Erstellt am: 18. 10. 2009 - 12:08 Uhr

Kaunertal Opening 09 vs. Winter

Snowboard- und Freeskicontest gegen Jahreszeit/Naturgewalt. And the winner is…

Die Kontrahenten

In der einen Ecke hätten wir da das Kaunertal Opening. Seit 24 Jahren ist dieser Snowboard- und Freeskicontest nun schon dabei. Eine Institution im internationalen Wintersport. Seine Stärken: jede Menge gut gelaunter RiderInnen, die den Winter lieben. Und damit wären wir auch schon beim Herausforderer: in der zweiten Ecke unseres kleinen Duells befindet sich der Winter. Jahreszeit und Naturgewalt. Seine Taktik: das Fekter-Faymann-Prinzip. Während er dich auf der einen Seite mit Pulverschnee und Sonnenschein angrinst, erwischt er dich dann wieder eiskalt und zeigt seine raue Seite: extreme Kälte und Nässe.

Ready to rumble

Der Kampf zwischen den beiden Parteien wurde gestern am Kaunertaler Gletscher in Tirol ausgetragen. Dort versammelte sich nämlich die internationale Snowboard- und Freeskielite, um den Beginn der Wintersportsaison mit einer Reihe von Contests und einem üppigen Rahmenprogramm gebührend zu feiern. Genaugenommen wollte man damit auch dem Winter, der für alle Wintersportler, und somit auch für Snowboard- und FreeskierInnen, essentiell ist, huldigen. Aber der hat das nicht ganz so gut aufgenommen, dass er schon Mitte Oktober seinen Frühlings-, Sommer- und Herbsturlaub abbrechen musste, um den Kaunertaler Gletscher mit Schnee für die RiderInnen zu bestauben. Anscheinend hat er sich gedacht: "Wenn ich nun schon mal hier bin, dann zeig ich denen auch, was ich so kann. Nicht nur die Snowboarder können posen!"

kobza fm4

Diese zwei entsprechen leider nicht gerade dem typischen Image des/der Snowboarders/Snowboarderin. Die Farben des Outfits sind annähernd dezent, keine Prints und Muster, die einem die Augen einschlagen und auch nicht mindestens drei Nummern zu groß. Aber einen Eindruck über das Posen geben sie schon…

Mit gefühlten zwanzig Grad minus, dichtem Nebel, starkem Schneefall (so stark, dass ich mein Snowboard, das ich für zwei Stunden wo abgelegt hatte, danach ausgraben musste) und heftigen Windböen trumpfte der Winter auf. Das hat gesessen. Denn das Kaunertal Opening konnte nicht anders und musste den Park, indem der Contest ausgetragen werden hätte sollen, schließen. Aber zu Boden ging man nicht. Nach einem kurzen Taumeln beschloss man, den Contest einfach zu verlegen, und zwar vom Park auf eine Railline mit Boxen.

Kaunertaler Gletscher Bahnen

Julia Baumgartner, Gewinnerin in der Kategorie “Best Woman Snowboard“, beim Jibben des Tables

Von dieser Kampfeslust des Gegners angespornt, legte der Winter noch eins nach. Seine Schlagtechnik blieb zwar dieselbe, jedoch wurden Schneefall und Wind noch stärker. Aber das Kaunertal Opening ließ sich davon nicht beeindrucken. Und vor allem nicht die Snowboard- und FreeskierInnen, die für das Flair des Contests verantwortlich waren. Sie namens gelassen. So wurde zum Beispiel der Kinderspielplatz am Gletscher zum Üben von Sprüngen genutzt oder man schnappte sich einen Campingsessel und machte auf Festival.

Radio FM4/Christoph Kobza

Ab diesem Punkt hätte es der Winter einsehen müssen. Das Kaunertal Opening war einfach zu stark, selbst für ihn. Aber er gab nicht auf; spuckte aus und biss noch einmal die Zähne zusammen. Ohne Erfolg. Denn der Contest war fast schon wieder zu Ende, die Snowboarder- und FreeskierInnen machten einfach das was sie am besten können (Party hard!), und diejenigen, die sich nicht dem Sport bzw. der OH-Gruppe, die sich gerne an Kohlenstoff bindet und von innen heraus wärmt, hingeben wollten, konnten sich bei einer Fotoausstellung aufwärmen. Denn zur Freude einiger gab es dieses Jahr am Gletscher auch ein Kulturangebot. Gezeigt wurden Fotos, Lithographien und Kunstobjekte rund um das Thema Wintersport.

radio fm4/christoph kobza

Links das Original, rechts das Kunstobjekt von Severin Hagen, der die Farbschicht des Fotos mit einem Schleifpapier abtrug. Im Glas im Bild rechts unten befindet sich der Rest der Farbe…

And the Winner is…

…eindeutig das Kaunertal Opening. Denn trotz widriger Wetterbedingungen, die es dem Freund/Feind Winter zu verdanken hatte, ließ es sich nicht einschüchtern und zog sein Ding durch. Tja, man kann zwar über die Snowbaord- und Freeskiszene sagen was man will, aber wie man Party macht, Stimmung aufkommen lässt und einfach drauf scheißt, das wissen diese Jungs und Mädels. Aber es wird sicher nicht das letzte Duell dieser Art gewesen sein, denn der Winter und somit auch die Snowboard- und Freeskicontestsaison haben gerade erst begonnen. Also: für den jeweiligen Favoriten Daumen drücken und gespannt sein, wer am Ende überlebt.