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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

29. 12. 2009 - 21:20

Rewind '09: Das Games-ABC

Alphabetische Höhepunkte des Videospieljahres 2009.

Die vergangenen Monate waren für Spielende mehr denn je eine Aufforderung, sich zu entscheiden. 2009 war nicht bloß ein weiteres Jahr mit vielen Veröffentlichungen, sondern hat Videospielkultur erstmals in einer davor nicht existenten Bandbreite präsentiert. Die Palette reicht von tausenden kleinen Spielen am iPhone über hochwertige Vollpreistitel für Konsolen und Handhelds bis hin zu aufwändigen Online-Games am PC. Gleichzeitig wächst der Output der Independent-Szene und Browser-Games Entwickler.

Eine relevante Best-of Liste zu erstellen ist in Bezug auf diese Vielfalt schwierig bis unmöglich. Selbst große Games-Portale nehmen dieses Jahr davon Abstand und beleuchten stattdessen einzelne, besondere Titel - und lassen das Hitparaden-Zahlenspiel weg. Aber wie wärs mit einem Kompromiss? Eine Aufzählung ohne Wertung und Buchstaben statt Zahlen. Voilà, und damit sind wir auch schon beim ABC persönlicher Höhepunkte des vielleicht facettenreichsten Spielejahres des ausklingenden Jahrzehnts - garantiert ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Ein auf eine Hauswand gespraytes "ABC".

Nuri Dao / flickr.com

A wie AaaaaAAaaaAAAaaAAAAaAAAAA!!!

Ob man beim Fallschirmspringen tatsächlich schreit oder sich damit nicht stattdessen sein Kiefer ausrenken würde, ist hier nicht so wichtig. Die Spielfigur ist sowieso nicht von Bedeutung. Relevant ist nur der Sprung, Hugs & Kisses mit Hochhäusern und das todesmutige Taumeln durch bunte Punktefelder. Wenn nur das mit der Landung klappt ... [more]

B wie Brütal Legend

Power-Chords als lethale Waffe, headbangende Naturvölker, wohin das Auge blickt und ein riesiges Rockkonzert zum Vertreiben der fiesesten Geister. Brütal Legend lebt von akribisch zusammengetragenen Metal-Klischees, die in einer Fantasywelt der besonderen Art aufblühen, mit Jack Black in der Hauptrolle. [more]

C wie Canabalt

Manchmal genügt eine Taste um einen Geniestreich zu erschaffen. Canabalt-Entwickler Adam Saltsman hat das Konzept für sein dystopisches Laufspiel so sehr heruntergeschraubt, dass nur noch das fehlerlose Fundament übrig geblieben ist. Wirklich jede/r sollte mal einen Lauf probieren, wahlweise am iPhone oder im Browser. [more]

Bildschirmfoto aus dem Spiel "CANABALT".

adamatomic.com

D wie Dishwasher, The

James Silva war mal Tellerwäscher. Irgendjemand hat ihm damals gesteckt, dass Bruce Lee ebenfalls Tellerwäscher war. Aus dieser Erkenntnis reifte "The Dishwasher", ein blutiges Comic-Geschnetzel, heftig und schwer, schnell und elegant. [more]

E wie Eufloria

Schon gemein: Da mutet ein Spiel wie kontemplatives Herumgleiten à la "Flower" an, nur um sich eine Stunde später als ausgeklügelte Strategieschlacht zu präsentieren. Zwar gibt es in "Eufloria" nur Pflanzensamen und Bäumchen als Ressourcen und Waffen, saftig gekämpft und erobert wird aber auch hier. Die Natur ist eben doch grausam. [more]

F wie FUEL

Warum man in Rennspielen immer wie auf Schienen auf den Straßen herumbrettern muss, ist mir seit jeher ein Rätsel. FUEL löst endlich den langgehegten Traum all jener ein, die ohne Einschränkung die Freiheit des Offroad-Racings genießen wollen. Zwar ist die offene, schier grenzenlose Welt hier mit wenig Inhalten befüllt, aber ein Videospiel muss uns ja nicht andauernd mit Content überschütten und Befehlen füttern. [more]

Screenshot zum Videospiel "FUEL" - ein Buggy auf einer Geländestraße.

Asobo Studio

G wie Guitar Hero: Metallica

Den Song "One" habe ich im Experten-Modus des dritten Teils der nicht enden wollenden Plastikgitarrenserie nie geschafft. Trotz dutzender Anläufe, über Monate hinweg verteilt. 91% war das Bestergebnis, danach waren meine Finger immer taub. Bei der Metallica-Auskopplung von "Guitar Hero" habe ich "One" dann endlich hinter mich gebracht, denn da ist es ein bisschen anders programmiert. Dafür schaffe ich nun geschätzte zehn weitere Songs der Metal-Papas nicht. Schade, dass dieser schwerste Teil von "Guitar Hero" nicht gleichzeitig der letzte der Serie geblieben ist - es wäre ein würdiger Abschluss gewesen. [more]

H wie Henry Hatsworth In The Puzzling Adventure

Ein Jump'n'Run gepaart mit einem Blöckchenverschieben-Puzzlegame. Klingt nach einer betrunkenen Idee, die es vielleicht ursprünglich auch war. Die Umsetzung ist allerdings fabelhaft: Waffen und Upgrades werden durch das Puzzle beeinflusst, das Wechseln zwischen den Dimensionen will präzise getimed sein. Und obwohl ich farbenblind bin, erkenne ich alle bunten Klötzchen perfekt. Good show! [more]

I wie Infamous

Electrobolt, bitte. Denn dann können wir aus jeder Straßenlaterne Energie ziehen um Sekunden später elektronische Schockwellen durch den Betonboden einer vom Untergang geweihten Industriestadt zu jagen. Hat schon was, so ein Antisuperheld. Leider hilft auch das frei begehbare Areal nicht über die gleichförmigen Missionen hinweg, aber das kann sich ja in Teil 2 ändern. [more]

Screeshot aus dem Videospiel "Infamous" - Personen stehen vor drei hellen Elektroblitzen.

Sucker Punch Productions

J wie Judith

Wie packend und unheimlich eine interaktive Geschichte sein kann, selbst wenn oder gerade weil sie mit einfachsten technischen Mitteln umgesetzt wird, führt Indie-Entwickler Terry Cavanagh auf beeindruckende Weise vor. "Judith" ist dramatisch, mysteriös, vor allem aber poetisch - ähnlich wie auch andere von ihm geschriebene Spiele. [more]

K wie Katamari Forever

Eigentlich ist ja "Noby Noby Boy" das 2009er Werk des japanischen Ausnahmedesigners Keita Takahashi, doch die finale Version seines hervorragenden "Ich rolle die ganze Welt auf"-Klassikers "Katamari Damacy" sollte auch nicht unter den Tisch fallen - unter anderem wegen des nicht minder famosen Soundtracks. [more]

L wie Left 4 Dead 2

Zugegeben, ich habe taktische First Person Shooter persönlich noch nie so richtig verstanden. Kollege Sigl hat aber darauf bestanden, mich in die Kunst des kollektiven Zombie-Schlachtes einzuweisen. Und siehe da: Nach anfänglichen Leeroy Jenkins-Pannen klappte das irgendwann doch noch ganz gut. [more]

Screenshot aus dem Computerspiel "Left 4 Dead" - zwei Zombies in Großaufnahme vor einem Friedhof.

Valve Software

M wie MadWorld

An dieser Stelle hätte natürlich auch Modern Warfare 2 oder Machinarium einen perfekten Platz gehabt, doch die ästhetisch-abstrahierte Gewaltorgie in "MadWorld" ist schon viel mehr aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit geraten als die beiden anderen Games. Leider kein Wunder, denn dem im Vorfeld mit großen medialen Fanfaren angekündigten Artgame ("Blood Soaked Action for the Wii!") ist wegen belangloser Spielmechanik schnell die Luft ausgegangen. [more]

N wie New Super Mario Bros. Wii

Ein perfekter Remix kann schamlos konservativ und gleichzeitig verblüffend nahe am Puls der Zeit sein. Nintendo hat es vorgemacht, und nichts passt für den ewigen Retrogames-Terror besser als Mr. It's-a-me! [more]

O wie Osmos

Und wieder sind wir bei der Natur angelangt: Fressen oder gefressen werden, diesmal aber mikroskopisch klein. Ist unser Blob nahe an einem kleineren Blob, wird diesem gnadenlos die Substanz abgezogen und wir werden dadurch größer. Sind wir selbst winzig, ist hohe Zoom- und Klick-Präzision mit der Maus gefragt, wenn wir nicht im schwarzen Nichts des Mikrokosmos untergehen wollen. [more]

Screenshot aus dem Computerspiel "Osmos" - bunte Blasen im schwerelosen Raum.

Hemisphere Games

P wie Plants vs. Zombies

Die wagemutigste Tower Defense-Version ist gleichzeitig die beste: Wir bringen unsere biologisch gut bewaffnete Pflanzenarmee in Stellung um gegen die langsam, aber beständig antorkelnden Hirnesser gewappnet zu sein. "Plants vs. Zombies" ist ebenso wie "Canabalt" ein Game, mit dem man auch Naserümpfer in den Videospielbann ziehen kann.

R wie Risen

Fertig gespielt habe ich es nicht, obwohl die Stimmung des alten "Gothic" wieder da war. Vielleicht ist der sture Entschluss der deutschen Entwickler Piranha Bytes, ihre zwar magische, aber auch etwas angestaubte Rollenspielformel unangetastet zu lassen, doch nicht der Weisheit letzter Schluss. Immerhin, "Risen" hat auch internationale - und gar nicht so schlechte - Wellen geschlagen. [more]

S wie Spelunky

"Tausend Tode tief" hat schon Kollege Knoke im Februar all jenen prophezeit, die sich an "Spelunky" heranwagen. Dass das höllisch schwere Indie-Game aber bei jedem Anlauf ein bisschen anders ist und stets nur motiviert statt frustriert, legt Zeugnis über das schlaue Design von Derek Yus Spieleperle ab. Kommendes Jahr auch für Xbox 360. [more]

Screenshot aus dem Computerspiel "Spelunky" - ein aus Quadraten zusammengesetztes Labyrinth aus Felsen, Geröll und Leitern.

Derek Yu

T wie Trials HD

Gas geben, nach vor lehnen, zurück lehnen, nach vor lehnen, bremsen und wieder Gas geben - und ein weiteres mal im brennenden Fass landen. Die "Trials"-Serie ist schon seit Jahren als Flash-Game ein motivierender, nur stellenweise nervender Geschicklichkeitstest. Auf die Balance kommt es auch bei der aufpolierten Version für Xbox 360 an. Wem der Geduldsfaden nie reißt, die oder der schafft später tatsächlich auch mal Loopings und meterweite Sprünge mit den Motorrädern. Ich hätt's mir nach zwanzig Abstürzen innerhalb der ersten zehn Minuten auch nicht gedacht. [more]

U wie Uncharted 2

Das Spiel der Superlative, zumindest für 2009. Dass aus dem gar nicht so spektakulären Helden Nathan Drake und seinem "Tomb Raider" meets "Gears of War" -Mix zwei Jahre später ein Game für die Videospielgeschichtsbücher werden würde, war nicht abzusehen. Erfreulich mitzuerleben, wenn junge Spieleserien so unverhofft durchstarten. [more]

V wie VectorLocust

Anfang der 1980er gab es die fantastische Videospielkonsole "Vectrex", bei der alle Games monochrom, dafür in gestochen scharfer, hell strahlender Vektorgrafik gehalten waren - so, wie beim Atari-Klassiker "Battlezone". Bei "VectorLocust" sind die Referenzen an diese Klassiker allgegenwärtig, und doch strahlt der Titel einen hohen Grad an Eigenständigkeit aus. Vor allem durch seine Größe: Das Spiel ist 123 Kilobytes klein. [more]

Screenshot aus dem Computerspiel "VectorLocust" - eine abstrakte Landschaft aus dünnen, gemetrischen Linien.

JPH Wacheski

W wie Wolfenstein

"Da, der Amerikaner!" - Die abstruse Jagd auf okkulte Nazis ist inszeniert wie ein Comic, lässt dabei aber nur vereinzelt die Relevanz des Urvaters der First Person Shooter durchschimmern. Dafür gibt's solides Geballer, das immer wieder mit Zwischensequenzen der garantiert sinnfreien Hintergrundgeschichte aufgelockert wird. Und per Knopfdruck geht's in die Dimension des "Schleiers". Verrückt. [more]

Y wie You, Me and the Cubes

Das einzige Spiel aus 2009, das mit einem Y beginnt - ich hab's noch nicht ausprobiert. Es erinnert optisch und vom Namen her an die 3D-Puzzelei "Zoocube", die damals für den GameCube erschienen ist. Just a bunch of cubes? Für 1000 Wii-Punkte scheint es einen Blick wert zu sein. [more]

Z wie Zeno Clash

Der erste First Person Brawler der Welt ist mir ein bisschen auf die Nerven gegangen, weil ich mir immer vorgekommen bin, wie damals, als mir bei "Doom" die Munition ausgegangen ist und ich auf die nackte Faust angewiesen war. Doch Kollege Sigl schwört darauf und die internationale Presse war dem Titel des chilenischen Entwicklers ACE Team ebenfalls gut gestimmt. Zumindest in Bezug auf den schicken Afro der Protagonistin kann ich mich dem Jubel anschließen. [more]

Screenshot aus dem Computerspiel "Zeno Clash "- die zwei Protagonisten in Großaufnahme.

ACE Team