Erstellt am: 6. 12. 2009 - 14:14 Uhr
Song Zum Sonntag: Rain Machine
Hier werden Tragödien verhandelt.
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Kyp Malone a.k.a Rain Machine spricht von Babies, die von Fliegen übersät sind. Er erinnert an den Massenmord an Schwarzen, deren Körper wie gerbendes Leder aufgehängt wurden. Er spricht von verbrannten Korken, mit denen die schwarzen Künstler in den so genannten "Minstrel Shows" ihre Haut noch schwärzer färben mussten, um als "richtige" Schwarze durchzugehen.
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Kyp Malone spricht vom Fall Sean Bell, einem 24 jährigen Schwarzen, der an seinem Polterabend mit 50 Schüssen getötet worden war. Die mordenden Polizisten waren frei gesprochen worden. Nur eine weitere Tragödie, ein Urteil, das niemanden kümmerte in seiner Stadt.
Doch Malone erinnert daran, dass Nelson Mandela schon dazu aufgefordert hatte, das selbst nicht klein zu halten, jemand sein zu wollen. In diesem Wunsch liegt nichts radikales. Und wer ihn im Kopf behält, kann sich aufrichten und lächeln, sich entspannen und hinter einer coolen Fassade blickt ein Lächeln hervor. Wo die Liebe im Überfluss vorhanden ist, müssen wir sie halten, sagt Malone. Wir sagen: "Zum Teufel mit der Trauer". Was für eine Befreiung!
Der Song zum Sonntag ist eine Kooperation zwischen FM4 und der Presse am Sonntag und erscheint hier wie dort, wo sich der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar der Kolumne annimmt.
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Kyp Malone ist wie die Bart gewordene Klagemauer. Seine hohe, sich stets überschlagende Stimme hat schon in den Songs seiner Hauptband TV On The Radio in ihrer Verbindung von Rock (Druck) und Soul (Brüchigkeit) sehr zur Eingängigkeit und zum Erfolg dieser außergewöhnlichen, multiethnischen New Yorker Rockband beigetragen. Mit Rain Machine hat Malone jetzt sein experimentelles Soloalbum veröffentlicht.