Erstellt am: 12. 9. 2009 - 14:36 Uhr
Auch nächstes Mal keine Gummistiefel
Der Sommer schwindet langsam dahin und so fand
letztes Wochenende in der Berliner Kulturbrauerei das traditionelle Sommerabschlussfestival „Summerize“ statt.
Verglichen mit den Wald -und Wiesenfestivals hat so ein Stadtfestival viele Vorteile: U-Bahnanschluss, Dächer, Toiletten, Asphalt. Das Summerize stellt ja auch immer neuere Bands aus der Stadt vor, die waren eher so lala. Die bewährten „Altbands“ Bierbeben, Masha Qrella und Kissogram dagegen waren gut wie immer.
Trotzdem schweiften die Gedanken auf diesem Indoor-Luxusfestival zu den anderen Festivals des Sommers, die ich als Besucherin gerne meide- und zu denen meine Bands nie eingeladen wurden. Diesen Sommer war es anders, wir waren mit der Band bei den schönsten, goldigsten Festivals überhaupt, nämlich beim Puch bei München und beim Bock’Mas bei Timelkam.
roesinger
Und so erkannte ich diesen Sommer – im hohen Alter erst – dass dieses Festival- Gummistiefel-Matsch-Getue doch nicht die Übertreibung verzärtelter Stadtkinder oder Woodstock-Zitiererei ist – inzwischen kommt der Festivalmatsch sogar in der Kaffeewerbung vor: Oma wir haben im Matsch getanzt- im Matsch! - ich erkannte, dass bei einem Festival, auch wenn es nicht regnet, allein durch die massenweise Begehung Matsch entsteht!
roesinger
Sozial interessant ist, wie bei den Festivals die Unabhängigkeit entfällt. Entweder man muss warten bis es vorbei ist, weil man ja nicht mit dem Bus durch die Menschenmenge zur Bühne fahren kann, und selbst wenn man sich unkollegialer Weise früher absetzen würde, ist die Unterkunft weit entfernt und Taxis gibt es nicht. Was aber auch sein Gutes hat, denn so bleibt man und harrt aus, es stärkt den Bandzusammenhalt, man nimmt das ein oder andere Getränk zu sich, die Stimmung steigt.
roesinger
Und noch auf der Rückreise freut man sich über das Erlebte und wundert sich nur, dass einen in der Abflughalle des Salzburger Flughafens die anderen Reisenden so abschätzig anschauen: Klar, weil sie sich nämlich in ihren neuen Dirndl- und Lodenerrungenschaften für den Flug festlich rausgeputzt haben und man selber mit verschlammten Turnschuhen und Matschspuren bis zur Wadenhöhe und erdverkrustetem Rollköfferchen leicht verkatert als rechtes Elendsbild da herumhockt. Und dann denkt man sich: Auch nächstes mal keine Gummistiefel.