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Pia Reiser

Filmflimmern

26. 11. 2009 - 12:59

Trailerrama: "Greenberg"

Noah Baumbach hat Ben Stiller abseits dessen Rollenkorsetts besetzt. Ein Vorfreudefeuerwerk für "Greenberg".

Focus Features

"Greenberg" wird voraussichtlich im Frühling 2010 in den USA anlaufen

Die meisten Leute, die ich kenne, die Ben Stiller nicht für einen guten Komödiendarsteller halten, haben höchstens einen halben Film mit ihm gesehen. Ich führe die Ben-Stiller-Diskussion sturerweise inzwischen nur mehr mit denen, die zumindest "Zoolander" gesehen haben. Die Diskussion "Ben Stiller spielt immer das gleiche" hingegen, führe ich nur mehr mit denen, die sich zumindest die "Extras" und "Curb Your Enthusiasm"-Episoden angeschaut haben, in denen Stiller sich selbst spielt, ohne sympathisch wirken zu wollen - und das ist im Gegensatz zu den meisten seiner Filme eine dermaßen willkommene Abwechslung, die auch zeigt, dass Stiller schauspielerisch kein one trick pony ist. Nach diesen Episoden hab ich immer gehofft, dass es - nach "The Royal Tenenbaums" - nochmal einen Film geben wird, der Stiller ein wenig abseits seiner - eh guten, aber eben auch eingefahrenen - Rollenbiografie besetzt. Regisseur Noah Baumbach ("The Squid and The Whale") hat das wohl auch so gesehen und Ben Stiller die Rolle des Roger Greenberg in seinem Film "Greenberg" gegeben. Bereits das Plakat erfreut: es macht das, was ohnehin viel zuwenig Filmplakate machen: Es gibt der Leere einen Platz, zeigt weiße Fläche, wo sonst bephotoshoppte Lachgesichter glänzen. Und greift so schon auf, worum es im Film geht.

Focus Features

Greta Gerwig, Rhys Ifans und Ben Stiller in "Greenberg"

Sweet Nuthin'

Roger Greenberg ist 40 und formuliert das Gegengift zum Hollywood-üblichen, euphorisierten "I wanna do something"-Mantra, nämlich "I really wanna do nothing", zieht zu seinem Bruder nach Los Angeles und tut nichts. Das Nichtstun, der Stillstand ist aber ein gesellschaftlicher Zustand non grata. Die freiwillig gewählte Arbeitslosigkeit lässt nur dann Gesprächspartner nicht in eine Unverständnis-Starre fallen, wenn nicht sofort Nebensätze nachgereicht werden, die Worte wie "Freelance" oder "Projekte" enthalten. Die sogenannte Auszeit ist gesellschaftlich auch nur akzeptiert, wenn man sie mit den klassischen Tätigkeiten aus dem Auszeit-Katalog füllt und als gedrückte Pause-Tase betrachtet, bis man sich wieder in den Arbeitsfluss einreiht. You seem really fine doing nothing, sagt Greta Gerwig indieunfrisiert erstaunt im Trailer.

14 Jahre nach Ben Stillers Film-Regiedebüt "Reality Bites", der einen Zeitgeist-Moment der Generation einfing, die man dann als "Slacker" kategorisieren wollte, greift "Greenberg" den Faden auf: Der Slacker ist jetzt 40, zum Geburtstag ruft ihn keiner mehr an und ihm geht es wie seinen Hund, der der zugeworfenen Frisbee nicht mehr nachlaufen will. Oder kann.

"Greenberg" könnte für Ben Stiller in Sachen indie-credibility, das werden, was Michel Gondrys "Eternal Sunshine of the spotless Mind" für Jim Carrey war. Danach waren alle baff und rückten Wahrnehmungen zurecht. Soundtracktechnisch knackt "Greenberg" den sympathischen Hipster-Highscore, die Musik kommt von LCD Soundsystem und als Superbonus gibts einen James Murphy-Cameo (die coolen Hegel von "The Playlist" waren so serviceorientiert, den Cameo hervorzuheben, siehe hier. Ich kanns kaum erwarten.



Und: Das ist die beste Ben Stiller Frisur ever.