Erstellt am: 25. 11. 2009 - 18:05 Uhr
Das Audimax ist keine Geisel
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Heute hat er also stattgefunden, der langerwartete "Hochschuldialog". Ergebnis? Keines. Das war aber auch nicht wirklich erwartet worden. Zu viele Menschen, zu wenig Zeit, zu wenig konktreter Auftrag. Die drei eingeladenen VertreterInnen der protestierenden StudentInnen machten schon im Vorfeld klar, dass sie diese Herangehensweise ablehnen und in diesem Rahmen kein geeignetes Mittel zur Meinungsbildung und Entscheidungsfindung sehen. Sie machten das aus ihrer Sicht beste aus der Sache: Aktionistische Präsenz zeigen. In Star-Manier zogen die VertreterInnen als "Die Drei" heute in die Aula der Wissenschaften. Roter Teppich, Fanclub und "Eine(r) von vielen"-Shirts inklusive.
APA/ROBERT JAEGER
Der Hochschuldialog hatte seit seiner Ankündigung eher den Nimbus eines Moratoriums als den eines Schwertes, der den gordischen Bildungsknoten durchschlägt und Reformen Türen und Tore öffnet. Den Universitätsverwaltungen war klar, dass zumindest bis heute die Hörsäle besetzt bleiben würden. Den JournalistInnen war klar, dass mit Verweis auf dieses Treffen jede konkrete Ansage vom Wissenschaftsminister verweigert würde. Und den StudentInnen war klar, dass es die Zeit bis heute irgendwie rumzuschlagen galt. Es war ein bisschen eine Pause-Taste. Und jetzt ist wieder Play.
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Der größte Hörsaal der größten Uni des Landes bleibt der symbolische Nabel der Proteste. Dass im Wiener Audimax zwischenzeitlich durchaus auch mal bis auf drei einsame Gestalten gähnende Leere herrschte spielt dabei keine Rolle. Man hat gelernt, ressourcenschonend vorzugehen und nützt den Raum eher punktuell als Treffpunkt, für Vorträge, für bemerkenswert gut besuchte Abendveranstaltungen und eben als Symbol: Solange das Audimax und all die anderen Hörsäle besetzt sind, solange dauern die Proteste. Dass die geplanten Vorlesungen nicht in diesen Räumen stattfinden, ist die gehisste Flagge die zeigt, dass die Sache nicht vorbei ist.
Die Audimax-Besetzung ist keine Geiselnahme. Die Forderung lautet nicht "Geld gegen Hörsaal". Die besetzten Hörsäle sind Medium, kein Pfand. Es geht nicht um Lösegeld, es geht um ein Bekenntnis.
Noch haben die Studierenden offensichtlich nicht den Eindruck, dass ihr Impact schon groß genug gewesen ist, um nachhaltig für eine Verbesserung zu sorgen. Und darum geht es, sobald die Frage nach "Exit Strategien" aus den Protesten auftaucht: War das schon Druck genug?
Die Antwort muss die Politik geben. Das kann kein Blitzgesetz sein, das nächste Woche in Kraft tritt. Das muss schlicht und einfach das glaubwürdige Bekenntnis zu einer Verbesserung des Bildungssystemes sein.
Johannes Hahn schlägt als Ergebnis des heutigen Hochschuldialogs vor, dass bis Ende Juni 2010 in kleineren Arbeitsgruppen "klare Handlungsempfehlungen für die Politik" erarbeitet werden sollen. Den Studierenden, die die letzten Wochen über in durchaus großen Arbeitsgruppen ausgefeilte Forderungskataloge entwickelt und sehr klar gemacht haben, worum es ihnen geht und was sie wollen, könnte das ein bisschen dünn vorkommen.