Erstellt am: 14. 1. 2010 - 11:25 Uhr
Filme, die die Welt dringend braucht (II)
Jason Bourne hat einen Zwilling. Sly Stallone ballert wieder. Joan Jett rockt im Zwielicht. Maximus verirrt sich in den Sherwood Forest. Falsche Superhelden lieben es knochenhart. Trauernde Männer schmeißen sich in Schale. Dysfunktionale Familien scheitern.
All das und mehr lässt sich hier im ersten Teil unserer kleinen und höchst subjektiven Filmvorschau nachlesen....
CF: Herr Kairo, kommen wir nun zu einem Bereich, der sich in der letzten Dekade als filmische Königsdisziplin entpuppte. Die angloamerikanische Komödie wird uns hoffentlich auch im neuen Jahrzehnt zu Lachausbrüchen reizen, zu Tränen rühren und unseren verkorksten Gegenwartsalltag scharf sezieren. Am besten alles gleichzeitig.
Universal
JK: Da fallen mir gleich ein paar unserer Lieblingscomedians ein, diejenigen, die beim Scherz unter der Gürtellinie trotzdem nicht die Menschlichkeit und die Intelligenz vergessen. 2010 könnte wieder ein großartiges Jahr für das britische Duo Infernale Simon Pegg und Nick Frost werden.
CF: Die getrennt voneinander nicht ganz so gut funktionieren, aber zusammen unschlagbar sind. Wir beten kurz vor dem Altar von "Shaun Of The Dead" und "Hot Fuzz" und empfehlen auch gleich die famose TV-Serie "Spaced". In der Sci-Fi-Komödie "Paul", die von zwei britischen Filmgeeks handelt, die in der berüchtigten Area 51 auf einen echten Alien stoßen, agieren Pegg und Frost allerdings ohne ihren Stammregisseur Edgar Wright. Ob das gutgehen kann?
JK: Doch, ich bin optimistisch. Denn statt Wright, der in Hollywood gerade die hoch gehypte Comicverfilmung "Scott Pilgrim Vs. The World" dreht, steht Greg Mottola hinter der Kamera. Also der Mann, dem wir "Superbad" und vor allem "Adventureland" verdanken.
CF: Ah, Glücksschauer am ganzen Körper. Herr Mottola ist ein wahrer Spezialist in der extrem schwierigen Disziplin, Klamauk und berührende Momente zu verbinden.
JK: Und auch wenn die großen Emotionen wegfallen, die Kombination Greg Mottola mit Pegg und Frost, dazu Seth Rogen als die Stimme eines Alien, garniert mit einer vollkommen aberwitzigen Story, klingt zumindest nach angehender Zwerchfellzerrung.
Sony
CF: Das führt uns direkt zum neuen Projekt des monströs genialen Teams Adam McKay und Will Ferrell. Wir erinnern uns an Sternstunden des zeitgenössischen Kinos wie "Anchorman" oder "Talladega Nights". Heuer bringt Regisseur McKay mit seinem Stammschauspieler "The Other Guys" an den Start.
JK: Nach dem finanziellen Debakel "Land Of The Lost" ist Will Ferrell in Hollywood derzeit ja quasi persona non grata. Umso erfreulicher, dass er nun vermutlich wieder häufiger das tut, wofür wir ihn lieben: mit McKay zusammenarbeiten, dabei viel improvisieren und unter all dem Klamauk lebensnahe Typen, aufgelesen am Straßenrand des American Way, porträtieren. Wenn noch dazu Steve Coogan den Bösewicht gibt, sollte das auch mal wieder eine erfreuliche Ferrell-Produktion sein.
CF: Und dann die Story. Ferrell und der stets unterschätzte Mark Wahlberg sind zwei Cops, die ständig im Schatten ihrer prominenten Kollegen stehen, einem Powerduo à la "Lethal Weapon", gespielt von Dwayne "The Rock" Johnson und Samuel Jackson. Während die einen sämtliche Schlagzeilen kassieren, heimsen die "Other Guys" nur Prügel ein. Ich stelle mir den "Anchorman"-Humor in einem Polizistenthriller vor und bin jetzt schon glücklich.
JK: Ferrell wird ja heuer auch noch Teil eines zweiten ungewöhnlichen Buddymovies sein, oder?
CF: Genau, er schlüpft in die Rolle des Sherlock Holmes, zusammen mit unserem Spezialfreund Sasha Baron Cohen als Watson. Auch hier stimmt die Chemie, wie man aus der Vergangenheit weiß, perfekt. Ich kann die Dialoge schon hören! Wunderbar.
Apatow Productions
JK: Briten in Amerika, Briten unter amerikanischer Regie, irgendwie das Comedyding 2010. Und weil diese beiden Ländern auch weltweit führend sind in dem von uns so hochverehrten Bereich "Lachschlager, die unter die Haut gehen", gleich noch so eine vielversprechende Kollaboration.
CF: Genau. "Get Him To The Greek" führt den wunderbaren Jonah Hill mit dem famosen Russell Brand zusammen. Wir erinnern uns dazu an einen Spitzenfilm der Nullerjahre.
JK: Oh ja. Das "Forgetting Sarah Marshall"-Team kommt wieder zusammen, bestehend aus Regisseur Nicholas Stoller, Produzent Judd Apatow und Mr. Brand als Brit-Rocker Aldous Snow mit Mr. Hill an seiner Seite.
CF: Nur der ebenfalls grandiose Jason Segel fehlt. Wir werden es aber verschmerzen, denn der Film zeigt das komplett verstrahlte Rock'n'Roll-Monster Snow auf dem Weg zu einem wichtigen Konzert, mit Jonah Hill als Plattenfirmentyp, der die Verantwortung für seinen Star hat. Hört sich wahnwitzig an, wenn man die Protagonisten kennt und schätzt.
JK: Stimmt, wieder eine Comedy-Kombination, die beim Lesen der Beteiligten bereits die Lachmuskeln zucken lässt. Außer einem deutschen Verleihtitel wie "Nie wieder Sex mit der Ex" sollte da nicht viel schief gehen.
UIP
CF: Verweilen wir doch noch einen Film lang beim kleinwüchsigen und doch so großen Geekstar Jonah Hill. Der spielt nämlich auch in einer weiteren britisch-amerikanischen Zusammenarbeit mit, von der ich viel Gutes hörte. In der Hauptrolle dieses Films agiert ein Mann, der in Großbritannien zurecht neben der Queen und den Gallagher-Brüdern als nationale Ikone gehandelt wird.
JK: Das kann nur Ricky Gervais sein. Bisher waren des Großmeisters Ausflüge nach Hollywood ja nicht gerade von Erfolg gekrönt und in Wahrheit auch meilenweit entfernt von seine Geniestreichen "The Office" und "Extras". Da er bei "The Invention of Lying" aber auch als Co-Regisseur auftritt und eben Typen wie Jonah Hill mitspielen, bleibt noch Hoffnung. Trotz Jennifer Garner.
CF: Ja, Hoffnung ist immer. Hoffen wir auf ein mitreißendes Kinojahr 2010, das schaut alles sehr gut aus.
UIP