Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Schöne Sätze"

Christian Fuchs

Twilight Zone: Film- und Musiknotizen aus den eher schummrigen Gebieten des
Pop.

21. 11. 2009 - 19:42

Schöne Sätze

Alltagsweisheiten, Banalitäten und Oneliner, aufgeschnappt von einem bekennenden Magazinjunkie. Heute unter anderem mit Lars von Trier, The Big Pink und Robbie Williams.

Lars von Trier, Regisseur, über seine Befindlichkeit
Nun, ich bin ein Serienneurotiker und ein Hypochonder und habe Angst vor allem, das ich nicht kontrollieren kann. Ich vermute, dass irgendwas mit meinem mentalen Filter nicht stimmt und ich daher viel zu viel wahrnehme und davon überwältigt werde. Manche Leute werden einfach mit beschissenen Filtern geboren. Also nehme ich haufenweise Pillen und gehe regelmäßig zum Therapeuten.
(Vice Magazine)

Gaspar Noé, Regisseur, über den Glauben
Ich habe vielleicht als Teenager an Gott geglaubt. Damals las ich viele Bücher über Nahtoderlebnisse und die Seele. Aber jetzt denke ich, dass das Leben etwas ist, in dem man nur eine Chance kriegt (...) Manche Leute haben solche Angst davor, eine bedeutungslose Existenz zu führen, dass sie sich einreden, dass sie nach dem Tod noch eine zweite Chance bekommen. So funktionieren auch die ganzen Religionen: indem sie behaupten, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und dass es toll sein wird, allerdings nur, wenn du bis zu deinem Tod brav wie ein Lamm bist.

Sasha Grey, Pornostar, über die Grenzlinie zwischen Kunst und Pornographie
I'm really interested in blurring the line, to me it's all art. I'm interested in so many things, I'm interested in breaking down the barriers and I want challenging roles where I can dive into them. I'm probably going to shoot myself in the foot with this one, but Lars von Trier, that would be the real test.
(Total Film)

Sasha Grey

Myspace

Lars von Trier, Regisseur, über seine Kindheit
Als kleiner Junge hatte ich schreckliche Angst davor, im Schlaf zu sterben. Die Schule war auch schrecklich für mich, ich habe sehr gelitten. Das Klassenzimmer fühlte sich für mich sehr klaustrophobisch an. Ich hatte total den Horror davor hinzugehen, weil ich von den anderen gnadenlos gequält wurde. Ich war körperlich nicht in der Lage, mich zu verteidigen, war aber gleichzeitig ein bisschen frech und gab nicht nach. Das ist eine beschissene Mischung, also ging ich irgendwann nicht mehr hin, um den Konfrontationen aus dem Weg zu gehen.
(Vice Magazine)

Robbie Willliams, Popstar, über Michael Jackson
Ich denke, wäre Michael Jackson nicht so unberührbar und reich gewesen, er wäre wohl in eine Anstalt eingewiesen worden - und zwar in eine geschlossene. Man hätte ihn entmündigt, da bin ich mir ganz sicher. Ich spreche nicht von dieser angeblichen Sache mit den Kindern. Wer weiß außer ihm schon genau, was da wirklich passiert ist. Aber wäre er nicht so verehrt worden, hätte man ihn in eine Gummizelle gesperrt. Die Jacksons sind einfach durchgeknallt! Ich sage das nicht, weil ich grausam sein möchte gegenüber seiner Familie oder seinen Fans, aber so sehe ich die Dinge nun einmal. Die kranke Seite jedoch finde ich an Michael Jackson am faszinierendsten von allen.
(Spex)

Stuart Price, Produzent und Musiker, über seine Vorliebe für 80er-Bands
Das Gesamtkunstwerk. Da gehört der Look genauso dazu wie der Sound. Jeder in der Band achtete damals auf sein Aussehen, man trug Kleidung, nicht weil sie bequem war, sondern weil sie toll aussah. 1998 war das ganz anders. Mo' Wax, Unkle, Goldie, The Chemical Brothers - das waren alles Typen, die Armeekleidung und Bathing Ape-T-Shirts trugen: betont casual, sehr maskulin. Man könnte sagen, Drum & Bass, Trip Hop, Bigbeat und auch Grunge killten das Fantastische im Pop.
(Spex)

Robbie Willliams, Popstar, über Beziehungen
Ich kann Ihnen verraten, dass die Maskerade eines jeden Menschen bald verrutscht, wenn man ihn über eine Weile beobachtet. Vielleicht fällt die Maske nach einer Woche, vielleicht nach einem Monat. Vielleicht nach drei Monaten. Aber eines ist klar: Sie wird fallen!
(Spex)

Robbie Williams

EMI

Lars von Trier, Regisseur, über das Klischee vom leidenden Künstler
Wenn es mir schlecht geht, geht es mir unerträglich schlecht. Wenn ich also eine Pille nehmen kann, von der ich mich besser fühle, aber ein etwas langweiligerer Filmemacher werde - na gut, dann scheiß ich da drauf. Aber es ist nicht so, dass ich kiloweise Valium einwerfe und ein Sixpack Bier hinterher schütte. Ich stumpfe mich nicht ab.
(Vice Magazine)

Milo Cordell, eine Hälfte von The Big Pink , über das Musikmachen (1)
I had no idea I could be a musician. I realised through Robbie. He was like: We should write music together. And I was like: I'd really love to make music but I don't know how to, but you do. He helped me see you don't need to play an instrument to make music. As long as you got a good ear for music you can make music.
(Indie Magazine)

David Lynch, Regisseur, über das Klischee vom leidenden Künstler
Durchlebe das Leid auf der Leinwand, nicht in deinem Leben. Der Künstler muss nicht leiden, um Leiden zu zeigen. Ich kann der glücklichste Mensch der Welt sein, wenn ich eine Todesszene drehe, weil die nichts damit zu tun hat, was in mir vorgeht. Ich übersetzte einfach nur Ideen. Die Leute können im Kino eine furchteinflößende Erfahrung haben und dann rausgehen in eine Welt, die in Wahrheit eine gute Welt ist. Obwohl die Leute heutzutage oft aus dem Kino in eine Welt gehen, die sehr viel schlimmer ist, als die schrecklichen Dinge, die sie auf der Leinwand sehen.

Lars von Trier, Regisseur, über Gärtnerei als Hobby
Es kommt so idyllisch rüber, so à la der sorglose Gärtner, der auf seiner Schaufel lehnt und zusieht, wie die Wolken über ihn hinwegziehen. Aber Gärtnern hat eigentlich eher was von einem Genozid, bei dem du Gott bist und entscheidest, den Blumenkohl zu pflegen und den Rest auszumerzen. Und am Ende dieser Tortur schlachtest du den Blumenkohl und verspeist ihn. Es ist eine blutrünstige Angelegenheit.
(Vice Magazine)

Lars von Trier

Polyfilm

Charlaine Harris, Bestsellerautorin, über die Faszination des Vampirthemas
In America, we're all obsessed with youth and staying in peak condition. Vampires don't have to go to the gym. They don't have to die. They don't have to go on NutriSystem. They don't have to have new knees. They don't get high blood pressure - they don't have any blood pressure! It's all effortless for them, and I think we're all going, "Gosh, that sure looks good."
(Nylon)

Robbie Willliams, Popstar, über seinen Drang zur Unterhaltung
Ich möchte die Leute unterhalten. Egal wen. Jederzeit. Ununterbrochen und um jeden Preis. Ich verrate Ihnen den Trick: Plaudern Sie in einem Tonfall, wie andere über Fußball oder Tennis sprechen, über intimste sexuelle Details, gerne hochgradig indiskret, gerne mit Seitenhieben gegen sich selbst, dass sich die Zuhörer fremdschämen, plaudern Sie alles aus, was Ihnen in den Sinn kommt. Der ganze Saal wird Ihnen an den Lippen kleben. Das ist das Geheimnis von Entertainment. Nicht von Kunst, aber von Unterhaltung.
(Spex)

Milo Cordell, eine Hälfte von The Big Pink , über das Musikmachen (2)
We spend so long manufacturing sounds. Maybe it's because I can't play any instrument that I can hear and make a lot of noise, good noise. I can't play guitar, I can't play bass, I can't keep time, I can't do anything like that.
(Indie Magazine)

Stephen Moyer, Schauspieler in "True Blood", über die Faszination des Vampirthemas
The thing about vampirism is that it taps into a female point of view - you have an old-fashioned gentleman with manners and courtly virtue, but who is a fucking killer (...) How, as a modern man, can you fucking work that? (...) I think that's the attraction of the show - it's looking back at a romantic time when men were men, but they were still charming.
(Nylon)

Stephen Moyer (True Blood)

HBO