Erstellt am: 29. 8. 2009 - 16:59 Uhr
Märchenrock und Bärenpunk
Der Herbst ist da.
Nein, ich lasse mich nicht wie jeder Österreicher gleich über das schlechte Wetter aus, nachdem ich vor zwei Tagen noch geraunzt habe, wie verschwitzt und verklebt ich nach einer kurzen Radtour bin.
Es geht vielmehr um die Veröffentlichungsflut in Zeiten der fallenden Blätter. Und wo gehobelt wird, dort fallen bekanntlich Späne. Aber genug der schlechten Analogien, der grusligen Metaphorik und nichts wie hinein ins Vergnügen.
Keine Bilderbuchband
Wie ein Wirbelsturm ist der Calypso der oberösterreichischen Band Bilderbuch über uns hereingebrochen. Wuchtige Gitarren packen darin richtig zu, während in fast schon an Hysterie grenzender Exaltiertheit von Tigern in leeren Räumen halluziniert wird. Wer hätte sich da gedacht, dass dieser musikalisch extravagante Streich von einem sehr jungen Quartett stammt, das im wahrsten Sinn des Wortes eine reine Weste trägt. So haben alle vier Jungs die Klosterschule besucht nur um am Ende festzustellen: Beten ist nicht ihr Ding.

Nikolaus Ostermann
Vielmehr werfen Bilderbuch manchmal zornig, manchmal mit Augenzwinkern und meist mit einer charmanten Aufmüpfigkeit mit ihren absurden und gewitzten Parolen um sich, wobei dazu Gitarren geschrammelt werden, dass es nur so raucht. "Nelken & Schillinge" nennt sich ihr Debüt, dass dieses Wochenende auf Schönwetter Schallplatten erschienen ist.

Bilderbuch
Darauf wird unter der Diskokugel mit Joghurt gekleckert, wobei alles auf den Blusen der Beine schwingenden Mädchen landet. Auch wenn man Tobias Kontrolle heißt, kann man im Reich von Bilderbuch in der Psychiatrie landen, vor allem dann, wenn man alles auf Sand gebaut hat. Da hilft dann meist nur mehr sich aus der Seele zu schreien: "Man hat mir weh getan!".
In der FM4 Soundparknacht werden wir das Bilderbuch gemeinsam mit Sänger Maurice und Schlagzeuger Fö aufschlagen und finden darin hoffentlich Antworten auf die Fragen: Wie kann man Metal-Klischees, Parolen-artige Neue Deutsche Welle-Texte mit Franz Ferdinand-Beats kombinieren? Was haben die vier Jungs mit dem Vertonen von Märchen zu tun? Und wird in Klosterschulen wirklich nur gebetet?
Wenn in Kärnten die Bären steppen
Wir kennen die Wahrheit, singen die Bionicbabies in dem Song "I Know The Truth". Eine exquisite Tatsache, wenn man weiß, dass diese Band aus Kärnten kommt. So könnte man unweigerlich den Schluss ziehen, sie wüssten um die Gerüchte und Verschwörungstheorien, die in ihrer Heimat kursieren, Bescheid und könnten sie aufdecken. Doch weit gefehlt, mit Politik in diesem Sinne haben die vier Villacher nichts am Hut. Dann schon eher, wenn es darum geht, die südliche Subkulturszene Österreichs zu beleben. Und das macht die noch recht junge Formation mit einem Debüt, dass auf dem Wiener Label Crater8Records erscheint.

Bionicbabies
"are bears" ist das Album betitelt und hat - gleich vorweg - nichts mit einem Tal in Kärnten zu tun, in dem mir auf einer Hütte auch schon mal kleine, blaue, flauschige Stoffbären als Werbegeschenk angeboten worden sind, die ich von ganzem Herzen mit freundlichem Lächeln abgelehnt habe. Vielmehr geht es darum, die von Menschen diesen Tieren zugeschriebenen, gegensätzlichen Seiten zu vereinen. Also den knuddeligen und gleichzeitig gefährlichen Aspekt musikalisch zuzulassen.

Bionicbabies
So wird zwar melodischen Hooks und eingängigen Gesangslinien gefrönt, allerdings kann man sich schon mal die Knie an den scharfen Ecken und Kanten des punkigen Rocksounds blutig stoßen. Wenn man unbedingt in die Referenzkiste greifen möchte, so würde man Placebo ebenso herausziehen können, wie Mando Diao oder Die Happy. Wegen letzteren hätten sich die vier Kärntner auch zusammen getan, so der Gründungsmythos.
Sängerin Katrin und Gitarrist Tom werden extra aus dem Süden anreisen, um sich mit uns in einer Soundpark Listening Session durch ihr Album zu hören.
Dringliche Herzensangelegenheit: Österreichische Musik
Für mich ist Rainer Krispel einer derjenigen "Szenemenschen" der österreichischen Musiklandschaft, der maßgeblich an der Entwicklung der heimischen Subkultur beteiligt war und noch immer ist.

Rainer Krispel
Herzensangelegenheit war für den Booker, Musikjournalist und leidenschaftlichen Sänger immer schon die Musik in ihrem sozialen und politischen Umfeld, wie man in dem ausführlichen mica-Interview nachlesen kann. Wer würde als "Nachfolger" nach Robert Rotifer, der in meiner
artist
song
Maische
I See Si
The More Exteneded Versions
I Love A Man In A Uniform
Naked Lunch
Gimme Shelter
PH Value
Life's Too Short
Shy
Vorbei
Texta
Millionen Personen
Kurort
Its
Eros Maifeld
The Phenomenal Polypheme
The Passengers
Hot Velvet Sex
Monochrome Bleu
I Walk This Way