Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Song zum Sonntag: Prefab Sprout"

Boris Jordan

Maßgebliche Musiken, merkwürdige Bücher und mühevolle Spiele - nutzloses Wissen für ermattete Bildungsbürger.

13. 9. 2009 - 06:00

Song zum Sonntag: Prefab Sprout

Wege zu Gott: "Ride"

Ride

I look around me, and I see
folks leading more constructive lives than me.
They don't do this for reward,
they are walking in the footsteps of their Lord;
and for themselves, they make no claims
they may die without the world knowing their names.

But they will ride, ride,
home to Jesus, heads held high,

Some good people, will deny
anything that they can't see with their own eye.
They don't walk, in God's light,
they just walk the way they do because it's right.

And they will ride, ride ..

People hear me, who can know (who can know)
if our time on Earth's the soundcheck or the show?
Ask a good man, and there's no doubt
he'll have too much on his mind to work it out.

But he will ride, ride ...

Ja Gott, Jesus, ER und der Weg zu ihm. Um nichts weniger geht es in "Ride" von der "neuen" Prefab Sprout.
Wie wird man heim zu Jesus reiten, welche Wege des Gottgefälligen sind möglich?

prefabsprout.net

Manche wandeln auf den Spuren Gottes, ohne auf den Lohn zu schielen, sie werden sterben, ohne dass sich jemand an ihren Namen erinnert. Die Dogmatiker.

Sie werden zu Jesus auffahren.

Es gibt die guten Leute, die stets alles anzweifeln, das sie nicht mit eigenen Augen gesehen haben, sie haben nichts mit Gottes Pfad am Hut, sie gehen ihren Weg, weil er der Richtige ist. Die Atheisten.

Sie werden zu Jesus auffahren.

Und zuletzt der "gute Mensch", der sich nicht um das Jenseits kümmern will, weil er zuviel im Kopf hat, um sich darum zu kümmern. Der Agnostiker.

Auch er wird zu Jesus auffahren

Also Alle. Richard Dawkins, der Papst, der namenlose Kirchgänger, der Egal-Hedonist - alle haben ihre Chance auf das Himmelreich. Das ist ja mal eine gute Nachricht. Eigentlich ist es die frohe Botschaft, der "good spell", der Gospel. Und es ist der Gospel aus der Sicht des christlichen Mystikers Meister Eckart, der angesichts Gottes und der Ewigkit solche irdischen Kleinigkeiten auch nicht besonders ernst genommen hätte.

"Selbst wer Gott lästert, lobt Gott" - Der Mystiker Meister Eckart und seine Predigten

derwesten.de

Paddy MacAloon ist ranke 52 und sieht aus wie Moondog. Er ist auch fast ebenso blind und seine Band Prefab Sprout existiert seit Jahren nicht mehr. Die war in den späten Achtzigern, vor allem wegen ihres Meisterwerkes "Steve McQueen", die Kritikerlieblingsband und - zusammen mit Style Council und Scritti Politti - der teilweise erfolgreiche Versuch von weißen, linken britischen Jungs, Soul herzustellen. Nun hat MacAloon 17 Jahre alte Bänder ebendieser Band hervorgekramt und neu bearbeitet. Damals, 1993, so MacAloon, schienen ihm die Songs nicht gut genug. Vielleicht wollte er auch als 35 Jähriger kein Gospel Album machen, denn das ist es geworden.

Der Song zum Sonntag ist eine Kooperation zwischen FM4 und der Presse am Sonntag und erscheint hier wie dort, wo sich der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar der Kolumne annimmt.

Auf zwei Drittel der Songs von "Let's Change the World with Music" wird Gott angerufen, die Götter neben ihm sind Mozart, Miles Davis und Irving Berlin. Die Platte beginnt sogar so wie die Welt, statt "es werde Licht" singt Paddy "Es werde Musik". Er, der "keine Zeit für Religion" hat, betet zum Schutzengel, dass Gott über "Sie" wachen möge und ruft den Liebesengel an, seine "goldenen Flügel" auszubreiten und ihn näher zum Göttlichen zu tragen.

Wen sowas nicht stört, der hat hier eine schöne, alte Gospelplatte eines einsamen, wenn auch etwas wirren Meisters, an deren Erscheinen niemand mehr geglaubt hätte.