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Natalie Brunner

Appetite for distraction. Moderiert La Boum de Luxe und mehr.

20. 9. 2009 - 15:31

Auf und davon

In "Up" schickt Pixar ältere Mitbürger auf Zivilisationsflucht.

Im neuesten, animierten Märchen von Pixar geht es um einen Menschen, dessen Geschichte - in konventionellen Erzählformaten gedacht -, eigentlich schon vorbei ist. Das Abenteuer, das uns Regisseur Pete Docter erleben lässt, fängt an, als wäre es der Epilog eines Lebens. Im Lauf der Geschichte wird diese - recht grausame - Einteilung über Bord geworfen.

Die Stärke von "Up" ist nicht ein Dauerfeuer der Effekte, eine Überreizung der Sehnerven durch atemberaubende Verfolgungsjagden, sondern die Poesie und Melancholie der Erzählung und der Humor, mit dem die Protagonisten entworfen und gezeichnet wurden.
Docter, der Regisseur von "Monsters Inc" schickt diesmal einen niemals schweigenden, amerikanisch-japanischen Pfadfinder und einen schweigsamen, gebrochenen Witwer auf einen Abenteuerausflug.

pixar

"Up" beginnt mit einem Rückblick. Zwei Kinder, beide große Fans des Abenteurers Charles F. Muntz treffen in einem verlassenen Haus aufeinander. Elli lädt Carl ein, das zweite Mitglied in ihrem Explorer Club zu werden. Als Mitgliedsausweis steckt sie ihm eine zur Medaille umfunktionierte Kapsel einer Limonadenflasche ans T-Shirt.

Eines der erklärten Ziele des Clubs ist es, auf den Spuren von Muntz zu den Paradise Falls zu reisen und das im südamerikanischen Dschungel vermutete, noch lebende Bindeglied zwischen Dinosaurier und Vogel zu finden. Aus dem Explorer Club wird eine Ehe und man sieht im Schnelldurchlauf die Stationen des gemeinsamen Lebens von Carl und Ellie. Und ehe man sichs versieht, steckt sich der zum alten Mann gewordene Junge seinen Explorerausweis wieder ans Jacket, diesmal um zum Begräbnis seiner Frau zu gehen.

Carl Fredricksons Leben besteht von nun an aus freudlosem Herumsitzen und Zusehen, wie rund um sein kleines Häuschen ein Hochhaus nach dem anderen gebaut wird, Immobilienhaie ihn zum Verkauf drängen wollen und einzig und allein Prospekte von Altersheimen in seinen Briefkasten flattern. Fredrickson, der in seiner sympathischen Zerknautschheit und Missmutigkeit an den alten Walter Matthau erinnert, macht den Lebenstraum der Reise zu den Paradise Falls wahr. An hunderte Ballons gebunden, schwebt sein Häuschen weg aus den grauen Hochhausschluchten.

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Als blinder Passagier mit an Bord ist Russel, der Pfadfinderjunge, der sehr an Short Round, den kleinen Kompagnon aus "Indiana Jones in Tempel des Todes" erinnert.

"Up" ist ein Märchen und eine humorvolle Ermutigung, unser Leben nicht den Strukturierungsmachanismen des Außen zu unterwerfen.