Erstellt am: 10. 12. 2009 - 10:59 Uhr
London Calling Licht ins Dunkel Spezial im Flex
Das haben wir uns schön ausgedacht: London Calling kapern, Britpop, kecken HipHop und derben Electro spielen und dann auch noch das Flex als Nachtclub in den Abend vorverlegen. 20 Uhr Klammer Ausrufezeichen hat Alexandra Augustin den Beginn des FM4 Clubs angekündigt, doch ihr habt euch Zeit gelassen. Die akademische Viertelstunde wurde gen Mitternacht erst eingehalten, als das Flex langsam voller wurde - wohl auch, weil Deichkind und Soap&Skin anderswo in Wien fertig geträllert haben. Doch wer zu spät kommt, der hat den unfassbar guten Auftritt von Astronautalis verpasst.
fm4 / alex wagner
Wahre Lebensweisheiten hat uns Astronautalis an diesem Abend gelehrt: Wie wichtig es zum Beispiel ist, auf das Blackmailing zu achten, also auf die Gelegenheit, jemanden in der Firma zu erpressen und dass es einfacher ist, seine Freunde und Verwandten zu bestehlen, um aus der Finanzkrise zu kommen, als irgendeinen Fremden, weil der Fremde generell mehr Skepsis aufbringt. Ergibt Sinn in meinen Ohren und hatte spürbar Konsequenzen auf das Zwerchfell: Seine frechen, oft minutenlangen Überleitungen zum nächsten Song waren dermaßen fresh, witzig und gesellschaftskritisch, sodass er eindeutig an diesem Abend die Rolle der coolen Sau gepachtet hatte. Als ironische Selbstreferenz auf Eminem und Gangster-Rappern gab er zur Hälfte seines Konzertes bekannt, dass er bei der ein oder anderen Anekdote geschwindelt hat.
"Everything I´ve told you so far has been a lie. I´m a rapper. It´s okay for me to lie. It´s kind of my job. But instead of lying you, how nice my car is, or lie to you, how many people I´ve killed, I lied to you about what you should do with your job, if you hate it. Don´t blackmail anyone, just become a rapper."
fm4 / alex wagner
Astronautalis Adern schwollen an, wenn er sich zum eigenen Beat bewegte. Er schwitzte auf der Bühne, sein Körper immer unter Anspannung. Das Publikum wippte mit den Köpfen, mindestens ebenso durchnässt wie der Rapper selbst.
fm4/alex wagner
Und dann kam Fiva: Hüha Pferdchen
"Hat mich da gerade jemand mit Lady Gaga verwechselt?" flüsterte mir Fiva ins Mikro. Und nach einem kurzen Sicherheitsblick, ob denn alles an ihr noch so sei, wie es aussehen sollte, wich ihre Irritation. Und doch, der Vergleich hatte schon was. Sie war in der Nacht im Flex auch etwas gaga, im besten, also spaßigen Sinn. Trotz Schwierigkeiten mit rollenden Zungen-"R"s, verschlucktem Wasser und der österreichischen Sprache ("Ich trink auf euch, zum Wohl!" - "Des haast Prost bei uns!") witzelte hüpfte und freestylte sie auf der Bühne herum, als obs kein Morgen gäbe. Und die Leute machten mit. Zugabe-Rufe verlangte Fiva forsch dem Publikum ab, ohne die Bühne zu verlassen - ist doch albern, jedes Mal zu gehen und wiederzukommen - und so catchte sie Applaus ab und spielte nach ihren Berechnungen drei bis vier Zugaben, aber so genau lässt sich das nicht mehr nachvollziehen.
fm4/alex wagner
fm4/alex wagner
fm4/alex wagner
DJ-Lineup
Neben all dem HipHop sorgten die DJs für musikalischen Ausgleich, allen voran Eva Umbauer, die mit Britpop und Heartbeat-Musik begann. Functionist schaffte dann eine sanfte Überleitung vom HipHop-Beat zum Elektronischen, ehe auch noch Moogle und Madchen Brunner - nicht im Bild - ihren wummernden Sound zur nächtlichen Klangmelange beisteuerten.
fm4/alex wagner
fm4/alex wagner
Die Einnahmen des Abends im Flex gehen an das Laura Gatner Haus, unserem diesjährigen FM4 Projekt für Licht ins Dunkel. Von dem Geld werden unter anderem neue Sanitäranlagen und Waschmöglichkeiten im renovierungsbedürftigen Flüchtlingsheim geschaffen.