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Trishes

Beats, Breaks und Tribe Vibes - oder auch: HipHop, Soul und staubige Vinyl-Schätze.

2. 12. 2009 - 06:00

Decemberlist, zwei

Kalifornische Wintermusik auf Nosaj Things Erstling "Drift".

Das ist die Decemberlist
24 Stücke Musik, täglich eines, den ganzen Dezember über, vorgestellt von FM4 MusikjournalistInnen und Webhosts. CDs, die während des Jahres die FM4 Musikredaktion passiert haben und die für uns von Bedeutung waren. Zum Schenken und Beschenktwerden. Von Indie Pop bis Rare Groove, von dänischem Metal bis österreichischem Songwriter Pop.

fm4.orf.at/decemberlist

Albumcover zu "Drift" von Nosaj Thing

Nosaj Thing

In Person ist Nosaj Thing das genaue Gegenteil aller Vorurteile, die man HipHop-Musikern gegenüber haben könnte: Ein sehr zuvorkommender und zurückhaltender junger Mann, der sich scheinbar nicht besonders gerne beim Reden zuhört. Genau genommen ist HipHop aber auch nur einer der Pfeiler, auf dem der Sound von Nosaj Thing steht: Er ist ein Vertreter der neuen Produzentenschule aus Los Angeles, wo Kollegen wie Flying Lotus, Gaslamp Killer oder Take seit geraumer Zeit die Räume zwischen Dubstep-Ästhetik, elektronischen Sounds und samplelastigen HipHop-Beats enger machen.

Nosaj sticht aus dieser Community (die sich aus dem Umfeld des wöchentlichen Clubs "Low End Theory" formte) heraus, weil seine Beats meist ruhiger und mit viel Liebe zu verträumten Melodien daherkommen. Zeitweise drängen sich da gar Erinnerungen an die guten alten Boards of Canada auf. Nach Kalifornien-Klischees klingt da hingegen wenig, und minimale Songtitel wie "Fog", "Voices" oder "Cave" lassen auf ein zumindest nicht durchgehend sonniges Gemüt schließen.

Nosaj Thing liegend mit Keyboards, Drummaschinen und Laptop

Nosaj Thing

Weil sich auch im Rap eine neue Bewegung von melancholischen und stilistisch offeneren Künstlern formiert, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis die instrumentalen Songs von Nosaj Thing auch Stimmen verliehen bekommen. Und tatsächlich wurde sein wunderbares Aquarium kurz nach Erscheinen auch zur Unterlage des Titeltracks von Kid Cudi's Man On The Moon Mixtape. Nach "Drift" sollte sich in die Richtung eigentlich bald noch mehr tun...

Was außerdem für den jungen Kalifornier spricht: Dank Ableton Controllern spielte er schon in der Vergangenheit wunderschöne Live-Sets. Für seine letzte Tour (die leider nicht nach Österreich führte), arbeitete er zudem mit den visual artists Adam Guzman & Julia Tsao zusammen - und in der Kombination mit bewegten Bildern werden die Songs von "Drift", und diverse Remixes so richtig zum Spektakel.