Erstellt am: 9. 10. 2009 - 16:00 Uhr

The Yes Men fix the World

Globalisierungskritische Kapitalismussabotage als Comedy. Man weiß nicht, soll man lachen oder weinen?

Manchmal, so ein, zwei Mal im Leben, hält das Spätnachtswiederholungsfernsehen doch Offenbarungen bereit. Eine dieser Offenbarungen ereignete sich Mittwoch in den frühen Morgenstunden. Arte sendete, absurderweise in einer Wiederholung, die in den USA diese Woche im Kino anlaufende Dokumentation "The Yes Men fix the World".

Manchmal bedarf es einer Lüge um die Warheit zu entlarven

Die Yes Men sind eine seit Ende des letzten Jahrtausends Medien- und Machtstrukturen sabotierende Kommunikationsguerilla. Eine Spezialität der Yes Men ist es, sich als Sprecher von Konzernen oder Regierungen auszugeben und auf Pressekonferenzen das zu verlautbaren, was man sich von diesen Organisationen wünschen würde.
Eine andere Spezialität ist es, durch übertrieben deutliche Formulierungen die politische Agenda der Konzerne und Organisationen zu entlarfen.
"Identity correction" nennen sie ihre Tätigkeit. 1999 stellten sie eine gefälschte Website der WTO ins Netz, über die sie immer wieder Einladungen zu Konferenzen und Tagungen erhielten. Stoisch und reaktionslos lassen die KonferenzteilnehmerInnen die Provokationen der Yes Men über sich ergehen.Warum? Es gibt zwei Möglichkeiten: 1) Sie sind im Wachkoma oder 2) die Yes Men verbalisieren nur drastisch eine ohnehin unter der Oberfläche liegende Agenda, zum Beispiel ...

• Wenn sie 2000 beim WTO Gipfel in Salzburg verkünden, alle Hindernisse des Welthandels müssen beseitigt werden und Hitlers Beschäftigungspolitik loben
• Wenn sie 2001 bei einer Konferenz über die Globalisierung des Textilhandels, Sklaverei und Produktionsauslagerung in Dritte Welt Länder vergleichen und ein Plädoyer für Auslagerung halten, da es unter heutigen Marktverhältnissen billiger kommt als Sklaverei.
• 2006 stellten sie - ebenfalls öffentlich - verkleidet als WTO Abgesandte zur Diskussion, ob man Afrika retten könnte, indem man auch die Bewohner wieder privatisiere -(re)privatize humans themselves. Das alles, ohne ausgebuht, getortet oder verhaftet zu werden. Mehr Ungeheuerlichkeiten aber auch utopische Wunscherfüllungen sind in "The Yes Men fix the world" zu sehen. Ein österreichischer Starttermin steht nicht fest.