Erstellt am: 31. 12. 2009 - 14:30 Uhr
Die 10 Gebote der Wohnungsparty
Wohnungspartys sind im Grunde ganz toll. Als Gast spart man sich Geld, kann in fremde Badezimmerschränke schauen und sich näher kommen, manchmal sogar einander. Der Gastgeber hat den Vorteil, dass er sich beliebt macht und viele Menschen auf einmal sieht, die er sonst alle einzeln treffen müsste.
Viele angenommene Einladungen zu privatem Budenzauber haben mich allerdings gelehrt, welche Fehler seitens der Organisatoren häufig sind. Aus diesem Grund möchte ich Sachkenntnis, Scharfsinn und Erfahrung an dieser Stelle kostenlos zur Verfügung stellen und den jungen, ausgeflippten Lesern mit den 10 Geboten der Wohnungsparty dienen:
1. Motto
Ein guter Abend kennt kein Motto. Überschwang soll sich durch verbotene Küsse, kesse Zoten und feiste Lausbubenstreiche einstellen und nicht, indem man Freunde nötigt, sich ‚bad hair’ zu toupieren oder Vampirs-Maskeraden zu besorgen.
2. Getränke und Speisen
Die Gäste müssen angewiesen werden, „was mitzubringen“. Am besten nicht nur Einsneunundneunzig-Suave, sondern erlesenen Schnaps. Man selbst kauft Bier und Wein der alleruntersten Preiskategorie. Spätestens nach dem ersten Schluck ist es den Wohlgelaunten egal, was sie trinken, solange die Wirkung stimmt. Die wenigen unvermeidbaren ‚Genusstrinker’ sollen sich selbst um Edles kümmern.
Wer in Kairo Geld anlegt, hat einen Kontoauszug aus Ägypten (Gag). Dieser sollte es erlauben, doppelt so viel an Berauschungs-Gebräu anzuschaffen als benötigt. Wird ja nicht schlecht. Besser Wochenlang ein voller Kühlschrank als durstige Gäste, die zu früher Stunde fliehen.
Speisen muss man eigentlich keine kaufen, die sollen alle gefälligst zu Hause dinieren. Vielleicht Chips (Idiotenessen).
3. Uhrzeit
Partys sind wie Sex – Niemand will all erster kommen, es gibt aber Ausnahmen. Eine zielführende Beginnzeit ist 17 Uhr, dann trudeln wenigstens gegen neun die ersten Streber ein. Muss ja nicht immer alles so spät sein. Man will ja auch mal ins Bett.
Schlimm ist, wenn die ersten Ankömmlinge jene sind, die gerade noch so irgendwie ins Einladungs-Anforderungsprofil gerutscht sind. Zu diesem Zweck sollte man vor der Feier eine Reise absolvieren, zum Beispiel nach Ägypten, und davon Souvenirs und Fotographien mitbringen, die man den noch nüchternen Frühkommern dann zeigen kann.
4. Deko
ist eine beliebte Kurzform für Dekoration. Braucht es bei einer Wohnungsparty aber ebenso wenig wie ein Motto. Es wird einem ja doch nicht gedankt.
5. Gäste
Lebt man in einem einsturzgefährdeten Haus oder hat kein Interesse daran, durch zweiwöchige Renovierungsarbeiten das Konto in Ägypten überziehen zu müssen, lädt man am besten Freunde und Bekannte durch Kurzmitteilungen, Langmitteilungen oder gar Faxe ein. Eine Veröffentlichung in sozialen Netzwerken könnte findige Schnorrer anlocken, welche sich die schönen Weine und teuren Mädchen einstecken und damit fliehen.
Fünf Einladungen sind allerdings zu wenig, denn am Ende kommt ja doch immer nur die Hälfte, und wie sollen bitte zweieinhalb Gäste kommen? Zur Geisterstunde sollten zumindest so viele da sein, dass nicht mehr alle sitzen können, denn dann müssen sie Merengue tanzen und schmusen.
Im Übrigen bin ich der Meinung, Martin Habacher sollte Superpraktikant werden.
6. Polizei
Damit diese nicht kommt, empfiehlt es sich, den Nachbarn tags zuvor einen Zettel an die Türe zu kleben, auf dem man in Schönschrift Lärm prophezeit. Pro forma fügt man eine Einladung an. Wenn man Pech hat, kommen wirklich welche.
7. Musik
Vergebens sind die zehrenden Stunden, in denen Liebe, Mühe und Liebesmüh ins Arrangement einer harmonischen Playlist fließen. Denn spätestens nach sieben Nummern fragt ein Gast, ob er „mal an den Computer darf“, durchsucht dann die Festplatte nach scheußlichen Liedern, spielt diese ab und schreit zum Beispiel „Hey!“. Dann verspürt eine andere Gruppe das Bedürfnis, ironisch Musik zu hören und sucht auf youtube was von Sister Act. Jetzt bewegen sich alle Schnapsnasen wie dicke Nonnen und grölen Gospel-Klassiker. Es ist sehr heiter und ein bisschen groovy, die Playlist war aber wie immer für die Katz.
8. Gespräche
Was ab Mitternacht gesprochen wird, ist wie immer völlig hinfällig und tags darauf ohnehin vergessen. Davor führt man als beispielhafter Gastgeber Smalltalk. Da oft viele Studenten zugegen sind, muss man Studententhemen behandeln. Studenten kennen auf privaten Empfängen ausschließlich folgende Themen:
- "Was zahlst du denn für die Wohnung, wenn man fragen darf?"
- "Studierst du?" - "Was studierst du denn?"
- "Wohin gehst du sonst so?"
Auf diese Themen kann man sich mit auswendig gelernten Kurzreferaten vorbereiten.
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9. Spiele
Ein zentraler Punkt bei der Festivitätspräparation ist das Verstecken oder gar Verbrennen sämtlicher Spiele. Activity ist der Tod jeder Party, Singstar das Verderben. Spielwillige Gäste demonstrieren, dass es langweilig ist. Wenn es aber nichts zu spielen gibt, müssen sie sich selbst etwas einfallen lassen. Dann ziehen sie sich vielleicht aus oder machen etwas kaputt, und schon wird es beschwingt und ausgelassen.
10. Ende
Aus ist es, wenn der letzte umfällt. Und keine Sekunde früher. Damit die Umgefallenen in Küche, Bad und WC nicht frieren, legt man alte Decken auf sie drauf und geht dann ins Bett, wenn dort nicht gerade kopuliert wird. Am nächsten Tag schmeißt man alle hochkant raus, wünscht sie zum Teufel, trinkt dann türkischen Kaffee und ist zu faul, um aufzuräumen.