Erstellt am: 29. 9. 2009 - 17:01 Uhr
Music For Your Herbst
Music For Your Heart
"Turning Marvel" von Music For Your Heart ist bereits bei Sunday Service / Indigo erschienen.
Sunday Service
Music For Your Heart auf Myspace
Auch wenn es im Moment draußen noch gar so sonnig und sommerlich wirkt, macht das Frösteln am Abend schon klar: Der kühle und mitunter melancholische Herbst, der wartet schon um die Ecke. Und wenn es dann schon wieder fast dunkel wird, wenn man gerade erst halb zu sich gekommen ist, die verfärbten Blätter leise auf die gut beobachteten Schuhspitzen der verträumten Shoe Gazers fallen und all der ganze andere Quatsch, den man mit dem Herbst verbindet, wieder in die reale und Metaphern-Welt Einzug hält, dann ist genau der richtige Zeitpunkt für ein Album wie "Turning Marvel" von Music For Your Heart aka Sandra Zettpunkt alias Sandra Ziegelmüller gekommen.
Music For Your Heart / Achim Hatzius
Die Hamburgerin, die es momentan ins schweizerische Bern verschlagen hat, ist schon seit Urzeiten als Musikerin bzw. Musikkennerin präsent, doch für ihr erstes Soloalbum unter dem Wärme spendenden Alias hat sie sich bis jetzt Zeit gelassen. In Hamburg war Sandra nicht nur in den Bands Fünf Freunde, Camping und Kajak aktiv, sondern vielen Menschen jahrelang eine liebe Begleitung beim Ausgehen – z.B. als DJ im "legendären" Club Kir -, oder zu Hause - als Radiomoderatorin des Sunday Service beim freien Radio FSK (gemeinsam mit ihrem Bruder Patrick Ziegelmüller, der heute von Hamburg aus das gleichnamige Label managt) oder jetzt als Sendungsgestalterin beim Webradio Byte FM.
Music For Your Heart / Ilan Hamra
Die "Musik für dein Herz" auf diesem Solo-Debüt ist dabei so still und sanft zurückhaltend, dass einem die meisten anderen Platten dagegen wie grobe Klötze vorkommen. Unter dem zarten Geplänkel von zurückhaltenden Gitarren, angetupften Schlagzeugklängen und Sandra Zettpunkts verhalten-eleganter Stimme könnte man, wenn es nicht gar zu kitschig wäre, förmlich die melancholischen Regentropfen am Fenster hören oder das Knistern der Holzscheite im Ofen. Aber kitschig sind die 12 Songs, die die Musikerin fast komplett im Alleingang eingespielt hat (am Bass half Volker Zander von Calexico aus), an keiner Stelle – eher so spröde schön wie jene von Masha Qrella oder auch, der arg überstrapazierte Vergleich sei hier noch mal gestattet, Cat Power. Meistens wird auf dieser in Hamburg und Glasgow mit Hilfe von Raymond McGinley (Teenage Fanclub) aufgenommenen und von Bob Weston (Shellac) gemasterten Platte auf Englisch gesungen, auf zwei Stücken auch auf Deutsch. Doch das scheint keinen Unterschied zu machen, ist es doch mehr die Klangfarbe des Gesangs als die Wörter selbst, die sich einprägt.
Schade nur, dass solch stille und dabei doch, man kann es kaum anders ausdrücken, gülden strahlende Platten, zumal, wenn sie auf kleinen Labels erscheinen, oft übersehen bzw. von anderen Themen bzw. Musiken übertrampelt werden. Aber wenn dieses Album, dessen Artwork übrigens von der deutschen Künstlerin Ruth May gestaltet wurde, ein paar Herbstherzen erwärmen kann, ist das ja auch schon schön.