Erstellt am: 29. 10. 2009 - 15:30 Uhr
Steirischer Brauch?

zeiger culture & communication
- Eröffnet wird Styrian Stylez am Donnerstag, 29.10., ab 19.30 Uhr bei freiem Eintritt im p.p.c. in Graz. Mit Facelift, Calim und Trio Cuvée sowie Bass Culture / Irieland und dem All-Women-DJ-Kollektiv Etepetete.
Der Grazer Festivalreigen zieht sich bis in den Winter, auf den herbst folgt das Elevate gefolgt von Styrian Stylez gefolgt von Autumn Leaves. Doch Moment, wir stehen gerade vor dem Styrian Stylez. Sein Debüt feierte das "Festival für steirische Popkultur" im Vorjahr, dass das Aufgebot von Bands und DJs in der Stadt kein einmaliges war, stand für Stefan Auer von zeiger von Anfang an fest.
"Es ist wichtig, dass die lokale Musikszene einmal im Jahr so konzentriert auftritt", begründet Stefan Auer, der mit zeiger auch das spring-Festival gegründet und in Graz etabliert hat, das weitere Festival. 42 Bands, mehrere Dutzend DJs und Videokollektive werden beim drei Abende dauernden Festival zu sehen und zu hören sein.
"Eine Nabelschau der steirischen-angloamerikanischen Musikgesellschaft" scherzt Binder&Krieglstein, der den Namen Styrian Stylez als falsch gewählt erachtet. "Weil die meisten Bands nicht verortbar sind und nicht steirische Styles spielen." Binder&Krieglsteins neues Projekt NwA nähert sich dem, was denn dieser Styrian Style sein könnte und das neue, "New Weird Austrian" betitelte Album wird Freitagabend seine Live-Premiere haben.
Mit "New weird Austrian" klammert Binder&Krieglstein österreichische "traditionals" nicht aus und verwehrt sich nicht gegen die Einflüsse aus der Steiermark. Genau diesen unfreiwilligen Zugang von Außen, der einen unterbewusst beeinflusst, würden die meisten Bands vermeiden wollen.

JJ Kucek
"Wir hören ständig Umwelteinflüsse, dem kann man sich gar nicht entziehen. Zum Beispiel, wenn du zur Buschenschank fährst oder zur Oma oder aufs Land, und NwA nimmt diese Fetzen, die einem unfreiwillig begegnen, und lässt sie in die Musik einfließen", so Binder&Krieglstein. Zurzeit wird das Video zu "Three Strikes Out" fertiggestellt, Didi Bruckmayr wirkt als Gastsänger. Es wird die einzige englischsprachige Nummer auf dem neuen Album von Binder&Krieglstein, schließlich geht es um ein internationales Thema: wer drei Mal bei illegalem Download erwischt wird, fliegt aus dem Netz. Unterlegt ist der Song mit steirischer Militärblasmusik. Ministry of Blasmusik, sagt Rainer Binder-Krieglstein dazu. Er würde sich einen thematisch künstlerischen Inhalt für das Festival lieber wünschen als einen Zugang über formale Kriterien. "Weil sie da Musik machen, dürfen sie da spielen – das ist lustig".
Lebt und arbeitet in der Steiermark
Der Hinweis "Lebt und arbeitet in der Steiermark" ist der größte gemeinsame Nenner der beim Styrian Stylez versammelten MusikerInnen. Das Kassettenlabel Wilhelm Show Me The Major Label hat seinen eigenen Labelabend am Samstag. Christian Sundl, der bereits die neunte Kassette mit Bands wie den Upperclass Shoplifters veröffentlicht hat und auch B-Seiten mit internationalen Kollegen teilt, hat das Programm kuratiert. Er sieht das Kassettenlabel nicht als spezifisch steirisch, doch begrüßt das Festival. Auch, wenn man als Grazer Band nicht zehn Mal im Jahr in Graz spielen kann. Ein steirisches Festival in Wien wäre sinnvoller, findet Sundl. Er selbst spielt mit Black Fox Tropikal diesen Samstag, und zwar: von westafrikanischem Calypso zu jamaikanischen Calypso ist alles dabei.
Black Fox Dance sind nun Black Fox Tropikal. Zu hören auch am 9.11. im Rhiz und am 28.11., Transporter, Wien.
Samstag findet auch ein Programmpunkt abseits der Bühnen statt: die Impuls-Veranstaltung "Musik Export". Geladen sind Sebastian Dresel, seines Zeichens Beauftragter für Musik und Popkultur der Stadt Mannheim, und Ralph Christoph, Head of strategy für die c/o pop in Köln. Inwieweit finden Musiker in Graz und der Steiermark Strukturen für ihr Produkt Pop vor? Woran mangelt es ihnen?

Johannes Würzler
Auch wenn sogenanntes Fachpublikum zum Beispiel den 23jährigen Effi bei Styrian Stylez "entdecken" könnte, ist das Festival für ein Publikum gedacht. Zum Eintritt bekommen Besucher eine Kompilation, denn ein Auswahlkriterium für die auftretenden Bands und DJs ist, dass sie produzierend tätig sind. Effi stellt zurzeit sein Debütalbum fertig, doch nach einem Label sucht er noch nicht. Zu Graz als Standort zieht er den Vergleich zu Göteburg. Wien ist die Musikhauptstadt, Styrian Stylez ist für ihn ein Versuch zu zeigen, dass es hier auch geht.