Erstellt am: 1. 11. 2009 - 12:00 Uhr
Gala Men, Beef oder Business Punk?
Die Männlichkeit ist ja schon länger in der Krise, die alten Geschlechterbilder stimmen nicht mehr, auch das Role Model "Metrosexueller Mann" à la David Beckham konnte sich nicht so richtig durchsetzen. Vielleicht kamen deshalb im Oktober beim Verlagshaus Gruner & Jahr gleich drei Männerzeitschriften auf den Markt, die das ewige "Wir sind richtige Kerle" propagieren, und gerade dabei eine große Unsicherheit im männlichen Selbstverständnis dokumentieren. "Beef", "GalaMen" und "Business Punk" heißen die neuen Blätter. Letzteres ist ein Business-Lifestyle-Magazin für Männer zwischen 25 und 39.
Gruner und Jahr
Für den Mann, der Lust darauf hat, hart für die Karriere zu arbeiten - und trotzdem auf Spaß im Leben nicht verzichten will. Der Business Punk halt: "Radikal, kompromisslos, erfolgreich". Im Heft erfährt man, wie Business Punks Geschäfte machen. Es gibt ein Mode-Special und der "Mythos Sexy Sekretärin - die Versuchung im Vorzimmer" wird erörtert.
Spätetens bei diesem erstaunlich gestrigen Gesellschaftsbild fällt auf, dass "Punk" hier endgültig als ein von jeglichem Subversiven befreiter Begriff benutzt wird. Aber vielleicht ist ja mit "Punk" die alte Losung "No Future" und damit das Lebensgefühl des Jungmanagers in der Finanzkrise gemeint? Oder sollten die Blattmacher gar die ältere Wortbedeutung von "Punk" als Hure (vgl. Shakespeare "Measure for Measure") auf den Geschäftsmann, der sich im Kapitalismus ständig fürs Kapital prostituieren muss, übertragen haben?
Gruner und Jahr
Monothematisch sind die Inhalte bei "Beef"- es geht um Steaks, Steakvergleich und die Steakweltmeisterschaft, dazu werden teure Messer in kreativen Bildstrecken zu Mordinstrumenten arrangiert. Ein bisschen old fashioned, Räudigkeit muss wohl in jedem Männermagazin sein. Hier stellt man die Frage: "Kann man eine Frau ins Bett kochen?" Am sympathischsten kommt da noch "GalaMen" daher. Im Mittelpunkt steht der modebewusste Alleskönner, der Mann, der sich in der Familie engagiert, beruflich trotzdem höchst erfolgreich ist und super aussieht.
Den Titel ziert die Inkarnation dieses Typus, Brad Pitt, die Mando Diao-Jungs dürfen schicke Anzüge vorführen, Jogi Löw gibt Pflegetipps. "Was wollen sie von uns?" wird in der Story über Hollywoodfrauen gefragt. "Nichts", vermutet die einfache Leserin. Rührend die Anziehhilfen: Unter V-Ausschnitt-Pulli immer T-Shirts mit V-Ausschnitt tragen!
Aber spätestens auf Seite 98 schlägt die weibliche Häme in Mitleid um. Mit der dort abgedruckten Messlatte lässt sich die Penislänge im europäischen Vergleich messen.