Erstellt am: 16. 10. 2009 - 14:25 Uhr

Something For The Weekend

Und jetzt zum Sport.

Der Dienstag war ein schöner Tag. Nicht nur, weil ich da noch das Haus verlassen hab können, ohne dass mir ein Polarwind das Kapperl vom Kopf reißt. Nein - auch der Teletext hat mich glücklich gemacht. Beziehungsweise das, was ich da vermeintlich gelesen hab.

Erwin Pröll tritt zurück! Hermann Maier kandidiert nicht für die Hofburg!

Hammer, denk ich mir, bis ich dahintersteig, dass ich mich da massiv in der Zeile vertan hab.

Was aber nicht vom Fingerzeig ablenken soll, der hinter der wichtigeren dieser beiden Meldungen steckt: WERDE POPSTAR! WERDE MODEL! WERDE SPORTIKONE!

Weil, mit 36 in den Ruhestand - das bringt nicht einmal der Hundstorfer zusammen, auch nicht wenn er seinen Fetisch mit der Hacklerregelung, (die in Wahrheit hauptsächlich von Beamten und BürositzerInnnen genutzt wird) bis zum Jahr 2090 verlängert.

Als Popstar-Model-Sportikone kannst du dich auf die Malediven oder in die Karibik abseilen, wenn deine Kumpanen gerade einmal nach Jahren der Ausbildung und unbezahlten Erfahrungsammelns auf den so genannten Arbeitsmarkt drängen. Andere, denen sich der Vorteil einer Ausbildung nicht so erschließt, sind halt schon früher arbeitslos.

Dass du jetzt sagst, na geh, Popstar-Model-Sportikonen sind ja immer nur gedopt, riskieren ihre Gesundheit und sind total Mainstream, kostet mich nur ein müdes Lächeln. Glaubst du echt, dass Xanor-nach-Koks, Dieganzenachtdurchmachen und Detroit-Techno irgendwie ethisch oder gesundheitlich besser wäre?

Geh bitte.

Radio FM4

"Für uns Clubheads ist das so wie Beatles & Stones gleichzeitig zu Besuch" (FM4 La Boum De Luxe-Gastgeber Heinz Reich)

Freitag / DER TOTALE DETROIT-WAHNSINN, OIDA!!! / Wien

Nein, kein neues Festival, das du auf deinem Ergometer verschwitzt hast. Eher ein blöder Zufall. Carl Craig ist beim Gang Bang in der Pratersauna, während Juan Atkins ein paar hundert Meter weiter in der Fluc Wanne auflegt.

So gut ist das auch wieder nicht. Weil: Stell dir vor, es ist gleichzeitig Lauberhornabfahrt und Kitzbühel-Slalom. Auch irgendwie deppert für die Termingestaltung. Kombi(ticket) gibts auch nicht, also was tun?

Am vernünftigsten ist es wahrscheinlich, dass du das FM4-Radio aufdrehst. Weil in FM4 La Boum De Luxe (hoffentlich!!!) beide zu Gast sein werden. (Patrick Pulsinger ist jetzt schon total hypernervös, bei so viel Starpower.) Wenn du freitagabends Radiohören total Spießer findest, kannst dich ja auch auf halbem Weg zur Shelltankstelle stellen, und versuchen, zwischen dem Aufheulen der Praterdomebesucher-Automobilmotoren den Sound von beidem aufzuschnappen. Halt ich aber für eher vertrottelt.

Freitag / Inntakt Opening / Umek / Hafen / Innsbruck

Der Schisport lässt uns nicht los.

Die Generation Mauerfall feiert sich zur Zeit überall geil ab, aber vielleicht erinnerst du dich ans Jahr 1999 besser, wo wir alle befürchtet haben, dass die Welt zusammenbricht, weil eine schwarz-blaue Regierung die Barbarei nach Österreich zurückbringen könnte. Damals hats ja diese Donnerstagsdemos gegeben und auf einer der ersten davon hat Doron Rabinovici eine Rede gahelten. Da hat er einen Schisportreporter zitiert, der mit dem vor hunderttausend Fernsehzuschauern losgelassenen Satz Die Slowenen sind ein Volk von Slalomfahrern irgendwie beispielhaft für nationalistische Ressentiments stehen soll. Oder so.

Das mit dem Volk hat Uroš Umek immer schon interessiert, und deswegen hat er auch das WAT-Album von Laibach produziert, auf dem sie Nationalismus ("Deusches Volk, komm tanz mit mir"), Kapitalismus und Pop im Allgemeinen ein Haxel stellen.

Was das alles mit 1999 zu tun hat?

Die Regierung von damals ist inzwischen weg vom Fenster, geht uns aber via Buwog und so immer noch auf die Nerven, der dümmliche Schisportreporter hat eine Sendung im Hauptabendprogramm, der Slowene an sich hat schon länger keinen Slalom mehr gewonnen, und Uroš Umek ist Dank minimalistisch gehaltenem House wieder cool da. Am Freitag eröffnet er im Innsbucker Hafen die neue Inntakt-Reihe.

Samstag / Myyy Bitch Club = 3 / Bestrack / Fluc Wanne / Wien

Was ist eigentlich schlimmer: die Vergangenheit oder die Zukunft?

Ich find ja: die Vergangenheit. Und genau das bringt mich in ein Dilemma. Weil, wenns nur besser werden kann, wozu dann alte Helden abfeiern? Beziehungsweise Geburtstage?

Weil eigentlich gehts auch anders. Sagt zumindest der Bestrack. Der ist ein französischer Produzent, der in seinen leichtfüßigen Synthie- und Housesounds die Zukunft in schillernd-romantischen Gutfühlfarben zeichnet.

Was kümmert mich ein Fatalismus, wenn mir der Bestrack einen Wishmaker zur Seite stellt. Was kümmert mich Sun City, wenn es Bestracks Sunset City EP gibt?

Jedenfalls hat der Myyy Bitch Club in den letzten Monaten seinen Bumm-Bumm-Nineties-Trash sehr erfolgreich gegen Kitsch und rosa Sonnenbrillen eingetauscht. Weil eigentlich sind Vergangenheit und Zukunft gleich schlimm. Und nur Träume super.

VERZWEIFLUNGSFRAGE:

Wo kann ich am Sonntag den Formel 1 Weltmeister Jenson Button feiern?

brawngp

Okay, Formel 1 passt jetzt nicht so in die Sport-Ausgabe hier, weils Motoren gibt und so. Aber ich war in den fast zwanzig Jahren meines Fandaseins noch nie so aufgeregt bzw. glücklich. Ich mein, da kauft ein genialer Ingenieur ein Pleiteteam, hat sogar weniger Geld als diese Kaschperln vom indischen Rennstall, und wird mit seinem Auto (hoffentlich!!!) Weltmeister, weil er einfach so einmal ur cool einen so genannten Doppeldiffusor erfindet und die depperten Pfeffersäcke von Ferrari, Red Bull und Mercedes abhängt. Wie geil!

Also, wohin am Sonntag ab zirka 21 Uhr?