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Burstup

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3. 12. 2009 - 16:23

Quedding

Mit der Einführung der Homo-Ehe entsteht auch ein neuer Beruf: HochzeitsplanerIn für Lesben und Schwule.

Eigentlich hätte die Regierung nur zwei Wörter im Eherecht streichen müssen: Dass diese nämlich für zwei Personen "verschiedenen Geschlechts" gedacht ist. Aber die Gesetzesänderungen, die die sogenannte "Homo-Ehe" ermöglichen, sind 60 Seiten lang geworden. Durchgewunken wurden diese 60 Seiten Gesetzestexte kürzlich auch im Justizausschuss.

Lesben und Schwule stehen dem österreichischen Partnerschaftsmodell, das wahrscheinlich am 1. Jänner 2010 gültig wird, mit gemischten Gefühlen gegenüber. Einerseits enden damit viele Ungleichbehandlungen, zum Beispiel beim Besuchsrecht im Krankenhaus oder im Steuerrecht. Aber in über 70 Bereichen gibt es gravierende Ungleichbehandlungen. So fehlen zum Beispiel Wohnkostenbeihilfe und Familienunterhalt für eingetragene Partner von Grundwehrdienern, es gibt kein Recht auf Fortführung des Gewerbes einer verstorbenen PartnerIn oder sogar ein ausdrücklich festgelegtes Verbot der Stiefkindadoption. Homo-Paare sollen sich auch nicht feierlich am Standesamt "verpartnern", die Eintragung am Bezirksamt ähnle - so die Kritiker - eher der Anmeldung eines Hundes.

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Karin Zeidler, Roland Peschetz, Manuel Bräuhofer

Trotz all dem ist seit kurzem die Internetplattform einer Firma online, die das Partnerschaftsmodell zwar ebenfalls mit gemischten Gefühlen sieht, aber das beste draus machen will: Quedding will eine Art Anlaufstelle für Schwule und Lesben sein, die sich verpartnern wollen. Der Name der Plattform steht für "queer wedding", und ihr Chef Manuel Bräuhofer hat herausgefunden, dass es aus Salzburg gute Neuigkeiten in Sachen Zeremonie und Standesamt gibt: "Wir haben erfahren, dass der Marmorsaal im Schloss Mirabell für Zeremonien von Lesben und Schwulen zur Verfügung gestellt wird. Wir haben gleich mit der Stadt Salzburg Kontakt aufgenommen und werden mit ihr zusammenarbeiten, das Interesse war sehr groß. Und genauso wird es auch mit anderen Bundesländern und Städten funktionieren. Sobald wir hören, dass irgendwo die Möglichkeit einer Zeremonie existiert, werden wir Kontakt aufnehmen. Wir wünschen uns auch, dass die Gemeinden und Orte selbst auf uns zukommen."

Bräuhofer, der selbst einen türkischen Elternteil hat, bezeichnet seine Firma als "erste österreichische Diversity-Agentur". Eine Verpartnerungsplattform für Homosexuelle war für seine Marketingagentur der nächste logische Schritt. Quedding bietet Information über die rechtliche Lage, zum Beispiel Namensänderung oder Steuerrecht, es gibt Kontakte zu Veranstaltungslocations, Hilfe bei der Planung des Buffets oder Tipps für die Auswahl von Kleidung und Dekoration. "In weiterer Folge wird es sehr viele interaktive Elemente geben, angefangen von einer Checkliste, über einen Budgetplaner bis hin zur Gästelistenverwaltung."

Die Frage, ob Lesben und Schwule sich am Standesamt verpartnern dürfen, wäre fast zum Knackpunkt zwischen ÖVP und SPÖ geworden: Zustandegekommen ist die österreichische Form der "Homo-Ehe" nur, weil es jetzt keine Verpflichtung zur Zeremonie am Standesamt gibt. Manche Gemeinden (wie z.B. Wien oder Salzburg) wollen sie trotzdem ermöglichen, andere Bürgermeister haben bereits angekündigt, auf keinen Fall Zeremonien für Lesben und Schwule zuzulassen. In letzterem Fall will Quedding helfen. Manuel Bräuhofer: "In so einem Fall werden wir versuchen, mit der Gemeinde Kontakt aufzunehmen und zu intervenieren. Also zu sagen: Es gibt diesen Wunsch, hier getraut zu werden. Warum besteht die Möglichkeit nicht? Wenn man aufgrund der Politik oder ich sage jetzt mal aufgrund von Engstirnigkeit dennoch keine Chance hat, dort was zu zun, sind uns natürlich auch die Hände gebunden. Dann werden wir dem Brautpaar empfehlen, auszuweichen auf eine andere Halle, einen anderen Ort."

In den USA freut sich die Hochzeitsindustrie seit Einführung schwulesbischer Partnerschaften über einen neuen Markt von 9,5 Milliarden Dollar. Quedding wird wohl nicht die einzige Anlaufstelle für "Homo-Hochzeiten" in Österreich bleiben.

72 rechtliche Unterschiede zwischen Ehe und Homopartnerschaft

Rechtskommitee Lambda

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