Roman Rohrmoser stellt seinen Homespot Mayrhofen vor.

marilang

Roman Rohrmoser

  • Geburtsdatum: 06.03.1985
  • Homespot: Mayrhofen, Zillertal
  • Beruf: Freeskier/ Mechatronikermeister
  • roman-rohrmoser.com

„Du hättest schon ein bisschen mehr Gas geben können,“ sagt Freeskier Roman Rohrmoser in krachendem tirolerischem Akzent. Nach einem halben Tag am Penken, dem Berg über Mayrhofen, sitzen wir wieder in der Gondel talwärts. Der 24-jährige Zillertaler ist quasi mit Skiern auf die Welt gekommen, nur ein paar Kilometer von seinem Lieblingsskigebiet entfernt. Er ist es gewöhnt mit Profis unterwegs zu sein. Nach einer kurzen Karriere in der Alpin Ski Arena, steht er seit sieben Jahren nur mehr auf Big Mountain Skiern – extrem langen und breiten Brettern, die vor allem fürs Tiefschneefahren gemacht sind. Immer auf der Suche nach dem perfekten Powder reist der angehende Maschinenbaustudent von einem Berg zum nächsten. Nach Frankreich, Slowenien, Nordamerika – zum Fotoshooten und Filmen, unterstützt von seinen Sponsoren. Am liebsten ist er aber zu Hause in Mayrhofen, „weil es da in den Bergen einfach alles gibt und ich mich auskenne.“

pistenplan mayrhofen

mayrhofner bergbahnen

Als wir uns am Vormittag im Ortszentrum treffen, schüttet es in Strömen. Nur vereinzelt fahren Skifahrer und Snowboarder mit der Penkenbahn hoch. „An Tagen wie heute, ist es für uns Locals besonders gut, weil die meisten zu Hause bleiben. Wir aber wissen, dass es oben am Berg ganz anders ausschauen kann“, antwortet Roman auf meinen skeptischen Blick. Und während wir hochschaukeln, verwandelt sich der Regen tatsächlich mit jedem Meter in kleine, weiße Flocken. Schnee gibt es auf über 2.000 Meter genug, doch die Sicht ist schlecht. Deshalb schlägt Roman, der vom Liftwart freundschaftlich begrüßt wird, vor, eine eher leichte Freeride-Strecke zu fahren. „Vor uns liegt das Penkenjoch, und dort beim Wanglkessel, bei der 150er Gondel, gibt es jede Menge Freeridestrecken. Man muss nur die Augen offen halten.“ Wir nehmen noch ein paar Sessellifte, und dann geht’s auch schon los. Nochmal schnell das LVS-Gerät (Lawinenverschüttetensuchgerät) testen und die Protektoren gerade rücken.

roman rohrmoser

Roman Rohrmoser an einem sonnigen Tag

Der Schnee ist weich wie Watte, Bäume und Sträucher ziehen an uns vorbei. Landschaftssightseeing, idyllisch langsam. Für Roman offensichtlich zu langsam. Vor mir staubt der Schnee, und ich habe Mühe hinterher zu hasten. Als wir wieder harten Pistenboden unter den Brettern haben, bin ich über die Verschnaufpause mehr als dankbar. Eigentlich wollte ich dem Freeski-Pro noch seine Freeride-Geheimstrecken entlocken, aber dafür habe ich keine Energie mehr. Verraten hätte er sie mir wohl ohnehin nicht.

roman rohrmoser

Roman Rohrmoser beim Spielen am Berg

FM4 Draußen Winterpanorama

Logo von Blue Tomato

blue tomato

mit Unterstützung von blue-tomato.com

Harakiri. Beim Anblick der eisigen Piste, die sich links über uns erhebt, bekomme ich Bauchweh und kann erahnen was das japanische Wort bedeutet. Mit 78 Prozent Gefälle ist die schwarze Piste die steilste präparierte Skipiste in Österreich, die nur mit Winde und einem speziellen Pistengerät glatt gebügelt werden kann. Wie die restlichen 157 Pistenkilometer lässt das japanische Monster Profis wie Roman Rohrmoser aber kalt. Er schmeißt sich lieber über die Kicker, die hier vor uns im Penken Park rumstehen.

hauser/roman rohrmoser

Der Snowpark, der in einer Art Kessel, im Horbergtal liegt, ist vor rund zwei Jahren komplett umgebaut worden. Mit vier verschiedenen Lines, also Routen für Anfänger, Fortgeschrittene und Contestfahrer, ist er der größte in Österreich – verschiedene Rails und Boxen, kleine und große Kicker, und eine Hip am Ende der Proline, auf die Headshaper Stefan Plattner besonders stolz ist. „Das Beste an dieser steilen Rampe ist die Airtime, der tote Punkt, bevor man runterfällt.“ Freeskier Roman nickt zustimmend, obwohl er eigentlich nicht mehr so oft in Parks unterwegs ist.

Um die ganze Dimension des Penken Parks zu erfassen, setze ich mich in den 4-er Sessellift, der genau oben drüber fährt und beobachte das Hüpfspektakel aus der Vogelperspektive. Mittlerweile hat der Schneefall nachgelassen und die Sonne blitzt hie und da durch die Wolken. „Das klingt ein bisschen kitschig, aber es ist fast wie eine große Familie hier. Snowboarder und Freeskier, alle sind willkommen,“ sagt Stefan Plattner zum Abschied. Roman nickt wieder bestätigend, und auch ich zucke unbewusst mit dem Kopf. Diese Saison findet im Penken Park wieder der Snowboard Contest der Ästhetiker statt – der Wängl Tängl – und erstmals auch ein riesiger Freeski Contest – die Mayrhofen Freeski Open 2010.

Und was machen Locals wie Roman Rohrmoser, wenn sie genug Schnee mit ihren Brettern durchpflügt haben? "Natürlich ein Schnapserl trinken. Aber nicht am Berg, sondern im Tal", meint er, während wir wieder in die Gondel Richtung Mayrhofen Ort einsteigen. Gemütliche Hütten, fernab des klassischen Aprés Ski-Wahnsinns, gibt es, laut dem Freerider, nicht. Aber sowas wie einen inoffiziellen Freeski-Treffpunkt, in dem man jede Menge Freeski-Utensilien und hin und wieder sogar eine Tasse Kaffee bekommt. Nur ein paar Schritte von der Talstation der Penkenbahn entfernt, liegt der Greenroom-Shop. Auf dem Weg dorthin ärgere ich mich ein bisschen über Romans "Du hättest schon ein bisschen mehr Gas geben können,“-Seitenhieb. Aber auch er kriegt noch sein Fett ab. Seine weite, neonfarbene Skihose erregt bei einer Gruppe deutscher Pensionisten Aufsehen. In Sekundenschnelle hat sich eine Traube alter Männer um den Zillertaler gebildet, die angeregt über Farben und Ergonomie von Sportkleidung diskutiert. Minutenlang. Für mich eindeutig zu lang. Deshalb verabschiede ich mich schmunzelnd und lasse mich in Roman Rohrmosers Lieblings-Freeskishop styletechnisch beraten. Von Fachleuten.