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Andreas Gstettner-Brugger

Vertieft sich gern in elektronische Popmusik, Indiegeschrammel, gute Bücher und österreichische Musik.

4. 12. 2009 - 10:58

Decemberlist, vier

Raketenrucksäcke unter dem Weihnachtsbaum. Ein Geschenk der Schotten We Were Promised Jetpacks.

Das ist die Decemberlist
24 Stücke Musik, täglich eines, den ganzen Dezember über, vorgestellt von FM4 MusikjournalistInnen und Webhosts. CDs, die während des Jahres die FM4 Musikredaktion passiert haben und die für uns von Bedeutung waren. Zum Schenken und Beschenktwerden. Von Indie Pop bis Rare Groove, von dänischem Metal bis österreichischem Songwriter Pop.

fm4.orf.at/decemberlist

Eine bassige, leicht angezerrte Gitarre, die mit melancholischer Wärme wundervolle Sehnsuchtsakkorde klampft. Dazu eine charismatische und zugleich kratzige Stimme mit schottischem Akzent, bis das im Hintergrund erklingende Einzählen der Drumsticks und die entzückenden Glöckchen durch massive Gitarrenwände, ein druckvolles Schlagzeug ersetzt werden. Erst nach ungefähr zwei Minuten legt der Opener "It's Thunder And It's Lightning" richtig los, wenn Sänger und Gitarrist Adam Thompson seiner Emotion stimmlich freien Lauf lässt, Michael Palmer auf den Verzerrer steigt, der Bass von Sean Smith sich immer tiefer zu graben scheint und sofort die außergewöhnlichen Rhythmusfiguren von Darren Lackie auffallen. Nicht zu unrecht werden We Were Promised Jetpacks als eine der besten Newcomer Schottlands gehandelt. Und ihr Debüt sollte definitiv unter einigen Weihnachtsbäumen dieses Jahr landen.

We Were Promised MySpace

We Were Promised Jetpacks

Es ist schon sehr beachtlich, was der extrem junge Vierer, ursprünglich aus Edinburgh, heute in Glasgow lebend, mit dem Erstling "These Four Walls" vorlegt. Ein satter Sound, der die wuchtige Energie eines Live-Gigs wiedergibt, ein klares und schnörkelloses Songwriting, transparente Instrumentalisierung und genug Ecken und Kanten, um immer wieder spannend zu klingen. Und das, obwohl sich We Were Promised Jetpacks erst vor knapp sechs Jahren gegründet haben. Als Schulprojekt, das mit einer Coverversion des damaligen Jet Hits "Are You Gonna Be My Girl?" ihren Highschool Bandcontest gewonnen hat. Was wie aus einem schlechten Film klingt und bei realen Beispielen meist auch ganz schön in die Hose geht, hat bei Adam, Michael, Sean und Darren unerwartet geklappt und ungebremst Erfolg gebracht. Schon nach kürzester Zeit klopfte das Label FatCat Records bei den Schotten an die Tür. Man habe durch die MySpace Seite der befreundeten Frightened Rabbit Wind vom rohen und ungestümen Sound bekommen. Und schon ging es los mit fieberhaftem Songwriting und Aufnahmevorbereitungen.

Neil Thomas Douglas

We Were Promised Musical Origin

Mit der ersten Single "Quiet Little Voices" hat die Band mit den Raketenrucksäcken in England gut abgehoben. Darran Lackies treibendes Schlagzeugspiel, das der Musik eine "Dringlichkeit" vermittelt, der man sich nur schwer entziehen kann, erinnert stark an die Londoner Bloc Party, wobei We Were Promised Jetpacks die dreckige und vor allem junge Version ist. Schließlich war Sänger Adam erst sechzehn, als "Silent Alarm" erscheint. Und klar, Bloc Party war für den Vierer definitiv ein Einfluss. Ebenso wie die Landsleute Mogwai. Selbstverständlich wird man gerade bei einer Debüt-Platte unweigerlich mit Referenzen überschüttet, um die Neulinge auf der musikalischen Landschaft verbrauchergerecht zu verorten, wobei die jungen Schotten sich schon jetzt verständlicherweise danach sehnen, nicht immer mit Bands wie Bell & Sebastian oder Franz Ferdinand verglichen zu werden. Denn gerade diese beiden Glasgower haben mit dem Klang und Attitüde von We Were Promised Jetpacks nicht wirklich etwas gemeinsam.

We Were Promised Emotions

Hier handelt es sich keineswegs um eine 08/15 Indiegitarrencombo. Die vier sehr jungen Schotten wirken schon auf ihrem Debüt sehr smart, musikalisch und klanglich gefestigt, auch wenn hier vieles noch entdeckt werden will, wie es in dem achtminütigen "Keeping Warm" oder dem ...Trail Of Dead-eskem "Short Bursts" anklingt. Und ja, es hat mit dem für mich sehr charmant wirkendem, schottischem Akzent zu tun, dass ich Adams Gesang so erfrischend und unprätentiös empfinde. Denn We Were Promised Jetpacks drücken gerne auf die Emo- und Pathos-Tube. Allerdings schaffen sie in den 11 Songs eine feine Gradwanderung zwischen gehöriger Gefühlsausbreitung und zurückhaltender Intimität.

Neil Thomas Douglas

Man sollte dieser Platte wirklich eine Chance geben, denn gegen Ende scheint sie über sich selbst hinaus zu wachsen. Gerade "An Almighty Thud", der halbakustische Schlusssong, vermittelt das sonst nicht immer offensichtliche Grundgefühl und Hauptthema der Platte. Das "Sich-zuhause-fühlen" und das eigene Heim. Sei es in Form eines Haus mit seinen vier Wänden, in Form von Freunden und Familie, oder in Form der Stadt, in der man aufgewachsen ist. We Were Promised Jetpacks können einem auf alle Fälle das wohlige Gefühl geben, daheim zu sein. Etwas, das wir alle gerne hin und wieder spüren.