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Christian Holzmann

Snap your fingers, snap your neck.

7. 10. 2009 - 14:10

Black Gives Way To Blue

Was 14 Jahre dauern musste wird nun endlich gut. Das famose Comeback von Alice In Chains.

Cover des neuen Alice In Chains Albums Black Gives Way Back To Blue.

Alice In Chains

Time to start living…
Hope
A New Beginning
Time…
Time to start living
like just before we die.
There’s no going back to the place
We started from…

Kann man die ersten Textzeilen auf dem ersten Album nach 14 Jahren eigentlich schöner beginnen als hier im Eröffnungssong "All Secrets Known" vom Album "Black Gives Way To Blue"? Mir fällt gerade keine andere Band außer Alice In Chains ein, der man diesen Pathos so ohne weiteres abnehmen würde. Denn für niemand anderen sind sie wohl zutreffender und so wahr wie für die von vielen geschmähte Rock/Metal Band, deren Heimatort Seattle Segen und Fluch zugleich war.

Segen, weil allein diese Stadt Garant dafür war, einen Plattenvertrag zu bekommen. Fluch, weil die damalige Plattenindustrie - dumm wie ein Stück Brot - jeden und jede unter Vertrag nahm, der ein kariertes Hemd, lange Haare sowie eine Gitarre trug und nicht bei 1 auf dem Baum war. Die damals Alice In Chains unterstellte Trittbrettfahrerei lasse ich bis heute nicht gelten, da die einfach emotional mitreißende Alben machten, sehr wohl ihre eigene Identität hatten und immer auf Anhieb von einer jeden anderen teils dreisten Nachamer-Kapelle zu unterscheiden waren.

Sieht man von MTV Unplugged von 1996 ab, so stammt das letzte echte Lebenszeichen der Band in Albumform aus dem Jahr 1995. Schon damals zeichneten sich ernsthafte Drogenprobleme von Sänger Layne Staley ab, die nach langer Untätigkeit der Band im Jahr 2002 schließlich in dessen tragischem Tod gipfelten. Alice In Chains schienen damit ein für allemal Geschichte zu sein.

Erste Live-Versuche vor zwei Jahren

Erst vor zwei Jahren ließ Gitarrist und zweiter Sänger Jerry Cantrell Hoffnung aufkommen, als der mit den Original Bandmitgliedern Mike Inez (Bass) und Sean Kinney (Dr.) sowie dem neuen Sänger William DuVall auf diversen Festivals wie dem Nova Rock auftauchte. Alice In Chains machten in dieser Besetzung eine mehr als passable Figur, wenngleich das mangels neuen Songmaterials freilich wie eine Revival Show anmutete.

Alice In Chains

Alice In Chains

Mit dem neuen Album "Black Gives Way To Blue" haben Alice In Chains ihre Rückkehr nun endgültig vollzogen. Ist sie gelungen? Aber ja und wie und als ich vor Wochen zum ersten Mal die erste Single-Auskopplung "A Looking In View" hörte, entlockte mir das nicht nur ein überraschtes Stirnrunzeln, vielmehr war das ein Aufschrei der Freude.

Offenes Herz

Dieses Album setzt nahtlos da an, wo das selbstbetitelte letzte vor 14 Jahren aufgehört hatte. Dass Alice In Chains das so dermaßen emotional und unaufgesetzt gelingen würde, hätte ich nicht zu träumen gewagt. Nach und nach setzen Gitarre, Bass und Schlagzeug bei "All Secrets Known" ein, wie um dem neuen Sänger William DuVall den Weg zu bereiten, für den er in die ziemlich großen Fußstapfen eines Layne Staley treten muss. Der war bei all seinen persönlichen Problemen immer noch ein Ausnahmesänger, den zu ersetzten ein Ding der Unmöglichkeit schien.

Mit "Black Gives Way To Blue" arbeitet die Band ihre bewegte Vergangenheit auf, die es teils nicht allzu gut mit ihnen meinte. Und treffender als ein offen gelegtes Herz könnte ein Plattencover das Album wohl kaum beschreiben, denn selbiges legen Alice In Chains hier schon fast gnadenlos offen. Dabei geht es düster/heftig ins Eingemachte wie beim langsamen, aber um so härteren "A Looking In View" oder dem stampfen Midtempo Kracher "A Lesson Learned". Aber auch ruhigere akustische Klänge finden ihren Platz, wie bei "When The Sun Rose Again" oder der hymnischen Abschlussnummer, die gleichzeitig auch der Titeltrack des Albums ist.

Wäre Lanye Staley leicht zu ersetzen gewesen, so hätte Jerry Cantrell das mit ziemlicher Sicherheit längst getan. Einen Sänger wie William DuVall zu finden, war der wohl größte Glücksgriff, der passieren konnte. Neu erfunden haben sich Alice In Chains nun freilich nicht, sie machen nun endlich "einfach" weiter. Was 14 Jahre dauern musste, wird nun endlich gut und das gönne ich dieser vom Schicksal gebeutelten Band von ganzem Herzen.

Alice In Chains im House Of Pain und live in Wien

Am Mittwoch, den 7. Oktober, wird es zwischen 22 und 00 Uhr im House Of Pain Ihres Vertrauens Auszüge aus dem neuen Alice In Chains Album geben. Der 29. November ist bei mir sowieso schon fett markiert, denn da wird man die Band auch live im Wiener Gasometer hören können.