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Michael Fiedler

Politik und Spiele, Kultur und Gegenöffentlichkeit.

3. 9. 2009 - 22:03

Ich will auch mal!

Die Ars Electronica 2009 ist wie ein großer Experimentierkasten. Die ersten Highlights der Main Gallery im Schiffsbauch.

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Die "Myoelektrische Handprothese" - mir gefällt ja Cyborghand besser - eignet sich nicht nur hervorragend dazu, Lichtschalter zu betätigen, mit einiger Übung kann man sicher auch gefahrlos die heißgewordene Glühbirne wechseln oder Brennstäbe in Kühlbecken verfrachten.

cyborg hand

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Hautkontakte messen durch Muskelspannung erzeugte elektrische Spannung, worauf sich die Finger öffnen und schließen. Wie genau das funktioniert ist aber egal, solange ich den Bösen damit ihre jämmerlichen, natürlichen Händchen quetschen kann.

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Was so aussieht wie die Helme aus Tron, ist so etwas wie Batmans Nachsichtgerät: Ich nenne es den Fledermaushelm. Eine Reihe von batteriebetriebenen (Wo ist die Myoelektrik, wenn man sie braucht?) Sensoren misst die Abstände zu Wänden, Lustern, Straßenschildern und gibt sie mittels Vibrationen an die Kopfhaut weiter. Je heftiger die Vibrationen, desto näher ein Hindernis. Augen zu und durch. Dass die Technologie noch nicht ganz ausgereift ist merkt man erst, wenn man über den ersten Hocker stolpert: Der Helm misst die Abstände nur in Kopfhöhe.

Durchaus marktreif ist hingegen das Gehirn-Computer-Interface. Ein wenig Gel auf die Kopfhaut, die Badehaube übergestülpt und eine halbe Stunde lang geübt, schon landet der gute, alte X-Y-Positions-Anzeiger für ein Bildschirmsystem im Mist.

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In fünf Jahren steuern wir alle den Cursor mit der Kraft unserer Gedanken und haben endlich beide Hände fürs Multitasking frei. Zum Beispiel zum fröhlichen Experimentieren.

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Mein Rhinozerosfrosch muss aber leider noch warten, Dr. Moreau ist gerade am Werk. Außerdem hat die Europäische Union da auch noch ein Wörtchen mitzureden. Dafür gibt es ein echtes Auge zu bestaunen. Und gleich um die Ecke wartet der Horror jener Industrien, die sich bislang um Copyrightverletzungen von Privatpersonen keine Sorgen machen mussten.

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Nein, das ist kein Kaffeautomat, sondern ein 3D-Drucker. Diese Geräte werden uns alle völlig unabhängig von so gut wie allem machen. Das S deiner Tastatur verloren? Du brauchst eine neue Kontaktlinse? Einen Zahnstocher? Kein Problem, das richtige Modell wird aus dem Torrent deiner Wahl geladen und einfach ausgedruckt. Der abgebildete Drucker kostet zwar 24.000 Dollar, doch zum Drucker druckenden Drucker ist es nur mehr ein kleiner Schritt.

Der vorläufige Höhepunkt der Ausstellung im Keller ist aber der Geminoid. Der japanische Forscher Hiroshi Ishiguro hat einen fast perfekten mechanischen Zwilling von sich selbst geschaffen, der zu atmen scheint, den Kopf bewegt und die Mimik seines Schöpfers imitiert. Der Android ist aber eigentlich gar kein solcher, denn von selbst macht der gar nichts.

ars electronica

weidinger

Es macht aber mächtig Spaß, sich hinter das gut versteckte Bedienelement zu setzen um die Besucher und Besucherinnen von den gewaltigen Fortschritten in Sachen künstlicher Intelligenz zu überzeugen. Irgendwann aber wird tatsächlich mein androider Zwilling statt mir in der Arbeit erscheinen und niemand wird es merken.