Erstellt am: 28. 9. 2009 - 10:00 Uhr
Skywalk the line
Der Ballen mit dem Filmstoff, in dem es um junge Männer geht, die in einer popkulturellen Nische nisten und das konventionelle Erwachsenwerden verweigern, wurde gegen Ende der 90er Jahre wiederholt aus dem Regal genommen und bis heute wurden daraus zahlreiche Filme genäht, die sich um genau diese peterpanenden Männer drehen. Verlangte 1988 das "unreife" Benehmen Tom Hanks' in "Big" noch, dass eben eine magische Wunschmaschine einem kleinen Jungen den Wunsch, erwachsen zu sein, erfüllt hat, so wurde in den letzten Jahren - nicht zuletzt durch Filme von Judd Apatow und Kosorten der unreife Mann zur fixen Figur im Komödien-Ensemble. Aber nicht jeder Film, in dem Fast Food, miese Jobs und die Abwesenheit von Frauen den Alltag der Jungmänner regieren und die Popkultur zum Religionsersatz wird, hat two thumbs up verdient. Bei manchen dieser Filme weigern sich die Bewertungsdaumen zur Arbeit zu erscheinen.
Einhorn Film
Weinstein vs Fanboys
Dabei klingt die Ausgangslage von Kyle Newmans "Fanboys" noch nach einer potentiellen gelungenen Komödie: Ohio, 1998: Vier junge Männer, seit ein paar Jahren der High School entwachsen, machen sich auf den Weg zur Skywalker Ranch von George Lucas, um in den Besitz von "Episode 1: The Phantom Menace" zu kommen. Warum warten sie nicht einfach, bis er ins Kino kommt, fragt ihr euch sicher, nun, da hatten die Drehbuchautoren eigentlich die Idee, dass einer der vier sterbenskrank ist und befürchtet, dass er beim regulären Kinostart nicht mehr am Leben ist. Produzenten-Zampano Harvey Weinstein aber sprach sich gegen den Sterbenskrankheit-Subplot aus, was wiederum zu einem Mini-grassroots movement namens "Stop Darth Weinstein" führte, das nicht wollte, dass in den ersten Film über Star Wars Fans derart von Produzentenseite eingegriffen wird. Harvey Scissorhands, wie Weinstein auch genannt wird, orderte Reshoots (mit einem anderen Regisseur an) und barbarick wurde aus dem eigentlichen Katalysator der Geschichte eine Erwähnung am Rande. Aber das, und die daraus resultierende Gleichgütigkeit, mit der die drei Freunde dem schwerkranken Justin und der Tatsache seines herannahenden Todes begegenen, sind nur Details im Mosaik des Scheiterns von "Fanboys". (Die jetzige Variante ist offensichtlich ein Kompromiss zwischen Newman und Weinstein).
Fogler, die Nervensäge
Jay Baruchel schlackst und geekt sich mit der ihm anhaftenden social akwardness noch am wackersten mit Riesenbrille (vor ihrer Neudeutung als ironisches Modeacessoire) durch das müde Filmvehikel; Sam Huntington und Chris Marquette bemühen sich redlich der drehbuchbedingten Blassheit ihrer Figuren nicht doch ein wenig Couleur zu verleihen. Dan Fogler versucht sich als Jack Black Imitator, verlässt sich aber zu sehr darauf, dass man ihn lustig finden wird, weil er dick ist. (Fogler, sie leidem an Jim-Belushiitis).
"Fanboys" schlüpft ins Genremäntelchen des "Road Movies inkl. Läuterung light" und schreibt für die Wegstrecke bei allen anderen Roadmovies mit Bruhaha-Humor-Anstrich ab; klappert die bekannten Stationen - Schwulenbar, Drogenrausch, Las Vegas - ab und peitscht mit Verfolgungsjagden den Film auf den matten Showdown auf der Skywalker Ranch hin.
Einhorn Film
Knietief im Zitatesumpf
Das reine Zitat genügt dem Film bereits als Witz und so wird "Fanboys" zum Referenzeintopf und die dicht aneinander gespannten Querverweise zu wahlweise "Star Wars" oder "Star Trek" bringen den Film endgültig zu Fall. Doch nicht nur gesprochen wird in Zitaten; eine ganze Cameo-Armada macht ihre Aufwartung; Menschen in reiner Zitatfunktion laufen durchs Bild. Ohne dass auch nur irgendein Mehrwert daraus gemacht wird, begegnen wir Carrie Fisher, Billy Dee Williams, Kevin Smith und Jason Mewes. Aus keinem dieser Auftritte macht "Fanboys" mehr, als dass man als sich als - zitaterkennender - Zuseher ein Nelson Muntz'sches "Haha" denken kann. Seth Rogen, der Mann mit der Komödienbesetzungs-Jahreskarte, schlägt sich wacker in drei Gastrollen und William Shatner macht das, was er am besten kann und tritt als Parodie seiner selbst auf.
Männliches Fantum
UIP
Die gelungenste Referenz, zu der sich "Fanboys" aufrafft steckt im Plakat, das hintergrundtechnisch das Poster zu "40 year old virgin" zitiert und somit einen Vorschlag macht, was aus Fanboys werden, wenn sie älter werden. Soviel ironische Distanz gibt es im Film nie, "Fanboys" pickt an dem Objekt seiner Verehrung und zelebriert einen Grundpfeiler des männlichen Fantums: Wissen. Und Wissen von sich geben. Den während Frauen in Filmen, wenn sie Fan von etwas sind meist Zahnspangen tragen und kreischen, so ist Fantum von Männern stest eine Wissenschaft, da gehts um Fakten, Daten und Sammeln. Aus dieser biologistischen Weltsicht bricht "Fanboys" zumindest teilweise aus, weil Kristen Bell als Zoe die Kumpelfreundin und "Star Wars"-Anhängerin gibt, die einen Teil der Reise mit den vier Reitern der Fanokalpyse bestreitet. Und ja natürlich muss sie einmal den goldenen Leia-Bikini tragen.
"Fanboys" ist die Ausgeburt eines Kollateralschadens an Lieblosigkeit und Schablonenhaftigkeit, ein einziges Déjà-Vue zur Aktivierung des Gähnreflexes.
"Fanboys läuft seit 26. September 2009 in den österreichischen Kinos
Die Hoffnung für das Genre-Neugeborene "Geek Road Trip" heisst "Paul", am Regiesessel saß Greg Mottola ("Superbad"); darin reisen Simon Pegg und Nick Frost als Science Fiction Geeks zur Area 51. Mit dabei sind ua Seth Rogen, Jason Bateman und Bill Hader. Ich glaub, ich bin jetzt schon Fan. Ihr könnt es nicht hören, aber ich kreische.