Erstellt am: 1. 12. 2009 - 12:17 Uhr
Decemberlist, eins
Das ist die Decemberlist
24 Stücke Musik, täglich eines, von jetzt bis Heiligabend, vorgestellt von FM4 MusikjournalistInnen und Webhosts. CDs, die während des Jahres die FM4 Musikredaktion passiert haben und die für uns von Bedeutung waren. Zum Schenken und Beschenktwerden. Von Indie Pop bis Rare Groove, von dänischem Metal bis österreichischem Songwriter Pop. Ab jetzt in diesem Theater.
Rechtzeitig zur schweizerischen Ausgabe von "Strategien gegen Architektur" beginnt an dieser Stelle der Reigen der guten Alben des vergangenen Jahres mit einer Band, deren Name und Werk in direkter Verbindung mit einem religiösen Kultgegenstand steht. Anstatt aber ganze Architekturen zu errichten oder zu verhindern, begnügt man sich an dieser Stelle mit der Lobpreisung eines musikalischen Schreinchens in flacher und runder Ausgabe. Massivster Kasten für Ganzkörperreliquien wäre hier eigentlich passender, kennt man die verwendeten Materialien: allesamt jahrelang bereits im Einsatz und in ihrer Dauerhaftigkeit hinsichtlich der akustischen Dauerbelastung gut erprobt. Die Verbindung von geradlinigen Drums mit herumschwanzelndem Gesang in der Basshöhle stellt hier den eigentlichen Reiz dar. Oder um es so zu sagen: die Melvins gehen mit Neurosis und Om schwanger, Saint Vitus segnet ab, oder filmt mit. Je nachdem.
shrinebuilder
Die Kinder tragen ein würdiges Wording: solar benediction, oder pyramid of the moon heißen die Tracks. "Sauna I bis V" wäre auch passend gewesen, war aber anscheinend zu profan. Und die Priester des Dooms halten nichts von Säkularisierung. Nun ist aber bei allem Hang zu nichtmateriellen Kräften die eventuell erwünschte Meditiation nicht the practice of death, wie Om das gerne behaupten: das Hören des selbstbetitelten Erstlings von Shrinebuilder verursacht Schweißausbrüche.
The Architect (s)
Scott Weinrich ist aus diversen doomigen Metalumfeldern (etwa Saint Vitus, The Obsessed) bekannt und steht sozusagen am Anfang mit seinem Willen zu diesem Projekt. Angeschlossen haben sich Al Cisneros von Om, Melvins-Schlagzeuger Dale Crover und Scott Kelly von Neurosis.
It doesn`t always sound like a collaboration between members of these four bands. There`s something else that happens within that structure. It`s about music as a religion, as a belief system, as a means of communication and in the end I think the music speaks for itself.
shrinebuilder
2006 markiert den Beginn von Shrinebuilder, drei weitere Jahre sollte es dauern, bis im Jänner dieses zu Ende gehenden Jahres endlich aufgenommen wurde - und das in einer würdigen Zeitspanne: innerhalb von nur drei Tagen. Böse Zungen könnten jetzt bekritteln, dass der Output auch nur an die 40 Minuten lang ist. Zugegeben, das entspricht nicht dem Durchschnitt der momentan gebräuchlichen Eposlänge. Zugegeben, an manchen Stellen klingt man etwas ungeschliffen, aber besser roh als gar kein Diamant und wie relativ Längen sind, weiß die Menschheit spätestens seit der Elle. Wer bei Shrinebuilder Innovation sucht, ist definitiv an der falschen Stelle. Die Qualität liegt hier in der Mixtur der Musiker. Die ist allerdings in der World of Doom and related nicht zu überbieten: von wüstenartigen Landschaften, über psychedelische Momente oder hämmernde Schwere mächtiger Gitarrenriffs, alles, was für die bekannten Projekte der einzelnen Musiker steht, ist hier vereint und trotz des Rohzustandes liegt, violà, schon ein kleiner akustischer Berg des Lichtes am Plattenteller.
Momentan kurven die Shrinebuilders noch in Amerika umher, um 2010 in Europa zugesagter Weise in diversen Freilüftchen zu spielen. Tatsächlich fixiert ist bis jetzt allerdings erst das Roadburn Festival im April, angeblich steht auch hierzulande ein Auftritt an. Sankt Veit sei uns gnädig.