Erstellt am: 26. 9. 2009 - 06:00 Uhr
Vögel ohne Flügel
Filmladen
Marco Bechis, geboren 1955 in Santiago de Chile und aufgewachsen in Argentinien studiert ab 1981 an der Mailänder Filmhochschule und dreht 1982 seinen ersten Kurzfilm "Mi sembra d'averlo gia' visto"
Man kann nicht sagen, dass das italienische Kino tot ist. Man kann aber auch nicht sagen, dass es lebt. Traurig, denn immerhin hat das Land in der Filmgeschichte tiefe und eindrucksvolle Spuren hinterlassen. Der momentan ernüchternde Film-Output unseres südlichen Nachbarlandes ist nicht zuletzt ein Ergebnis von Berlusconis Kulturpolitik, die das ewig Gleiche, den tradierten Chauvinismus und ein dubioses Nationalstolzgefühl fördert und jedwede Formen von Radikalismen verhindert. Marco Bechis ist kein Italiener: aber ein Argentinier, der seit Jahrzehnten in Mailand lebt. Anfang der 80er flüchtet er aus seiner südamerikanischen Heimat, nachdem er als linker Aktivist von Jorge Rafael Videlas Militärdiktatur verschleppt und tagelang gefoltert worden ist. Die zerrissene Beziehung, die Bechis zu Argentinien hat, prägt die Filme des Regisseurs, der 1991 mit "Alambrado" debütiert und 1999 mit dem autobiografisch gefärbten Drama "Junta (Garage Olimpo)" einem breiteren Publikum bekannt wird. Darin erzählt er von einer Studentin, die, wie Bechis selbst, von der argentinischen Geheimpolizei verschleppt wird und in einem ihrer Peiniger ihren Mitbewohner wieder erkennt.
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Auf den ersten Blick hat sein jüngster Film "Birdwatchers" wenig zu tun mit der (gesellschafts-)politischen Verfassung Argentiniens, der Vergangenheit des Landes oder dem Schicksal der Menschen dort. Bechis erzählt von einer Gruppe von Guarani-Kaiwoa-Indianern, die im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul zusammen gepfercht in einem kleinen Reservat leben müssen. Mit Ethno-Voyeurismus hat dieser Film nichts am Hut: "Birdwatchers" beobachtet den harten Alltag der Indios, die zwischen Traditionen und aufgezwungener Modernität fest gefahren sind, in Trailer-Parks leben und von der weißen Bevölkerung ignoriert und ausgebeutet werden. Romantik lässt Bechis keine zu, nicht einmal als Perspektive: viele der Guarani-Kaiwoa sind depressiv, gleich am Beginn des Films erhängen sich zwei Jugendliche. Es sind Bilder wie diese, die „Birdwatchers“ über die Masse an problembewussten Spielfilmen heben, die durch die Programmkinos touren.
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Nach den Selbstmorden verlassen die Guarani-Kaiwoa das Reservat und lassen sich neben dem Feld eines Großgrundbesitzers nieder. Es kommt zu kleinen und großen Auseinandersetzungen aufgrund der Besetzung des Gebiets: Bechis idealisiert und dämonisiert nicht, beschreibt die Verhältnisse lediglich in einer klassisch wirkenden Geschichte, die sich bald auf die aufkeimende Liebe zwischen einem Indio und der Tochter des Großgrundbesitzers konzentriert.
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"Birdwatchers" startet am 2. Oktober 2009 in der österreichischen Kinos
"Birdwatchers" ist ein Ausnahmefilm: in atemberaubenden, erdrückenden, grausamen Bildern erzählt Marco Bechis von der scheinbaren Unvereinbarkeit von Vergangenheit und Gegenwart, von der systematischen Gewalt, mit der die so genannten Zivilisierten die so genannten Primitiven ausbeuten und kontrollieren. Er macht das aber nicht mit jenem erhobenen Zeigefinger, an den man sich in dieser Ära des politisch aktivierten Kinos schon so gewöhnt hat; auch nicht mit erzwungener narrativer Zerfräsung. Bechis filmt unaufgeregt und zornig, innovativ und traditionsbewusst gleichzeitig. In seinem Kino geht das auf, was im Leben unmöglich scheint: eine Gleichzeitigkeit vom Gestern und vom Heute.
Tickets zu gewinnen
FM4 Kinopremiere "Birdwatchers" (OmU)
Mittwoch, 30. September 2009
20.Uhr, Village Cinemas Wien 3 Center (Landstraßer Hauptstr. 2a, 1030 Wien)
Wer an der Verlosung von 20x2 Tickets für die FM4 Kinopremiere teilnehmen will, muss sich nur der folgenden Aufgabe stellen und uns schreiben, welche drei Vögel sich auf untenstehendem Bild ganz schlicht in schwarz präsentieren.
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Der Einsendeschluss ist vorbei, die richtige Antwort war: Woody Woodpecker, Donald Duck und Tweety.
Die GewinnerInner wurden bereits per Mail verständigt.