Erstellt am: 13. 1. 2010 - 22:58 Uhr
Jay Reatard ist tot
"If I continue to wake up and people countinue to listen to my songs, I am the luckiest guy in the fucking world. That´s the way I look at it". (Jay Reatard, Oktober 2008)
Matador Rec
Jimmy Lee Lindsey Jr.: 1980 - 2010
Todesmeldung: Brooklyn Vegan und Matador Records
Jay Reatard Portrait und Interview
Watch Me Fall
Den Beweis hätte es nicht gebraucht. Auch so war klar, dass Jimmy Lee Lindsey Jr. ein Punk der alten Schule war. Da musste er nicht auch noch im Alter von 29 abtreten.
Reatards Bühnenauftritte zwischen Selbsthass und Publikumsbeschimpfung waren berüchtig und muteten im namenlosen Jahrzehnt, wo sich Drastik gefälligst im Netz abzuspielen hatte, für viele Beobachter etwas anachronistisch an.
Kritiker rümpften angesichts seiner 77er-Selbstzerstörungspielchen die Nase und brachten sich so um das reiche Werk eines äußerst talentierten und produktiven Künstlers.
Mit seinem melodiösen Garage Punk begab sich Reatard schon als Teenager auf die Spuren der Ramones, Jays größte Vorbilder überhaupt. Der Blondschopf aus Memphis wusste genau, warum er immer wieder die Nerven verlor und dass Missbrauch keine Moden kennt.
In einem Interview, das ich vor eineinhalb Jahren mit ihm geführt habe, hat er sehr offenherzig über die Angst als Treibstoff seiner Musik gesprochen und war dabei aufgrund seiner trockenen Analyse auf fast beängstigende Weise glaubwürdig.
Die sture Konsequenz, mit der er sein Ding durchzog, brachte ihm stets Ärger ein, sorgte aber auch für Respekt unter den peers. Sein Platz im Nirgendwo der Szenekrüngel war bewusst gewählt. Freundlich gesinnte Größen wie Beck oder Spoon, die ihn zur Zusammenarbeit einluden, wurden mit Attributen wie "Indie Pussies" bedacht. Auch eine Art Danke zu sagen.
Jay Reatard über sich (Oktober 2008):
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
Trotz seiner jungen Jahre hinterlässt Lindsey einen reichen Fundus an Veröffentlichungen – vor allem auf seinem Mutterlabel Goner Records. Zuletzt erschienen seine Platten bei der edlen New Yorker Plattenfirma Matador Records.
Am Mittwoch gegen 3 Uhr Morgens (Eastern Time) wurde Lindsey tot in seinem Bett in Memphis gefunden. Über die näheren Umstände seines Ablebens ist noch nichts bekannt.
Erst im November gastierte Jay Reatard in Wien. Kurz vor diesem Auftritt feuerte er stilgerecht und mit viel Schimpf seine gesamte Band.
Jays letztes Album hieß ‚Watch Me Fall‘.
Nun ist der Punk gelandet.