Erstellt am: 10. 1. 2010 - 07:50 Uhr
Song Zum Sonntag: Get Well Soon
Du bist von einer neuen Klippe gefallen, das nächste Mal hast du kein Glück. Besorg dir einen neuen Schmerz, der dich verrückt macht. Wenigstens vertraust du auf Chemikalien, die dich vergessen machen, dass das Ende nah ist. Zeit, der Welt Adieu zu sagen.

78s.ch
Das Feuer hat seine Wärme verloren und es scheint, als würden wir uns zu Tode frieren. Die Erde verschlingt uns und es gibt, scheint's, kein Zurück. Dann halten wir uns gegenseitig fest, dann ist es an der Zeit, dass wir alles von uns werfen und endlich frei werden.
"We are free" ist eine Absage an das Untergangsgerede und ist zugleich ein solches. Eine Folge von fatalen Szenarien, die wir sämtlich nicht ändern können. All die düsteren Bilder von Schmerz und Ohnmacht, Betäubung und Bewältigung. Der Refrain erinnert uns daran, dass wir all das auch genausogut hinter uns lassen können. Es hat keinen Sinn zu jammern, weshalb uns wohl nichts übrig bleibt, als der Welt Adieu zu sagen, aber das innig umschlungen. Das ist dann die wahre Freiheit.
Streicherrefrains wie bei Lee Hazlewood, steigernde Bläsersätze und Gongs wie ebendort und ein Text wie von Camus - das ist "We are Free", der eingängiste und luftigste Track der neuen Get Well Soon.

Get Well Soon
Die neue Get Well Soon ist schon von Andreas Gstettner vorgefühlt worden, der mit einem legeren und auskunftswilligen Konstantin Gropper gesprochen hat, der gerne alle Beweggründe und Referenzen erklärt, die ihn auf der neuen Platte so bewegen. Auf "Vexations" versucht er - mitunter schon sehr angestrengt - uns mit schweren Kulturreferenzen totzuwerfen. Kübler-Ross, Werner Herzog, Pergolesi, die leidende Jungfrau, der sterbende Seneca, Rilke, Sartre, die Swingle Singers usf. - nicht gerade unintellektuell diese Geschichte und auch nicht gerade unprätentiös, aber musikalisch gut gelungen.
Wenn Konstantin Gropper nicht so ein gutes Gefühl für Melodien und Arrangements sein Eigen nennen würde, auf dessen Klaviatur er die ganzen Referenzen runterspielen kann, die ihn in den letzten Jahren beschäftigt haben, möchte man ihm wohl zurufen sich mal zu entspannen. Er ist auch ohne Pergolesi, Herzog und Kübler-Ross imstande, sein Wunderkind-Image abzulegen und zum ernsten Künstler zu werden.
Einfach all das loswerden, dann ist man frei.