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Gerlinde Lang

Innerlichkeiten. Äußerlichkeiten.

26. 9. 2009 - 18:02

Wardrobe Malfunction

Die MQ Fashionweek und wir. Facehunter, Fetisch, Wurstsilhouette.

Nachmittags vor dem Museumsquartier, Treffpunkt Fashion-Tent. Wien zeigt sich von seiner provinziellsten Seite. Überschminkte Tussis in Krautwickelkleidern und High Heels, auf deren Sohlen noch die Kleber mit den Materialhinweisen picken. Bloghipster mit Ironiebrillen und ledernen Aktentaschen krausen kritisch die Stirnen und schürzen die Lippen. Wann kommt endlich der Facehunter zum Fotografieren? Alf Poier steht in einer zu kurzen roten Glockenhose vor dem Fashionzelt und lässt sich von jedem fotografieren und filmen, der da nur will. Zwei Mädchen in durchsichtigen Maleroveralls müssen Flyer für Hutdesignerin Julia Cranz verteilen. Models ohne Körperspannnung latschen in bedingt interessanten Kreationen über den Laufsteg im Zelt vor dem MQ. Der Body mit den coolen lachsfarbenen Schulterpolstern aus Spitze, den ich letzten Samstag am Flohmarkt erstanden habe, sah daheim auch besser aus. Ich beschließe, die Silhouette "Wurst" zur Absicht zu erklären, und gebe mein hohes Ross einem Stallburschen zum Halten. Ab ins Getümmel mit meinem treuen Videoteam: Alex Augustin und Eva Brunner.

Andy Wolf gibt es gar nicht. Er ist nur ein Name, den man auch in Japan ohne weiteres aussprechen kann. Das Brillenlabel ist in aller Welt vertreten und daheim in Graz. Im Vodergrund Brillen, die wie kostbare Monstranzen mit Metall und Perlen überkrustet sind, im Hintergrund hängen Benefizshirts für das Vinzidorf. Brillen für Brillenhasserinnen, gibt's die?

Bin ich eigentlich die einzige, die aus Amsterdam immer mit bunten Anziehsachen zurückkommt? Grau oder grell, das diskutieren wir mit einer Frau, die Beeren und T-Shirts zusammen in die Waschmaschine wirft. Non by Kim heisst ihr Label.

18 Uhr, der Facehunter ist immer noch nicht gesichtet worden. Edgar Retro ist trotzdem schon da. "No Edgar, No Party" steht auf seinem T-Shirt. Na dann: Gina Drewes wird gleich eine Show zusammen mit dem Wiener Fetischladen "Tiberius" über den Laufsteg schicken. Aber vorher muss sie noch dringend ihre Schere wiederfinden.

Das schöne Schuh-Lied aus dem Clip werden wir gleich auch bei der „Gina Drewes meets Tiberius“- Schau hören. 18.30h, der Promifaktor steigt. "Ich habe Kathrin Lampe bei der Callisti-Show gesehen, und es war kein schöner Anblick", gestehe ich Alex, als wir aus dem Zelt treten. Natürlich blicke ich auf, und da steht La Lampe. Typisch. Große Teile des Lampeschen Antlitzes müssen immer noch echt sein, denn sie hat eine weibliche Verwandte mitgebracht, die ihr verblüffend ähnlich sieht. Vielleicht eine Schwester oder Cousine. Nun aber zur besten Schau des Abends: Endlich ein guter Musikmix, ordentliche Selbstdarstellermodels, und das Tiberiusteam als Claque für sich selbst bei jedem Outfit. Das steckt an, Partystimmung kommt auf, ah, da ist ja auch endlich der Facehunter.