Erstellt am: 8. 12. 2009 - 12:15 Uhr
Decemberlist, acht
Das ist die Decemberlist
24 Stücke Musik, täglich eines, den ganzen Dezember über, vorgestellt von FM4 MusikjournalistInnen und Webhosts. CDs, die während des Jahres die FM4 Musikredaktion passiert haben und die für uns von Bedeutung waren. Zum Schenken und Beschenktwerden. Von Indie Pop bis Rare Groove, von dänischem Metal bis österreichischem Songwriter Pop.
Ich mag Musik, in der nicht besonders viel passiert, und das möglichst lange. Can, Spacemen 3, Gas, Efdemin, Kanye West (sein letztes Album): in den verschiedensten Genres kann man diese schwierige Kunst der Wiederholung finden.
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The Field, ein Trio aus Stockholm, machen genau das, indem sie die Strenge elektronische Kölner Schule ihres Labels Kompakt mit den Errungenschaften von Shoegazer-Bands, wie My Bloody Valentine oder Slowdive, kreuzen. Über eine eher gemessene, aber stur schreitende Bassdrum, wird Schicht um Schicht darüber gelegt, manchmal ein Popsample, in letzter Zeit auch immer öfter Gitarrenschlieren. Mitunter schält sich nach Minuten auch ein erkennbares Sounddetail, etwa von Angelo Badalamentis Twin Peaks Soundtrack, aus der Suppe, die The Field in ihrem elektronischem Labor gebraut haben.
the field
Das erste Album von The Field, die vor allem mit Remixes und dem einem oder anderen Beitrag zu den Kompakt Compilations Total und Pop Ambient aufgefallen sind, war noch hörbar im Techno der 00er Jahre verankert. In der einen oder anderen speziellen Clubsituation konnten diese Stücke zur frühmorgendlichen Geheimwaffe der mutigeren DJs avancieren. Mit ihrem zweiten Album "Yesterday and Today" sind sie jetzt eher bei Pitchfork als im Berghain angekommen. Sogar der Drummer der Math-Core Band Battles hat mitgearbeitet an "Yesterday and Today". Die Musik bleibt trotzdem wunderbar anonym, zeitlos, endlos. Bis zu 15 Minuten dauern die insgesamt nur sechs Tracks auf diesem Album. Man hat also genug Zeit, sich auf diese Reisen in die sublimen Zustände zwischen klanglicher Leere und überfordernder Dichte einzulassen. Vor allzu hippiesken Herum-Gedaddel schützt der motorische, krautrockige Beat der niemals aufhört, der hörbar digitale Produktions- und Mischprozess, der The Field so gegenwärtig macht. Das Ergebnis klingt manchmal so, als hätten Animal Collective ihr Faible für Beach Boys Harmonien zugunsten eines Ricardo Villalobos DJ-Sets aufgegeben.
Pop Ambient
An einem der schönsten Songtitel des Jahres "I Have The Moon, You Have The Internet" kann man erkennen, dass The Field, trotz aller Abstraktion im Grunde ihres Herzens große Popromantiker sind. Und so gibt es auf "Yesterday and Today" sogar fast einen Hit.
The Field spielen live am 19. Jänner im Rahmen von Crazy im Flex, Wien.
"Everybody's Got To Learn Sometime" wurde schon unter anderem von Beck, Erasure oder auch diversen Happy Hardcore Acts gecovert. Das Original stammt von einer obskuren 80er Jahre Band namens "The Korgis". Die mit einem Fuß im Kitsch stehende Ballade wird bei The Field zu einer Hymne in Zeitlupe, die durch das hörbare Knispern und Knuspern der dieser Bearbeitung zugrunde liegendem Vinylplatte an die Vergänglichkeit alter Popmusik erinnert. Die "schönen Momente" des Songs werden so lange digital gedehnt und erweitert, bis eine eigenartig konzentrierte Süße und Sehnsucht entsteht. Das ist als würde man zehn Liter Vanille Pudding solange einkochen, bis nur noch eine fingerhut-große Menge übrig bleibt, aber die wird man niemals vergessen. Eine emotionale Breitseite.