Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Song zum Sonntag: Yacht"

Boris Jordan

Maßgebliche Musiken, merkwürdige Bücher und mühevolle Spiele - nutzloses Wissen für ermattete Bildungsbürger.

27. 9. 2009 - 06:00

Song zum Sonntag: Yacht

Genug geredet, jetzt Tanzen. Zum "Summer Song"

Der Sommer fadet aus. Er entlässt uns aber noch nicht in einen wirklich düsteren, verhangenen Herbst, wie ihn ein zwölfseitiges Melancholiegitarrenstück im November dann beschreiben wird. Seine letzten Züge sind beschwingt, leichtherzig und hell, wie der oft besungene amerikanische "Indian Summer", der bei uns so blöd "Altweibersommer" heißt.

Was im übrigen nichts mit betagten Mitbürgerinnen zu tun hat, sondern von den zwischen den Bäumen hängenden Spinnweben einer Spinnenart kommt, die sich im September durch die Äste schwingt. Manche sagen, dies sähe dann eben so aus wie schlohweißes Haar von besagten betagten Mitbürgerinnen, andere schwören darauf, dass "Weib" von einem alten Wort für Spinnweben kommt. Wie von einem solchen Lianenspinnfaden weggetragen, bin auch ich gerade, äh, abgeschweift.

yacht bandfoto

exclaim.ca

Ach ja, Yacht, Sommer, eben. Ein bisschen doof klingen die letzten Züge des Sommers hier schon, aber sie swingen verlockend - wie ein Synthpopstück aus dem New York der vorvorletzten Jahrzehntwende, mit "Miami Vice" -Rotodrums und einem White Funk Shuffle, mit zur Aerobic aufforderndem Handclap und Cowbells, zwitschernden Modulationsschleifen und einem tonlosen Gesang, der uns nur halb enthusiasmiert auffordert, unsere Beine nochmal zum "Summer Song" zu bewegen. Und so kurz wie er war, so schnell ist er auch wieder zu Ende, der Sommer, äh, der Sommer Song.

albumoftheyear.org

Wer ein tieferes weil melancholischeres Sommerlied bevorzugt, auch gut, hier ist es.

"Der Sommer hat ein Lied gesungen, dazu müssen wir uns nun bewegen, immerhin haben wir schon genug geredet".

Das war auch schon der ganze Text und wer diese Kolumne - und die in der Presse am Sonntag - kennt, weiß, dass wir schon gerne trefflich schneidende Songs mit geistreichen, hinter- oder tiefgründigen Messages (und ohne Rototom- Drumrolls) bevorzugen würden.

O. k., umgekehrt, aber ganz gelöst ist die
Frage
noch nicht

Doch Pop besteht eben nicht (nur) aus mit drei Akkorden in dreiminütigem Format vertonten Hans Henny Jahnn Büchern. Er besteht auch, oft und auch Gott sei Dank, aus der ewigen Paraphrase des "Free your ass your mind will follow " - und wie der Managerwiderling aus dem zynisch- lustigen Video am Schlussverkniffen zugibt: "I was moved".