Erstellt am: 23. 11. 2009 - 16:41 Uhr
Fußball-Journal '09-112.
Ein zusammenfassender Überblick zum Thema Wettskandal; und der österreichische Letztstand.
Ganz aktuell kommen jetzt auch die Live-Wetten ins Fadenkreuz der Politik. Und hier noch ein sehr interessanter Kommentar von Simon Rosner von der Wiener Zeitung.
Bis Mittwoch geht jetzt eigentlich gar nichts - außer bangem Warten.
Und ich wette hinter den Kulissen des potemkinschen Dorfs, das aktuell von Liga, TV-Partnern und gleichgeschalteter Mainstream-Presse mit viel Mühe aufrechterhalten wird (ich sehe hinter jedem Lächeln die Effekte aus dem Black Hole Sun-Video von Soundgarden...), ist man sich des Abgrunds, vor dem man sich bewegt, durchaus bewusst.
Was aktuell gerade noch geht ist sich mit dem was vorliegt auseinanderzusetzen, mit den bisher bekannten Spielen.
Und da tauchte gestern (in der ARD-Sportschau) und heute (in der Süddeutschen, natürlich via Leyendecker, und bei Bild) eine Teil-Liste von verschobenen Spielen auf, die nur auf den ersten Blick nichts mit Österreich zu tun haben. Dabei handelt es sich im Einzelnen um:
Yverdon Sport - FC Thun, Schweiz-Challenge League am 26. April 09: 5:1.
FC Gossau - FC Locarno, Schweiz-Challenge League am 24. Mai 09: 0:4.
Olympique Charleroi - UR Namur, Belgien-EXQI-Liga am 14. März 09: 3:0.
UR Namur - Oud-Hevelee Leuven, Belgien-EXQI-Liga am 21. März 09: 0:2.
NK Zadar - Hajduk Split, Kroatien-1. HNL, am 26. April 09: 0:3.
Ankaraspor - Bursapor, Türkei-Süper Lig am 4. April 09: 0:2.
Drava Ptuj - Nafta Lendava, Slowenien, Prva-Liga, am 11. April 09 (nicht wie bei Bild steht, am 14.4.): 4:1.
Das gestern ursprünglich auch erwähnte türkische Süper-Lig-Spiel vom 18.9. zwischen Trabzonspor und AntalyaSpor (3:1) kommt heute nicht mehr vor.
Damit die Österreicher, die nicht beteiligt sein können, gleich reingewaschen werden: Turgay Bahadir ist erst im Sommer zu Bursa gekommen, ebenso wie Yves Sanchez erst im Sommer zu Gossau kam.
Im Fall von Namur und Drava Ptuj hingegen waren Österreicher mittendrin.
Niemand sagt, dass sie irgendwas getan hätten - es wäre aber interessant zu erfahren, was sie gesehen, erlebt, gehört haben.
Nachtrag, einen Tag nach Veröffentlichung dieses Journals: toll reagiert haben die Kollegen von laola1.at, die Lienhart ans Telefon bekommen haben.
Und der Kurier berichtet über mögliche Strafrahmen.
UR Namur / Heinz Lienhart
Der ehemalige GAK- und FC Kärnten-Tormann Heinz Lienhart, gebürtiger Steirer, kam im Februar 2009 zum belgischen Zweitligisten UR Namur und war dort bis zur Sommerpause tätig. Er hat in diesem Zeitraum zehn Spiele absolviert, unter anderen auch das eines der verschobenen, nämlich das Heimspiel gegen Oud-Heverlee Leuven das 0zu2 verloren ging.
In der zweiten angeführten Partie, der Auswärtsniederlage gegen Charleroi stand ein anderer, nämlich Nick van Grootenbruel im Tor. Die beiden und auch noch ein dritter Torhüter wurden im übrigen im Sommer freigestellt - bislang hat keiner einen neuen Verein. Ebenso wie 11 andere auch. Namur war nämlich aus der 2. Liga abgestiegen.
Lienhart wäre also zumindest ein interessanter Zeuge.
Labod Drava Ptuj /Michael Krenn
Weil ja auch der VfL Osnabrück fix im Fadenkreeuz der Fahnder zu finden ist: der dort aktive junge Deutsch-Österreicher Kevin Samide kam erst im Sommer aus der 2. in die 1. Mannschaft, deren Frühjahr so stark betroffen ist.
Den Abstieg aus der Prva-Liga, der erste Klasse in Slowenen hat Labod Drava Ptuj, der Verein an der Drau, knapp vermieden; aktuell ist man allerdings schon wieder letzter.
Beim inkriminierten Spiel gegen Nafta Lendava im Apirl fielen gleich zwei Eigentore, eines auf jeder Seite, was den Verdacht nahelegt, dass hier eine exakte Torwette platziert wurde.
Wenn man sich die Daten des Spiels anschaut, fällt bei der Aufstellung sofort ein Name ins Auge: Ales Ceh.
Bloß: es ist nicht der, den man in Österreich aus seiner Zeit beim GAK und dem LASK kennt - der ist in der Fußball-Rente, nachdem er mit Slowenien zur EM 2000 und dann sogar als Kapiätn zur WM 2002 gefahren war (Fakten, die hierzulande ja bekanntlich nicht einmal dem Teamchef bekannt sind).
Es handelt sich um einen 29jährigen Namensgleichling, der - wie das Leben so spielt - bereits zweimal zwischen 2 Vereinen hin und hergewechselt ist. Erraten: zwischen Drava Ptuj und Lendava.
Bei Ptuj sind aber auch zwei Österreicher mittendrin.
Im Frühjahr, also zur Zeit des Vorfalls, verbrachte ein junger österreichischer Torwart dort ein Auslands-Semester: Daniel Bartosch, mittlerweile von Sturm Graz in die Regionalliga-Mannschaft heikmgeholt. Bartosch absolvierte kein einziges Spiel im A-Team von Ptuj, ist also definitiv nicht betroffen.
Der Mann, der ihn rüberholte, ist Michael Krenn, ehemaliger Spieler bei Sturm und dem DSV Leoben, seit Sommer 2008 Sportdirektor in Ptuj, der Stadt am See, südlich von Maribor.
Für ihn gilt dasselbe wie für Lienhart: nicht, dass er ein Steirer ist - dieser Generalverdacht ist deppisch. Aber auch er wäre einfach ein interessanter Zeuge.
Bis Mittwoch, bis zur Bekanntgabe welche Spieler, Betreuer, Funktionäre oder gar Schiedsrichter aus Österreichs 1. und 2. Liga in die 11 Spiele verwickelt sind, wäre noch genug Zeit.