Erstellt am: 3. 9. 2009 - 10:24 Uhr

Oh! Kinderkaffee

Gut, ich oute mich hiermit: Ja, ich trinke Kakao. Täglich.

Ich habe mich reingeschlichen in diese weltumspannende Kaffeetrinkerrunde namens "Erwachsene", ich eine schaumige Mogelpackung, die auf eins der berühmtesten Initiationsrituale der westlichen Werte- und Genussgemeinschaft einfach verzichtet hat. Eine Dreißigjährige mit dem Lieblingsgetränk einer Dreijährigen. Wie verstörend, sagen die Gesichter meiner Gegenüber jedes Mal wieder. "Ich vertrag Kaffee sehr schlecht", sag ich dann. Was wiederum noch verstörender wirkt. Wie kann man Kaffee nicht vertragen!?

elisabeth gollackner, fm4

Kakao also. Gaugau. Süße Freude meiner Morgenstunden, bittere Erinnerung meiner Teenagerjahre.
Ich war 14, er war 18, und irgendwann hat er mich seiner Mutter vorstellen wollen. Ich also rauf hinten auf die Vespa, ab ins Vorstadtparadieshäuschen, und zwischen Spitzenpolster und Schwanenzuckerdosen kam dann die unvermeidliche Mutter-Frage: "Möchtest du eine Tasse Kaffee?"
"Nein danke, aber ein Kakao wäre super."
Eine Woche später hat er mich verlassen. Ohne Angabe von Gründen. Sein Freund "Vogel" (Ich glaube, es lag an der Nase. Teenager können so grausam sein.) hat mir allerdings nach ewiglangem erpresserischen Nachbohren verraten, dass es am Kakao lag. Das war ihm zu kindisch.

Ich hab dann sehr ernsthaft versucht, Kaffeetrinkerin und Raucherin zu werden. Hat aber außer schlechten Atem und Schädlweh nicht viel gebracht. (Und der Angebetete hatte eh schon eine Neue. Gelbe Zähne, gelbe Finger, klare Sache.)
Und weil man auch von Kakao recht gut schlechten Atem kriegen kann, bin ich dann eben irgendwann wieder umgestiegen. Und habe bei elterlichen Kaffeeangeboten immer nur "ein Glas Wasser bitte" bestellt.

Bis jetzt bin ich mit dieser Taktik sehr gut gefahren. Mein Zahnarzt ist halbjährlich entzückt über die fehlenden Ablagerungen und in unserer Cafeteria servieren sie den Kakao glücklicherweise auch im Kaffeebecher, wunderbar kaschiert mit Bohnenaufdruck, weswegen sich die bornierten Fragen und spöttischen Grinser in Grenzen halten. Einzige Schwachstelle sind manche Autobahnraststätten, wo man Kakao nur in diesen idiotisch bunten Clownhäferln kriegt. Aber das hat dann auch schon wieder was. Ungefähr so, wie mit der Burgerkingkrone durch die Fußgängerzone zu laufen. Das tut manchmal einfach gut.