Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Katakomben. Audimax. Gasometer"

Nina Hofer

Krach. Bumm. Zack. Mittendrin und doch so fern.

2. 11. 2009 - 12:39

Katakomben. Audimax. Gasometer

Von Hernals zur Landstrasse: Anti Flag covern The Clash gestern in Wien.

Völlig angeturnt bei dem Gedanken, die Katakomben eines Fussballplatzes zu Gesicht zu bekommen, habe ich mir zumindest ein knöchernes Fussballerwadl oder eine Monstranz mit einem Unterschenkelsplitter erwartet. Mit Spinnweben und Stromausfall wäre ich auch zufrieden gewesen. Meine morbiden Thrills gab es dann allesamt nicht und der Platz unter dem Flag am Wiener Sportklubplatz ist defakto mit allen mod cons ausgestattet, die das 21.Jahrhundert so zu bieten hat. Eigentlich ein Keller, der gerade genug Platz für ein an die hundert Köpfe zählendes Publikum bietet, das von Anfang an mitgesungen, mitgenickt und mitgewackelt hat.

Anti Flag

Christian Stipkovits

Mit George von Alexisonfire als Unterstützung wurden The Clash Klassiker ausgepackt, acht insgesamt, von London Calling bis White Trash teilweise ausgespielt, teilweise gemeinsam verwurstet. Einen abgespeckten Moshpit hat es ganz vorne auch gegeben und irgendjemand hat es geschafft crowd zu surfen; kurz und durch die geringe Höhe des Raumes auch recht flach. Rudi can`t fail hätte ich mir ausgespielt gewünscht und aus einem knappen halben Stündchen hätte man auch ruhig ein längeres machen können, aber das war es dann auch schon wieder mit "hätt i, wär i". Weder auf den Klingelbeutel für den Sportklub, noch auf den im Dezember nahenden sechsten Todestag von Joe Strummer wurde vergessen. Die Band selbst war begeistert, vor allem da Anti Flag plays The Clash das letzte Mal im Ramones Museum in Berlin aufgeführt wurde, vor dreimal so vielen Menschen, deren manche Gesichter ratlos dreinsahen, als von Joe Strummer die Rede war. Wer jetzt nochmal? R.I.P.

Anti Flag an der Uni

Christian Stipkovits

Anti Klopapier

Nachdem sie in den amerikanischen Medien über die angehenden Studentenproteste und die Besetzung des Audimax gehört haben, gab es anschließend einen Zwischenstopp am Ring. Der Solidaritätsausdruck wurde sehr begrüßt und noch lauter, da die Band als Gastgeschenk 50 Rollen Klopapier mitgebracht hat. Bugs ahoi für einen reinen Protest, gerade Politik benötigt heutzutage Hygiene. Auch hier kamen Anti Flag mit dem Bildungsauftrag "The Clash" im Gepäck, packten die Gitarre und "Should I stay or should I go" aus, wobei die Hymne mit "we want you to stay" beendet wurde.

Auf schnellstem Wege ging es dann retour ins Gasometer, wo die ersten Bands der Antidote Tour bereits angefangen hatten zu spielen und ich mir dann Alexisonfire genehmigen konnte. Schade, ob der Soundqualität der Location, das Set war der hofersche Höhepunkt eines launigen Herbsttages.

Anti Flag in Concert

Christian Stipkovits