Erstellt am: 14. 1. 2010 - 14:47 Uhr
Vom Leben in einer Utopie
Die Planstadt Brasilia ist die Hauptstadt Brasiliens und liegt in der Mitte des Landes. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Plan für die Stadt im Nirgendwo geboren, Anlass war der Bedarf nach einer neutralen, föderalen Hauptstadt. Eine symbolische Loslösung vom kolonialen Erbe, ein Neubeginn.
1956 begannen der Architekt Oscar Niemeyer und der Städteplaner Lúcio Costa an der Planstadt in Form eines riesigen Flugzeuges zu bauen. Die gesamte Stadt ist entlang von zwei Achsen in Sektoren zum Leben, Arbeiten, Einkaufen, Freizeit usw. eingeteilt, entlang der Achsen befinden sich die Verwaltungs- und Repräsentationsbauten.
natalie brunner
Lúcio Costa sagte 1968 über Brasilia: "Alles ist monumental, menschlich, einfach, grandios, asketisch in der Reinheit seiner Formen, die auf das Nötigste reduziert wurden."
Für Oscar Niemeyer hingegen ist Brasilia ein nicht erfolgreiches Experiment. Zwischen 1957 und 1964 baute Niemeyer Brasilia,1964 kam das Militär an die Macht. Niemeyer, ein Mitglied der kommunistischen Partei, ging 1966 ins Exil nach Frankreich.
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Brasilia besteht im Verwaltungsbezirk aus monumentalen weißen Gebäuden, die auf riesigen, menschenleeren Plätzen stehen, runde organische Formen prägen die Stadt, ständig hört man Vögel zwitschern. Zwei Millionen Menschen arbeiten und leben in Brasilia, am Wochenende ist die Stadt leer. Viele der Beamten und Politiker fliegen nach Hause.
natalie brunner
Fährt man heute durch die Autostadt Brasilia, glaubt man, sich in der Kulisse eines 60er Jahre-Science-Fiction-Films zu befinden. Flexibilität für Veränderung und öffentliche Räume gibt es wenig.
Leben in Brasilia
natalie brunner
Unser Gastgeber Quizzik ist Architekt, DJ und Producer. Er arbeitet für die staatliche Architekturbehörde und ist dafür zuständig, dass in der Stadt die Bauvorschriften eingehalten werden. Die sind hier sehr speziell. Auf Grund seiner Bedeutung für die Architekturgeschichte gehört Brasília seit 1987 zum Weltkulturerbe der UNESCO, demensprechend aufmerksam müssen die Bauvorschriften eingehalten und umgesetzt werden. In der Nacht legt er in den improvisierten Partylocations auf.
Architektur und Musik gehen für ihn Hand in Hand. Die riesige Utopie Brasilia hat für ihn einen eigenen Sound. LFO von LFO und andere in den 90ern auf Warp erschienene Electronica trifft für Quizzik den Geist der Stadt ganz gut. Er spricht von seiner Heimatstadt als großem Kunstwerk, meint aber auch, dass es Probleme gibt.
natalie brunner
Wesentlicher Kritikpunkt an Brasilia ist, dass die Stadt von Anfang an für die Mittel- und Oberschicht konzipiert war. Wohnungen für die Arbeiter, die Brasilia errichteten, waren in der Stadt selbst nie vorgesehen. Es gibt Satellitenstädte außerhalb, in denen die BewohnerInnen unter hoher Arbeitslosigkeit, Kriminalität und einer schlechten Infrastruktur leiden.
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Für den MC Rapadura ist die vor über 50 Jahren ins Nichts gebaute Hauptstadt mit ihren Satellitenstädten dennoch ein musikalisch und kulturell interessanter Ort. "Brasilia ist ein sehr interessanter Ort, weil du hier Menschen aus allen Teilen des Landes triffst. Das heißt, du kann sehr viele verschiedene brasilianische musikalische Traditionen und Kulturen in einer Stadt kennenlernen."
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