Erstellt am: 21. 9. 2009 - 16:24 Uhr
Klagenfurter Jugendkulturszene schreit um Hilfe
Keine fünf Minuten vom Klagenfurter Bahnhof entfernt findet man das "Ballhaus Volxhaus", seit 13 Jahren finden hier Konzerte, Lesungen, Filmfestivals und ähnliches statt. Seit Beginn kämpft der Verein mit Geschäftsführerin Karin Zamernik-Rauter ums Überleben, mal steht es finanziell besser, mal schlechter. Die Politik definiert das Ballhaus als kommerziellen Betrieb, doch auf das große Geld ist hier bestimmt niemand aus. Eintrittspreise unter zehn Euro und Getränkepreise, die sich auch ein 16-Jähriger leisten kann, lassen so eine Einstellung erst gar nicht zu. Ohne private Sponsoren und Förderungen von Stadt und Bund, könnte das Ballhaus nicht überleben.

Lisa Rümmele
Nur ein paar Minuten weiter, in Richtung Stadtzentrum und direkt vor dem Landespolizeikommando versorgt das ((Stereo)) die Stadt mit meist elektronischen Klängen, aber auch junge Theatergruppen bekommen hier Raum und Aufmerksamkeit. Seit fünf Jahren wird hier alternativen Gruppen Platz geboten - vom Jugendtheater bis zum Bandwettbewerb. Für die Politik ist das ((Stereo)) ein privater Veranstaltungsort mit wirtschaftlichem Interesse. Für den Geschäftsführer Marco Marino ist es "… eine Institution, in der sich die Klagenfurter Jugendlichen entfalten können, ein Ort an dem auf ihre Bedürfnisse eingegangen wird".

Lisa Rümmele
Das Ballhaus und das ((Stereo)) decken den Großteil des Klagenfurter Jugendkulturprogramms ab - für den Rest zeigen andere Lokale, hauptsächlich aber die Bühne des Vereins "Wiki" verantwortlich. Das Wiki befindet direkt im Messegelände der Stadt und fungiert als eine Art Jugendzentrum. Das ist Wiki außerdem für die sozialpädagogische Jugendarbeit der Stadt zuständig und wird auch dementsprechend finanziell gefördert. Neben dem pädagogischen Bereich gibt es im selben Haus auch eine Bühne, das "Kwadra:t". Hier finden genauso kommerzielle Veranstaltungen statt, diese werden von der städtischen Politik aber - so die Kritik von Ballhaus und ((Stereo)) - weitaus höher subventioniert.
Die Förderungen der Stadt sind momentan folgendermaßen verteilt: Das Ballhaus bekommt 10.000 Euro jährlich, das Stereo wird mit 4.000 Euro unterstützt und der steirische Verein Wiki erhält über 200.000 Euro an Förderungsmittel pro Jahr. Allerdings fließt der größte Anteil dieses Geldes in die sozialpädagogische Arbeit des Vereins, die natürlich nur schwer mit einem privaten Kulturbetreiber in Relation gestellt werden kann. Und hier stößt man dann auch auf die eigentlich Frage in dieser ganzen Auseinandersetzung: Wie schaut eine vernünftige Förderungspolitik aus? Wer bestimmt, was förderungswürdig ist und was nicht?

Lisa Rümmele
Karin Zamernik-Rauter will die sozialpädagogische Arbeit des Vereins Wiki gar nicht kritisieren, ihrer Meinung nach gibt es aber "… offensichtliche Defizite im Veranstaltungsbereich, vermutlich wegen mangelnder Erfahrung." Diese Defizite sieht auch der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider (BZÖ). Außerdem gibt er zu, dass den Klagenfurter Jugendlichen ein durchaus stärkeres Kulturprogramm geboten werden könnte, mehr Geld gibt es aber trotzdem nicht. Die Zeiten sind schlecht, und man muss sparen wo es geht – in diesem Fall eben auch in der Jugendkultur.
Ballhaus und ((Stereo)) fordern jetzt eine Umverteilung des bestehenden Budgets. "Damit die Relationen stimmen" sagt Karin Zamernik-Rauter und kämpft jetzt gemeinsam mit Marco Marino ((Stereo)) um eine angemessene Aufteilung des bereitgestellten Fördertopfes.

Lisa Rümmele
"Jetzt sind die drei Häuser gefordert eine gemeinsame Lösung zu finden" sagt Bürgermeister Christian Scheider. Bis Ende September soll das neue, gemeinsame Konzept von Ballhaus, Stereo und Wiki präsentiert und das Budget neu aufgeteilt werden. Ein Klagenfurt ohne Ballhaus und Stereo kann er sich nicht vorstellen - schließlich war auch er einmal jung, gibt er augenzwinkernd zu und erklärt, dass er sogar ab und zu im ((Stereo)) vorbeischaue. Wie er da steht, im Janker und mit der orangefarbenen Krawatte um den Hals, ist das ein bisschen schwer vorstellbar, aber immerhin: Es gibt scheinbar einen Lösungsansatz für die ganze Diskussion. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die drei Häuser einig werden und die Jugendkultur in Klagenfurt schlussendlich von diesem neuen Konzept profitiert.