Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Traumprotokolle und Elixiere der Erregung "

David Pfister

Rasierklingen, Schokolade, Zentralnervensystem, Ananas, Narzissmus und Ausgehen.

28. 11. 2009 - 21:00

Traumprotokolle und Elixiere der Erregung

Endlich gelesen: die Traumprotokolle der Sumpfisten Thomas Edlinger und Fritz Ostermayer.

Sie schlüpfen gerne in die Rolle von Quaksalbern, Scharlatanen oder falschen Propheten. In ihren sonntäglichen Doppelconferancen mit starker Neigung zum Grotesken öffnen sie nun schon seit mehr als einem Jahrzehnt Parallelwelten, von denen sie wahrscheinlich manchmal selber erst kurz vor Ausstrahlung der Sendung erfahren haben. Oder die sie erst kurz vor Ausstrahlung ihrer herrlichen Sendung Im Sumpf erfinden.

Als was haben sie sich nicht schon alles verkleidet. Als herumstreifende Pestärzte im schwarzen Gehrock. Als mephistophelisch Köche von Satansbraten oder als Verfasser der Gutmenschenprotokolle.

Jeden Sonntag wird wunderbar gescheit weit über das Ziel hinausgeschossen. Und was bemerkenswert ist, auch wenn sich Ostermayer und Edlinger mit den obskursten Auswüchsen menschlichen Trachtens auseinandersetzten; egal ob mit Trepanationsfetischisten oder in ihren humoristischen Sumpfprotokollen, die Grundlage ihrer Berichterstattung ist immer ein gewisses Maß an Achtung und Ernst.

Pamela Rußmann

Selbst der größte Phantast wird im schlimmsten Fall liebevoll verhöhnt und für seine Denkanarchie wenigstens geschätzt. So können Menschen oder Themen wahrhaftig abgebildet werden.

Gleichzeitig ist es auch nahezu rührend, mit welcher konsequenten Begeisterung Ostermayer und Edlinger ihren Helden Verehrung entgegenbringen und nicht müde werden, die Welt nach neuen Pflanzen in Literatur, Musik oder Popkultur abzusuchen. Zwei eifernde Sammler im Schattigen.

Selbstbefriedigungs-Workshops & Whiskey-Fondue

  • Thomas Edlinger & Fritz Ostermayer: "Die Traumprotokolle der Sumpfisten" ist im Czernin Verlag erschienen.
  • Mehr Lese-Empfehlungen auf fm4.orf.at/buch

Nun haben Fritz Ostermayer und Thomas Edlinger endlich zwei ihrer legendären Sumpfserien (Wenn ich mich richtig erinnere waren das Sommerserien. Wenn nicht, dann waren es Herbst- oder Winterserien.) in Buchform pressen lassen. "Die Traumprotokolle der Sumpfisten." Ostermayer und Edlinger erzählen sich gegenseitig ihre - na sagen wir intensiven Träume, analysieren sich gegenseitig, suchen Hilfe an den denkbar schlechtesten Adressen und jagen sich gegenseitig mit Traumfängern.

Czernin Verlag

Die Elfe drehte sich zu mir und sagte: "Hallo, ich heiße Björk und bin elf. Jahre, meine ich. Wie alt bist du?" Ich nannte mein Alter. Die Antwort schien die junge Elfe, deren Frisur nun, wie mir schien, langsam zu einem Medusenhaupt mutierte, gar nicht zu interessieren. Hatte ich etwas Falsches gesagt? "Ich mag nur Elfjährige", sagte die Elfe und ihr Antltiz verdüsterte sich. Zudem begann sie eine Art Sirenengesang, der die Schlangen auf ihrem Kopf motivierte - bis auf eine. Diese machte sich nämlich selbstständig, glitt ins blubbernde Wasser und schwamm auf mich zu.

Fast einen Deut mehr Freude habe ich über den zweiten Teil des neuen Sumpfbuches. Über "Die Elixiere der Erregung". Endlich kann man diese wunderbare Aufzählung verschiedenster Stimulanzen nachlesen und sich immer wieder über die unterschätzte Wirkung von zum Beispiel Mehl - dem weißen Gift der schwarzen Triebe - freuen. Oder über das Tränenelixier Kren oder die radikalfeministische Gender-Überwindung Eierlikör.

Zum einen gelten Eichkätzchen als begnadete Sammler und Horter. Diese gierigen Arschgeigen sind ja Meister des Hamsterns von Vorräten und horten alles wie die Irren: Sie horten Nüsse für den Winter, horten Eislutscher für den Sommer. Und sie horten ihr Sperma für diesen einen einzigen Cumshot ihres Lebens, der ihnen ihre Nachkommenschaft garantieren soll. Ja, der Eichkätzchen-Bulle kommt nur einmal in seinem Leben, aber dann gleich einem Vulkanausbruch.