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Natalie Brunner

Appetite for distraction. Moderiert La Boum de Luxe und mehr.

20. 1. 2010 - 17:22

The Places We Live

Der Fotograf Jonas Bendikson über die Normalität der Slums des 21. Jahrhunderts

Der norwegische Fotograf Jonas Bendiksen hat für seine Ausstellung "The Places We Live" in Slums in Kenia, Indien, Indonesien und in Caracas in Venezuela gewohnt.

Slums sind die am schnellsten wachsenden Siedlungsgebiete. 2008 lebten zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Über eine Milliarde Menschen lebt heute in Armutsbehausungen und in den nächsten Jahrzehnten wird sich diese Zahl verdoppeln.

jonas bendikson

Die Schlussfolgerung des Fotografen Jonas Bendiksen war, dass unsere westliche Art zu leben, eingebettet in eine urbane Infrastruktur mit sozialem Sicherheitsnetz, global einen Sonderfall darstellt.

"The Places We Live" versucht die Normalität, den Alltag in den Slums zu zeigen, die Strukturen nach denen Leben und Überleben funktioniert, und nicht extreme Schocksituationen. Bendiksen versuchte für einen gewissen Zeitraum Teil der Community zu werden. Er suchte sich eine Wohnung, lernte die Nachbarschaft kennen und begann dann erst zu fotografieren und Interviews aufzuzeichnen.

An seinen Portraits aus vier Slums auf vier Kontinenten sieht man die großen Unterschiede, die Vielfalt der Strukturen, die von den BewohnerInnen aufgebaut wurden. In den Interviews erzählen sie, wie Erfahrungen und Wissen weitergegeben werden, weil man die Gemeinschaft braucht, um zu überleben. Man erfährt, dass Slums nicht rechtsfreie Orte sind, in denen Anarchie und Chaos herrschen. Slums sind Orte, an denen die Rechtsstaatlichkeit versagt, aber dennoch gibt es eine Ordnung, die von den BewohnerInnen getragen wird. Es sind Orte, an denen hart gekämpft wird, um Normalität zu ermöglichen. Menschen versuchen ihren Wohnort zu verbessern, und in den schlimmsten Fällen haben sich Interventionen von Außen als zerstörerisch erwiesen, wenn diie Stadtverwaltung ein paar Bulldozer und Bullies schickt, um Hütten und Geschäfte platt zu walzen und die BewohnerInnen zu vertreiben.

Benediksen arbeitet nicht nur mit Fotos und Interviews, sondern auch mit Text und Geräuschen. Über den Bildern gibt es Definitionen, was Slums sind, Statistiken über ihre Entwicklung und Zitate von Urbanisten und SlumbewohnerInnen. An den eindringlichsten Stellen der online Ausstellung hört man die Umgebung, den Klang des Slums als Tonspur.

Die Ausstellung "The Places We Live" war im Noble Peace Center in Oslo zu sehen, die gelungene, aufwendige Online-Version gibt es unter theplaceswelive.com