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Sonja EismannBerlin/Wien

Gender, Pop und Kritik. In allen Formaten.

29. 11. 2009 - 16:00

Kochen wie Steve Albini

Das Ox-Kochbuch, treuer Begleiter von Fans fleischlosen Essens und rauer Musik, geht in die vierte Runde und präsentiert wieder Rezepte - auch von Musikern.

Cover des Ox-Kochbuchs 4

Rautie / Uschi Herzer, Joachim Hiller

"Als 1997 das erste Ox-Kochbuch erschien, war der Markt für fleischfreie Kochbücher noch sehr überschaubar. Vegetarier und Veganer, das waren in der öffentlichen Wahrnehmung Körner-Hippies und blasse Tofu-Fresser, auf jeden Fall aber komische, genussfeindliche Freaks, die nur Beilagen essen, wenn andere Steaks und Würste vertilgen."

So resümieren die beiden HerausgeberInnen des deutschen Punrock-Fanzines Ox, Uschi Herzer und Joachim Hiller, in der Einleitung des nun mehr schon vierten Teiles des beliebten Kochbuchs, die Situation vor noch wenigen Jahren. Was vegetarisches oder veganes Essen ist und warum das sinnvoll und lecker ist, muss man heute tatsächlich den meisten Menschen nicht mehr umständlich erklären. Trotzdem können immer neue Rezepte ohne Fleisch, Fisch und teilweise jede Art von tierischen Produkten wie Milch und Ei selbst in den gefinkeltsten Vegi-Küchen nie schaden.

Das Ox-Kochbuch Vier. Kochen ohne Knochen - noch mehr vegetarische und vegane Punk-Rezepte. Herausgegeben von Uschi Hiller und Joachim Herzer. Ventil Verlag, ca. 9,90 EUR, 194 S.

Beim Ox-Kochbuch, das im Untertitel "noch mehr vegetarische und vegane Punk-Rezepte" stehen hat, funktioniert das nach wie vor auf die altbewährte Weise: Kochbegeisterte schicken ihre Rezepte ein, wählen einen passenden Song dazu aus und fügen neuerdings vielleicht sogar ein Foto oder eine Illustration bei.

So passt z.B. zur "Poser-Pasta deluxe" mit Melanzani, Pinienkernen und Ricotta laut Uschi und Joachim "Urban Hymns" von The Verve, zur "Cowboy-Pfanne" mit Paprika und Mais "Fuck You" von den Goldenen Zitronen, zum "Apfelrotkohl mit Semmelknödeln und Rotweinsauce" von The Thermals "Fuckin’ A" oder zum veganen "Chocolate Cake" "Can I Say" von Dag Nasty.

Das Besondere am Ox-Kochbuch ist, dass nicht nur Musikfans ihre Rezepte einschicken, sondern dass auch Vorschläge von MusikerInnen selbst vertreten sind. So schlägt z.B. Steve Albini ganz bescheiden "Pasta à la Albini" vor, Reimer Bustorff von Kettcar den sehr nordisch klingenden "Dithmarscher Mehlbeutel", Mille von Kreator den gar nicht furchteinflößenden Pasta-Terror Palermo mit Pinienkernen und Basilikum und Bill Gould von Faith No More tischt - wie könnte es bei einem Südkalifornier anders sein - eine "Guacamole for Californians" auf.

In einem Extra-Kapitel mit dem Titel "Spanish Delight" werden all jene, die in Spanienurlauben angesichts eines übergroßen Fleisch- und Fischangebots regelmäßig verzweifelt sind, eines besseren belehrt. Ulla und Francisco Munster vom gleichnamigen Munster Records Label aus Madrid beweisen nämlich, dass es auch in Spanien eine große Palette an vegetarischen Gerichten gibt.

Illustration zu Ungeheuer guter Nudelsalat

www.ox-fanzine.de

Die Rezeptanweisungen sind durchgängig einfach umzusetzen, auf pompösen Schnickschnack wie hochglanzige Farbfotos wurde verzichtet und ganz am Anfang gibt es noch zehn praktische Tipps für veganes oder vegetarisches Leben und Kochen. Wer weder regelmäßige/r Ox-LeserIn noch Fan von Punkrock(humor) ist, wird sich an die "lustigen" Illus sowie Rezeptnamen à la "’Der beste Schatz für einen Mann, ist eine Frau, die kochen kann’-Süppchen" stellenweise vielleicht erst gewöhnen müssen, doch die leckeren Rezepte sprechen für sich.