Erstellt am: 9. 12. 2009 - 18:53 Uhr
"Fisch, Affe, Vogel"
FM4 unterstützt dieses Jahr das Laura Gatner Haus, ein Heim für unbetreute minderjährige Flüchtlinge
FM4/Irmi Wutscher
An einem kalten, aber sonnnigen Winternachmittag warte ich vor dem Naturhistorischen Museum auf die Gruppe von Ausflüglern aus dem Laura-Gatner Haus. Sie sind ein wenig zu spät. Betreuerin Franziska, die auch schon da ist, erzählt mir, dass es mit den Jugendlichen bei der gemeinsamen Fahrt im Kleinbus oft ziemlich zugeht. Dass die manchmal das Lustigste an den Ausflügen und die Stimmung dabei ausgelassen ist: Die Musik wird ganz laut aufgedreht und alle johlen mit, egal ob sie den Text verstehen oder nicht.
Raus aus dem Haus
Einmal in der Woche, immer Donnerstags, wird für die Jugendlichen aus dem Laura-Gatner-Haus ein Ausflug geplant, erklärt Peter, der im Laura-Gatner-Haus arbeitet. "Wir versuchen vor allem hinaus zu gehen, also auch raus aus dem Haus. Denn es ist wichtig, auch einen gewissen Alltag draußen zu erleben." Im Sommer ist es natürlich leichter, da geht man viel hinaus, Wandern oder Fußball- und Volleyballspielen.
Was aber tun, wenn es kalt und nass ist, die meisten Freizeitangebote so teuer sind, dass die im mageren Budget, das AsylwerberInnen zur Verfügung haben, aber nicht drin sind? Man greift auf Aktivitäten zurück, die im so genannten Kulturpass enthalten sind.
FM4/Irmi Wutscher
Ein Ausweis, mit dem AsylwerberInnen, aber zum Beispiel auch SoziahilfeempfängerInnen oder Arbeitslose gratis in gewisse Museen oder zu Kulturveranstaltungen gehen können. Und das ist auch der Grund, warum der Ausflug an diesem Tag ins Naturhistorische Museum führt.
Im Naturhistorischen Museum
FM4/Irmi Wutscher
Endlich sind dann alle da. Bevor wir hineinkönnen, müssen die, die noch keinen haben, ihren Kulturpass ausfüllen. Dann drängen wir in die in die majestätische Eingangshalle des naturhistorischen Museums, die bereits weihnachtlich beleuchtet ist.
Die Ausstellung beginnt mit Insekten. Die Mikroskope, mit denen man sich einzelne Tiere ganuer ansehen kann, werden gleich belagert. Danach kommen an präparierten Haien und Kraken vorbei, die uns alle sehr beeindrucken.
FM4/Irmi Wutscher
Anschließend wandern wir durch endlos scheinende Hallen voller ausgestopfter Säugetiere. Am imposantesten sind die großen Tiere, wie etwa das Walskelett oder der afrikanische Elefant.
FM4/Irmi Wutscher
Manche von den Tieren - vor allem die mit Fell - sehen schon etwas räudig aus, die Knopfaugen haben keinen Glanz mehr. Trotzdem lösen einzelne Tiere immer wieder Begeisterungsstürme aus. Wie zum Beispiel das Takin. "Takin Takin!" rufen Mustafa und Ali (alle Namen geändert). Und bejahen meine Frage, ob sie das Tier denn aus ihrer Heimat Afghanistan kennen.
FM4/Irmi Wutscher
"Fisch, Affe, Vogel"
Generell läuft die Kommunikation mit mir aber eher nonverbal ab. Ein Zeigen auf ein Tier und ein Grinsen. Oder ein erstaunter Gesichtsausdruck. Denn die Namen, der meisten Tiere, die wir hier sehen, haben die Burschen im Deutschkurs noch nicht gelernt. Die, die sie können werden aber eifrig geübt: "Fisch, Affe, Vogel", sagt Ali stolz. "Löwe" kommt von vielen als ihr Lieblingstier, oder "Tiger" und auch "Bär". Und es wird auch die Gelegenheit wahrgenommen mir persisch beizubringen. Nachdem ich Mansor erklärt habe, wie der Wolf auf Deutsch heißt, sagt er: "Gurk. So heißt das auf Persisch. Ich hab mir gedacht, Sie möchten vielleicht auch ein bissi persisch lernen". Er lacht über meine Aussprache, als ich das Wort wiederhole.
FM4/Irmi Wutscher
Nach eineinhalb Stunden Naturgeschichte sind wir dann ziemlich erledigt. "I have seen more than thousand animals today", meint Sami erschöpft. Grundsätzlich sind die Jugendlichen vom Ausflug begeistert. Vielleicht weniger, weil sie das Museum an und für sich sonderlich interessiert hat. Sondern weil es eine Abwechslung zu ihrem Alltagstrott im Heim ist. Und weil sie untereinander und auch mit den BetreuerInnen unbeschwert sein können. Blödsinn machen.
"Ich glaube, durch den Alltag im Heim ist eine gewisse Abwechslung erwünscht und auch gut" sagt Peter, Betreuer im Laura-Gatner-Haus. "Sonst fällt einem die Decke auf dem Kopf. Wenn man nur zu Hause in seinem Zimmer sitzt, vielleicht Deutsch lernt oder ein Aufgabe schreibt und wartet, dass am Abend der Internetraum geöffnet wird oder dass es was zum Essen gibt. Dann ist das eine schöne Alternative und ein schöner Ausgleich."