Erstellt am: 13. 12. 2009 - 13:32 Uhr
Song Zum Sonntag: Julian Casablancas
Somewhere along the way my hopefulness turned to sadness
Somewhere along the way my sadness turned to bitterness
Somewhere along the way my bitterness turned to anger
Somewhere along the way my anger turned to vengeance
And the ones that I make pay
Are never the ones who deserve it
And the ones who deserve it they'll never understand it
Yes, I know I am going to hell in a purple basket
At least I will be in another world, while you're pissing on my casket
How could you be Oh
So perfect for me? Oh
Why can't you ignore Oh
The things I did before? Oh
Somewhere along the way exacting vengeance gave excitement
Somewhere along the way that excitement turned to pleasure
Somewhere along the way that pleasure turned to madness
Sooner or later that kind of madness turns into pain
And the ones that I made pay were never ones who deserved it
Those who helped me along the way, I smacked them as I thanked them
Yes, I know I am going to hell in a leather jacket
At least I will be in another world, while you're pissing on my casket
All that I can do now is sing a song of faded glory
And all you got to do is sit there up great and make them horny
Together we will sing songs and tell exaggerated stories
About the way we feel today, and tonight and in the morning
How could you be Oh
So perfect for me? Oh
Why can't you ignore Oh
The things I did before? Oh
And take all your fears
And pretend there all true
And take all your plans
And pretend they fell through
And that's what it's like Oh
That's what it's like for people in this world
What you did before Oh
Knock down your dreams Oh
Our roles are reversed Oh
... are due Oh
No, No, No
That's all I am going to say now
Before, they're going to learn the way tonight
Auf dem Weg passiert so einiges. Und eins kommt zum anderen: Hoffnung wird zu Trauer, Trauer wird zu Bitterkeit, Bitterkeit zu Zorn, Zorn zu Rache. Rache ist aufregend, Aufregung macht Freude, Freude wird zu Wahn und Wahn zu Schmerz.
meowzedong.tumblr.com
All das passiert irgendwie, eins fügt sich zum anderen auf dem Weg, der der Lebensweg oder der Karriereweg oder der Weg des Liebesglücks sein kann. Und vieles passiert enfach so, out of the blue.
So aufgestellt trifft es natürlich immer die Falschen. Die, denen man es heimzahlt, haben es nicht verdient, die die es verdient häten, kriegen es nicht mal mit.
So fährt man in seiner Lederjacke zur Hölle.
aftertheshow.wordpress.com
"Out of the Blue" ist wie ein Beziehungssong aufgebaut. Alles was ihm bleibt, ist Lieder zu singen und übertriebene Geschichten zu erzählen, während sie nur gutaussehend rumstehen und andere geil zu machen braucht. Sie braucht sich nur einem kleinen Experiment zu stellen: Sie soll sich vorstellen, alle ihre Pläne hätten nicht gegriffen, ihre Ängste entsprächen der Wahrheit. So geht es ihm, so geht es den Menschen überall auf der Welt.
Und wenn er dann dereinst in seiner Lederjacke von uns gegangen sein wird, ist er wenigstens an einem Ort, an dem er nicht mitbekommt, wie sie auf seinen Sarg pinkelt. Du lieber Himmel.
Es kann aber auch als Geschichte der Strokes gelesen werden. Als Geschichte von einem kleinen Bandmonster, das sich fünf New Wave affine Upperclass Jüngelchen anfang des Jahrzehnts ausgedacht hatten, und das jetzt in wohl jedem Jahrzehntrückblick als eines der bedeutendsten musikalischen Phänomene der Nullerjahre bezeichnet werden wird. Eine Geschichte, die deren Sänger hier rückblickend wie die einer Hassliebe vorkzuommen scheint, mit der in einer Mischung aus Aufregung, Wut, Spass und Verzweiflung abgerechnet werden muss, wie mit dem Leben selbst.
vicariousmusic.com
Auf dem Album "Phrazes for the Young", so ist auf dem Cover zu lesen, gehört zu jeder Nummer ein Kernsatz. Anders als bei Oscar Wildes Vorbild sind das keine Aphorismen im eigentlichen Sinn, sondern ähneln mehr Zen-Kernsäzen oder altersweisen Lebensrückblicken.
Bei "Out of the Blue": "Zorn ist Schwäche, Geduld ist Stärke".
Auf diesem Soloalbum von Julian Casablancas, das Alex Augustin schon bei Erscheinen gewürdigt hatte, findet man weniger treibende Strokes-Gitarren, die alle Achtelnoten durchschlagen, keine Stimmverzerrung, die Licks, die die Gesangslinie begleiten sind uns erhalten geblieben. Es ähnelt von allen Soloaktivitäten der Mitglieder (Albert Hammond Jr., Fab Morettis "Little Joy", Nick Fraitures "Nickel Eye") am ehesten der letzten Strokes Platte, nach der sich alle Fünf auf einen "Hiatus" begeben hatten.
Der Song zum Sonntag ist eine Kooperation zwischen FM4 und der Presse am Sonntag und erscheint hier wie dort, wo sich der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar der Kolumne annimmt.
Dazu kommt eine gewohnte Retroästhetik, die sich weniger an Television oder den Ramones orientiert, den Bands der von den Strokes gerne erinnernden Blütezeit des New Yorks von CBGBs und Factory, als an deren Popnachfolgern. Blondie wird hier gerne zitiert, die dominanten Keyboardlinien könnten auch von Patti Smith sein (der die Keyboardlastigkeit immer eine Außenseiterrolle in der Szene beschert hatte).
Casablancas klaut wie gewohnt sehr gut und überraschend von Außenseiterbands der frühen Punkzeit wie Tubes oder Be Bop Deluxe, von Ultravox und den Cars, einmal ist sogar "Time is on my Side" von den Stones zu hören ("4 Chords of the Apocalypse"), die Melodie von "Ludlow Street" könnte man sich auch von einem der frühsiebziger Texas Outlaws vorstellen. Und Casablancas liebt die Psychedelic Furs ebenso wie der Girls-Sänger.
Für den, der so etwas mag, gibt es noch ein Weihnachtslied als Bonustrack. Vielleicht schafft es das, wie unlängst die Fleet Foxes, auch auf die Playlist der MySpace Seite des Vatikans.