Erstellt am: 26. 8. 2009 - 17:39 Uhr
Utopien für Millionen
World Cinema Foundation
Martin Scorsese ist einer der wichtigsten Regisseure der Welt. Was weniger bekannt ist: er ist auch einer der bedeutendsten Filmvermittler und -sammler. Der jahrzehntelange Cinephile Scorsese setzt sich seit langer Zeit für die Erhaltung des internationalen Filmkulturerbes ein. Im Mai 2007 gibt er bei den Filmfestspielen in Cannes die Gründung seiner World Cinema Foundation bekannt: die gemeinnützige Organisation versucht ausgewählte Filme zu restaurieren und damit der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Scorsese ist auf einer Mission: er will die verschütteten Meisterwerke der Filmgeschichte ausgraben und aufpolieren. Dafür setzt er sich mit seinem bekannten Namen ein: dass eines Tages ein arabisches Drama dem neuesten Terminator-Film Paroli bieten kann. Nicht ökonomisch, aber gefühlsmäßig. Scorsese will sie wieder ins Wahrnehmungs-System einspeisen. Er weiß, dass das auch ein Kampf gegen Windmühlen ist; dass seine World Cinema Foundation nur einen kleinen Beitrag leisten kann.
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Für Scorsese ist diese Arbeit eine logische Fortsetzung seiner eigenen Regisseurskarriere: seine Filme von Taxi Driver hin zum gerade entstehenden Psychothriller Shutter Island sind keine Inseln. Scorsese ist ein originärer Regisseur, seine Arbeiten unverwechselbar: und dennoch sind sie stark beeinflusst von anderen Regisseuren und deren Ästhetiken. Die World Cinema Foundation erwirbt und restauriert Filme aus vielen Ländern: ein Schwerpunkt liegt auf jenen Regionen, die sich eigene Archivierungsprojekte nicht leisten können. Die WCF ist kein undurchsichtiger Apparat: Scorsese hat seine Kollegen als Berater eingespannt. Mit dabei sind unter anderem Hellboy-Regisseur Guillermo del Toro und Wim Wenders. Und damit die restaurierten Schätze nicht nur von wenigen Privilegierten gesehen werden, kann man sie sich gratis ansehen. Und zwar auf der Internet-Plattform: theauteurs.com.
Die Retrospektive
Der Großmeister: Eine Verneigung vor Scorsese von Christian Fuchs
Das Österreichische Filmmuseum in der Wiener Albertina zeigt bis zum 6. Oktober das Gesamtwerk von Scorsese. Eröffnet wird heute Abend ab 19 Uhr mit einer Doppelvorstellung von seinem ersten (Who's That Knocking at My Door?) und seinem vorerst letzten (The Departed) Langfilm.