Erstellt am: 23. 1. 2010 - 08:10 Uhr
Fresse halten, selber machen
dancehallfieber
Mono und Nikitaman(n) trafen sich auf einer Scheibe: im Jahr 2000 von Christoph Moser auf dem Sampler Dancehallfieber zusammengestellt.
Zehn Jahre ist es her, dass ein Tune der Rapperin Mono ("...Partymaterial - ... jede Nacht normal!") mir in den Kopf spaziert ist und Sprechgesang jenseits des bloß Hiphoppigen auf Dancehalliges ausweitete.
Der Track (mit "Amial" aka Laima von Texta) eröffnete eine CD-Kompilation, die mich als hiphopmüden Textjunkie mit Innovationsverheißungen infizierte und linke Tanzbodenkulturhegemoniefantasien aufkitzelte.
Zehn Jahre später: Benjie dürfte allzu tief in die Bong geblickt haben, Seeed reich geerntet und Jan Delay ist ein positiver Nebeneffekt.
Unterdessen könnte man - wenn man Lust auf solche Sprachspiele hat - in einem Atemzug Mono alias Monika Jaksch mit Jagsch, Plaschg und Jantschitsch nennen.
Mono ist nun seit über drei Alben mit dem Ruhrpotter Rapper, Drummer, Hausbesetzer und Ton-Steine-Scherben-Geschädigten Nikitaman (Nick Tilstra) musikalisch verpartnert.
Dessen Verbalradikalismus mit dem der Scherben zu vergleichen geht z.B. via youtube:
Mono&Nikitamans Message-Kicken zwischen Aggro-Rap und Wohlfühl-Reggae spricht dezidiert alles und jedeN an: Immobilienspekulanten und Obdachlose, Atommülllagerbefürworter, Kiffer, Hater und Besserwisser. Der querflöten- und kindergeschreibeflügelte Track "Fresse Halten, selber machen" expliziert, dass Rumnörgeln ohne Drang zur Tat nicht akzeptiert wird.
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Marmelade im Schuh
Hier gibt's das komplette Lineup zum FM4 Geburtstagsfest!
Bei den ethisch rigorosen Allgemein- und Spezialplätzen, die sich in M&Ns Lyrics auf tun, ist es ein Glück, dass die beiden nie in bierige Todernstigkeit schlittern und Musik sowie Bühnen-Show mit widerständiger Lebenslust und selbstironischer Wahrheitsfindung gefeiert werden.
So spielen Mono&Nikitaman in dem jüngsten Track "Immer noch" ein altes Ehepaar, wo sie ihm "immer noch" das Gras hinterherräumen muss, damit es backstage zu keinen unangenehmen Amtshandlungen kommt.
So, über Roger Whittaker zu schreiben, wie Nikitaman Kritiker auffordert es zu tun ("Fresse halten..."), fällt mir sehr schwer, da ich die Musik dieses Künstlers bisher nur in wenigen Extremsituationen wahrgenommen habe.
Ich verbleibe also mit gespannten Erwartungen an das Konzert heute Abend beim FM4 Geburtstagsfest auf der Open Air Bühne der Arena, gleich nach den Sternen.