Erstellt am: 20. 10. 2009 - 19:45 Uhr
Videoüberwachung in der Schule
"Wenn ich an die Zukunft dachte, träumte ich davon, eines Tages eine Schule zu gründen, in der junge Menschen lernen könnten, ohne sich zu langweilen." (Karl Popper, 1922)
bigbrotherawards.at
Weitere Nominierungen des Big Brother Awards von Kollegin Irmi Wutscher.
Dezember 2007: Ein Chinaböller explodiert in der Klomuschel einer Toilette des Sir Karl Popper Gymnasiums im vierten Wiener Gemeindebezirk. Der vermeintliche Schülerstreich hat ernstzunehmende Folgen. Schuldirektor Günter Schmid will Videokameras in den Gängen seines Gymnasiums installieren, weil er "keine andere Möglichkeit" mehr sieht, um der "Kriminalität" Herr zu werden.
Welche Kriminalität?
Die Karl Popper Schule, 1998 gegründet, ist ein Pilotprojekt für hochbegabte SchülerInnen, also nicht unbedingt das, was man sich unter einer Problemschule so vorstellt. In dem Gymnasium, das nach dem britisch-österreichischen Philosophen benannt wurde, hat es laut Jury des Big Brother Awards seit Jahren "weder Diebstähle noch Vandalismus noch Raufereien" gegeben. Trotzdem stellte Schmid einen Antrag bei der österreichischen Datenschutzkommission, um die SchülerInnen offiziell per Video überwachen zu können. Neunzehn weitere Schuldirektoren waren ebenfalls an einer Videoüberwachung im Schulgebäude interessiert. Begleitet von Schülerprotesten und viel medialer Aufmerksamkeit (zum Beispiel hier und da und dort) wurde der Antrag aber schließlich abgelehnt und die Karl Popper Schule bleibt zumindest im Inneren frei von Überwachungskameras.
fm4/alex wagner
Letzten Herbst soll Direktor Günter Schmid dann nach der Entdeckung leerer Bierflaschen in der Schule veranlasst haben, dass die Schülerspinde mit einem Generalschlüssel geöffnet und durchsucht werden. Von den SchülerInnen angebrachte zusätzliche Spindschlösser sollen dabei aufgebrochen worden sein. Peter Purgathofer, Dozent an der Technischen Universität Wien und Mitglied der Big Brother Jury, nennt dies einen "schwerwiegenden und traumatischen Eingriff in die Privatsphäre" der SchülerInnen.
Joanna Pianka
Direktor Günter Schmid hat "kein Interesse" an einer Stellungnahme zur Big Brother Award Nominierung, wie uns heute morgen seine Sekretärin mitgeteilt hat. Per Email informierte uns Günter Schmid: "Da ich mit wichtigen pädagogischen Angelegenheiten ausgelastet bin, kann ich leider keine Zeit für Ihre Anfrage erübrigen."
Big Brother Awards Gala
Die österreichischen Big Brother Awards werden am Sonntag, 25. Oktober, im Rahmen einer Gala im Wiener Rabenhoftheater verliehen. Einlass ist ab 19 Uhr, der Eintritt ist frei.