Erstellt am: 27. 1. 2010 - 18:35 Uhr
Beleg-Exemplar.
Link-Box:
Die Poserei im SZ-Magazin, das Davor und das Danach.
Das Journal vom 16.12. zum Thema FPBZÖ und seine Version im Datum.
Morgen, Übermorgen.
Stichwort Audiomaxismus.
Stichwort: Uni-Proteste
Gestern wurde die neue Wissenschafts-Ministerin angelobt.
Beatrix Karl genießt durchaus vorauseilenden Respekt, wird sich ihre Position aber durch ihre Taten selber meißeln. Auf sie werde ich noch zurückkommen.
Heute sind die Belegexemplare des SZ-Magazin, das mich mit aufs Cover gesetzt hat, mit der Post gekommen. Das ist eine Print-Usance: Wer im größerem Umfang abgebildet wird, bekommt einen Beleg. Die gut sortierten Deutschen schicken sogar Mails nach, in denen sie aus Leser-Reaktionen zitieren.
In Österreich haut das mit dem Belegexemplar nicht so recht hin.
Wenn man für etwas Zeit aufwendet, etwa in Form eines längeren Gesprächs, bekommt man nichts. Das ist ganz normal. Der aktuellen Augustin etwa hab ich noch nicht in der Post vorgefunden.
Autorenschaft und anderes, was wurscht ist.
Ähnlich verhält es sich als Autor. Für den ist in irgendeinem Journalisten-Kodex das Belegexemplar sogar vorgeschrieben. Aber in Österreich gibt's keine entsprechende Kultur.
Als ich etwa vor Monaten was für die Presse am Sonntag verfasst habe: da kam vor ein paar Tagen kommentarlos und unendlich verspätet etwas an; nicht etwa die Zeitung des betreffenden Tages, sondern eine Einzelseite...
datum
In diesem Zusammenhang sind sich aber etwa an sich weit Auseinanderliegendes wie die Presse und das Datum durchaus einig. Das Heft, auf dessen Cover ein Text von mir groß angekündigt ist (es handelt sich um eine etwas aufgepimpte Version dieses Journals vom 16.12.), hab ich - wie das Datum immer - brav gekauft. Die Ausgabe zugeschickt zu bekommen? Zuviel verlangt, eh.
Letztlich ist das die pure Entsprechung des (Selbst-)Ausbeutungs-Denkens der alten Medien, egal ob sie wie die Presse am liebsten den Kollektiv-Vertrag aushebeln würden oder wie das Datum von minder bezahlten Praktikanten leben.
Das ist gar kein Vorwurf - wahrscheinlich können beide nur in diesem Denken überhaupt noch überleben.
Macht es nicht selbst
sagt der kluge von Lowtzow und spricht dazu genau dieses - durchaus von uns allen selbstmitverschuldete - Problem an.
Wer seine Arbeit nicht über den Zwang und das Muss und die Unlust definiert wie es das gesunde Volksempfinden, das von Boulevard und Populisten via Leserbrief und Wahlstimme instrumentalisiert wird, immer noch mehrheitlich vorschreibt, sondern über den Willen, die Lust und den Drang, also über den Glauben an sich selbst, und nicht den Selbstekel der Mehrheit, der sich dann zwangsläufig in Ekel über das vermeintlich "Andere" flüchtet, verdient - per Zuschreibung - keinen Verdienst.
Warum dann also auch ein Beleg-Exemplar. Das würde einer anderen, in Österreich eben nicht mehr existenten Logik, folgen.
Ich habe auch keines von "Übermorgen" erwartet, dem Nachfolge-Projekt des "Morgen", der als Parodie auf die U-Bahn-Zeitung Heute entstandene medialen Gegenentwurf der Audimaxisten, als die mich um einen Beitrag für ihr Jänner-Heft gebeten haben.
Man hat mir den richtigen Link geschickt, wo die Hefte zum Download bereit stehen. Das paßt auch, das ist im Rahmen des Umgangs derer, die neue Medien betreiben.
Und das ist von Datum, Presse und Co so weit entfernt wie München von Wien.
Quasi Übermorgen
unsereuni
Dann allerdings, beim FM4-Fest ist mir die Print-Version des Übermorgen schon beim Eingang entgegengeflattert. Und dann lag das Heft auf, überall. Ganz altmodisch, als Print-Ding.
Tja, nichts ist absolut, niemand ist konsequent.
Kein Vorwurf, eher ein Selbstgespräch.
Der Text fürs Übermorgen, der jetzt auch in das offizielle Audimax-Buchprojekt rein soll, ist logischerweise vor dem Amtsantritt der Frau Karl erschienen.
Er gilt aber für sie in umso stärkerem Maß.
Und, weil ich das als selbstverständliche Höflichkeit sehe - hier ist euer Belegexemplar:
Die Angst vorm Handeln ist der schlimmste aller Fehler.
Ein Gastbeitrag für Übermorgen, das Zentralorgan des Audimaxismus.
Die aktuelle Bilanzierung von einem Jahr Regierungs-Arbeit hat es klargemacht: allen Wahlkampf-Slogans und Versprechen zum Trotz ist im Uni-Bereich in diesem Zeitraum nichts passiert (die Hahn-Soforthilfe, ohnehin nur eine Geste, einmal ausgenommen).
Bevor jetzt hier verteidigendes Gejammer anhebt: in Deutschland hat man reagiert – und zwar auf die dortigen Proteste (die bekanntlich von Österreich ausgingen): einige Unsinnigkeiten der Anpassung an den Bologna-Prozess wurden novelliert. Kein großer Wurf, aber immerhin.
Hierzulande: nichts.
Der Grund für dieses politische Systemversagen liegt nicht, wie von populistischer Seite dann gern angebracht, in einer prinzipiellen Inkompetenz oder der Schwachheit der demokratischen Struktur, sondern in einer erstaunlichen Provinzialität, was die Wege zur Entscheidungsfindung betrifft.
Das ist im studentischen Zusammenhang deshalb so bemerkenswert, weil man gerade von den Studentleins globales Denken in internationalen Zusammenhängen fordert und Bologna letztlich damit argumentiert. Wie man diese internationalen Standards (etwa die Anhebung der immer noch erbärmlichen Akademiker-Quote in diesem immer noch erstaunlich intellektuellenfeindlichen Land) erreicht, die Machbarkeit des Möglichen also, wird allerdings mit einer ganz anderen Einheit gemessen.
Das Scheitern am Ankommen.
Es wären, hat mir einmal ein sehr frustrierter Insider erzählt, in allen Bereichen, auch in den Ministerien und den Unis selber, genügend gute Leute am Werk, die einen Reform-Plan ausarbeiten und umsetzen könnten. Es würden auch im politischen Prozess der Gesetzwerdung genügend politische Köpfe (und zwar quer durch die Parteien) existieren, die sich inhaltlich für lösungsorientiertes Handeln einsetzen.
Es würden allerdings die allermeisten der guten und auch der halbwegs okayen Ideen und Reform-Pläne hauptsächlich an einem scheitern: der Angst wie etwas „ankommt“, und zwar in den Medien und bei den Umfragen, und wie die Instrumentalisierung durch den politischen Gegner (und als solcher wird fast nur noch der rechte Populismus gefürchtet).
Reformen also, bei denen mehr als bloßes provinzielles, kleinkariertes Denken kommuniziert werden müsste, passieren auch deswegen nicht, weil die Entscheidungsträger eine ablehnende Reaktion der eigentlichen Entscheider (Boulevard und Populisten) fürchten, die ihre Arbeit dann beim Wahlvolk durch den Kakao ziehen würden.
Diese Angst lähmt.
Und führt in etwa zu dem, was „maschek“ in „Bei Faymann“ so realitätsnahe darstellen.
Und deshalb passiert nichts.
Nicht weil alle zu blöd sind, sondern weil einige (gar nicht so wenige) zentrale Entscheidungsträger die Hosen so voll haben, dass sich nichts bewegt.
Was wiederum genau das auslöst, was „falsches“ Handeln auch nach ziehen würde: die Verhöhnung; und zwar nicht nur die durch Boulevard/Populisten, sondern auch der jeweils Betroffenen. Die Angst vorm Fehlermachen ist der schlimmste aller Fehler.
PS:
"Zwischen Groß- und Kleinparteien gibt es einen gemeinsamen Nenner. Dieser besteht im völligen Desinteresse der Politiker an Politik. Ihr Interesse gilt nur mehr der eigenen Inszenierung und Existenzsicherung. Der Politiker von heute ist ein abgeschliffener Funktionär, ohne politischen Impetus, ohne Gestaltungsbedürfnis, ohne Kreativität und ohne persönliches Verantwortungsbewusstsein."
Das sagt (im "Format") einer, der es wissen sollte, der ehemalige Justiz-Mister Dieter Böhmdorfer, Jörg Haiders Anwalt.