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Zita Bereuter

Gestalten und Gestaltung. Büchereien und andere Sammelsurien.

31. 12. 2009 - 16:48

Die Frage des Jahres

Es gibt keine richtigen Antworten – nur ehrliche.

Kein Jahreswechsel ohne Rückschauen, Listen und Reihungen: Bestes Buch, bester Film, bester Song - die üblichen. Schönste Reise, schwerste Entscheidung, bester Sex - die vielleicht interessanteren.
Darum soll es aber jetzt gar nicht gehen. Zumindest nicht um die Antworten.Vielmehr erstmal um die Fragen. Um gute Fragen. Solche würden viel zu wenig gestellt, meinten jedenfalls Mikael Krogerus und Roman Tschäppeler und haben als Reaktion das Fragebuch zusammengestellt.

cover - fragebuch, hellblau mit roter schrift

kein&aber

Mikael Krogerus, Roman Tschäppeler: Fragebuch. Kein & Aber, Zürich 2009.

Ein handliches Büchlein, das an ein kleinen Notizbuch erinnert, gefüllt mit 565 Fragen. Zusatzfragen nicht mitgerechnet. Von harmlosen "Wo sind Sie gerade" über "Haben Sie mehr weibliche oder mehr männliche Freunde?" zu "Was wollen Sie?"

Von Routinen zu Lastern, von Beziehungen zu Überzeugungen, von Kindheitserinnerungen zur Zukunft. Fragen. Fragen, auf die es keine richtige Antwort gibt. Nur ehrliche, wie die Autoren anmerken.
Außerdem raten sie, man soll bei der Beantwortung der Fragen nicht zuviel überlegen - spontane, schnelle Antworten aus dem Bauch heraus sind die wahren.

U. hat mir das Buch vor einigen Monaten enttäuscht gegeben. Sie habe auf einige Fragen keine befriedigenden Antworten gefunden. Etwa auf „Wann haben Sie den letzten Brief geschrieben?“ Es sei ihr kein einziger Brief mehr eingefallen.
Ganz sicher würde sie das Buch nie ausfüllen.

Klar kann man das Buch ausfüllen. Man muss sich aber im Klaren sein, ein Tagebuchkonzentrat zu produzieren. Immer vorausgesetzt, man ist ehrlich. Andererseits könnte das so zu einer schönen Erinnerung werden.

Man kann aber auch einfach immer wieder mal die eine oder andere Frage lesen. Und selbst beantworten oder von anderen beantworten lassen.
Gefragt wird quer durch alle möglichen Gebiete.
"Wann haben Sie das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?"
"Auf wessen Freundschaft könnten Sie verzichten?
Warum pflegen Sie sie noch?"

Es gibt Extrafragen für Singles ("Wann waren Sie zuletzt froh, Single zu sein?") ebenso wie für Menschen in Beziehungen, für Gläubige wie für Nichtgläubige ("Was genau irritiert Sie an dem Gedanken, dass es einen Gott geben könnte?"), für Frauen wie für Männer ("Worauf achten Sie zuerst bei einer Frau/einem Mann? Zeichnen Sie ein!" – Und dann könnte man da auf einer weiblichen bzw. männlichen Figur, jeweils von vorne bzw. hinten gezeichnet, die betreffenden Stelle(n) markieren. Muss man aber nicht. Eine Auswertung gibt es ja nicht. Es langt, wenn man darüber nachdenkt.

Für FreundInnen der Twittererei:
Beschreiben Sie Ihr Jahr mit drei Worten.

Passenderweise beginnt das Buch mit einem Jahresrückblick. In 35 Fragen kann man sein Jahr Revue passieren lassen. Von der wichtigsten zur nervigsten Person, von der Person die man vernachlässigt hat zu einer, von der man vernachlässigt wurde. Von etwas, dass das Leben verändert hat zu etwas, das man gelernt bzw. verlernt hat. Und dazwischen die Frage No. 24, "Die Frage des Jahres:" ...