Erstellt am: 30. 10. 2009 - 10:33 Uhr
Oh! Dicke Lippe
Oh! - Irritationen im Alltag
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"Die obere Hälfte wird dann zu Weihnachten aufgespritzt, da zahlt die Verwandtschaft mit", sag ich.
Der Hautarzt lacht, als er die OP-Fäden abzwickt. "So schlimm ist es gar nicht", meint er.
elisabeth gollackner, fm4
Eine Untertreibung. Ich seh aus, als wäre ich völlig besoffen kopfüber auf den Tresen geknallt. Auch als Beispiel für diese Vorher-Nachher-Bilderserien, die gern als Abschreckung in Teeniemagazinen auftauchen, würde ich mich wunderbar eignen.
Eine fett geschwollene Unterlippe, so richtig schön blutrot, und zwischen den Zähnen blitzt ein schwarzer Faden raus. Dass mir in Wirklichkeit nur ein kleiner, nerviger Knubbel im Mund entfernt wurde und zu diesem Zweck das Gewebe rundherum in ein Schlauchboot verwandelt werden musste, klingt wie eine billige Ausrede.
Aus dem Spiegel starrt verschreckt das uneheliche Kind von Rocky Balboa und Katrin Lampe. Und ich denke: "Ich bin entstellt."
Die Welt ist da wieder einmal anderer Meinung. Als ich auf die Straße trete, pfeift mir doch glatt eine Horde junger Männer nach und winkt.
Ang'rennt?! Ich haste weiter, und schon zwinkert mir ein Mann aus seinem Auto zu. Nein, kein altersbedingtes Zucken. Das begleitende Schmatzgeräusch hat die Geste eindeutig als Jagdversuch gekennzeichnet.
Wann hat mir eigentlich das letzte Mal jemand zugezwinkert? Ich kann mich nicht erinnern. Irgendetwas läuft hier falsch. Und während ich noch grüble, ob Männer den Kopf einer Frau grundsätzlich ignorieren und jetzt, wo's kälter wird, einfach allem nochmal nachsteigen, was irgendwie nach Arsch und Titten aussieht, bin ich auch schon zu Hause angekommen. Der Hübsche serviert mir liebevoll Suppe mit Strohhalm. Er sieht mich an. Dann sieht er mich nochmal an, ganz eigenartig. Und nach einiger Zeit meint er, er wisse nicht warum, aber ich sähe heute umwerfend gut aus.
Es funktioniert also wirklich.
Denk ich verwirrt, und zieh mir gleich noch einen zweiten Schokopudding durch den Strohhalm. Und wenn wir grad dabei sind: Wohin auch immer andere Menschen ihr Eigenfett schieben - mein Hintern bleibt sicher dort, wo er ist.