Erstellt am: 23. 8. 2009 - 16:14 Uhr
Knut und die RZB
„Nix war los“, sagen die Freunde „Sommerloch.“ Nun gut, die kürzeste U-Bahn Deutschlands ist eröffnet worden, und die Leichtathletik-WM wird wegen Überwachungswahn und Einschränkung der Pressefreiheit von der taz boykottiert, was richtig, aber irgendwie auch egal ist, wenn man sich eh nicht so für Sport interessiert.
Obwohl ja die Leichtathletik an sich noch angenehmer daher kommt als andere unnötige Sportarten. Beim 100 Meter-Lauf zum Beispiel ist, anders als beim Fußball oder Tennis, ein baldiges Ende abzusehen, im Idealfall schon nach 9,58 Sekunden.
Die emotionalste Nachricht kam jedoch aus dem Berliner Zoo: Knut hofft auf eine Spätsommerliebe!
Radio FM4
Um Knut war es ja ein wenig still geworden in letzter Zeit. Wir erinnern uns: Am 5. Dez 2006 von Eisbärin Tosca geboren und verstoßen, von Pfleger Thomas Dörflein hingebungsvoll aufgezogen, zum Publikumsliebling avanciert, dann Tod des Pflegers, Dörfleins menschliche Kinder verzockten über ebay persönliche Gegenstände, angeblich um den Grabstein zu bezahlen, worauf mehrere Berliner Steinmetze unentgeltlich ihre Dienste anboten. Dann stieg mal noch eine verwirrte Zoobesucherin zu Knut ins Gehege, der inzwischen mit seinem unschön gelb verfärbten Fell auch schon ein wenig räudig aussah, und das war’s dann mit den Knut-News.
Mitte August aber kam die Sensationsmeldung: Die aufgeweckte Eisbärin Gianna, eine mollige Italienerin, soll aus dem Münchner Zoo Hellabrunn nach Berlin kommen.Selbst seriöse Berliner Tageszeitungen unterstellen nun dem Eisbären den Wunsch nach einer RZB (romantische Zweierbeziehung).
Radio FM4
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Wie blöd will die Welt noch werden, wenn jetzt schon Eisbären paarnormativem Druck ausgesetzt werden? Wenn den Einzelgängern unter den Raubtieren zarte Gefühle angedichtet werden? Und wenn man sich schon auf das Glatteis der tierischen Liebessemantik begibt: Was hätte Gianna davon?
Knut ist erwiesenermaßen ein schwer gestörter Egozentriker: Ablehnung durch die Mutter und früher Verlust des Pflegevaters haben zu Traumata und Bindungsunfähigkeit geführt, der Erfolg als Publikumsliebling hat jede weitere sittlich-seelische Reifung verhindert.
Was hätte Gianna an seiner Seite zu erwarten - außer schwierige Beziehungsarbeit zu verrichten und als soziales Regulativ zu dienen? Nichts, Nichts und wiederum Nichts!